Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
Meyer kennt unsere Namen, er gehört ja zum 3. Zug, dachte er, deshalb steht der immer da unten, dachte Frank, weil die wissen, daß immer einer vom 3. Zug der letzte ist, und er dann die Namen weiß, aber dann konzentrierte er sich lieber auf das Treppenspringen, sie waren weit hinten, Schmidt und er, und Schmidt drohte ihm jetzt davonzuziehen, deshalb nahm Frank immer vier Stufen auf einmal statt nur drei, das brachte ihn wieder nach vorne, hinter ihm schrien die Fahnenjunker irgendwas vom Wochenende, aber darauf konnte er jetzt nicht mehr achten, dafür ist jetzt keine Zeit, dachte er, es ist auch nicht wichtig, was genau sie rufen, dachte er, die Geste zählt, ein alberner Gedanke, dachte er, das kommt von der Lacherei, das ist zwar eigentlich gesund, mal richtig lachen, aber wohl nicht hier, dachte Frank. Dann war er endgültig an Schmidt vorbei und schämte sich gleich ein bißchen, daß er versuchte, Schmidt in den Regen zu stellen, einer muß der letzte sein, dachte er, da sollte man nicht gegeneinander antreten, und Schmidt ist okay, dachte er, deshalb tat er, als würde er straucheln, um auf diese Weise ein bißchen das Tempo rauszunehmen, worauf Schmidt an ihm vorbeistürmte und sich in das panische Gewühl warf, das aufgrund einer Stauung am Ausgang des Kompaniegebäudes entstanden war, die Rekruten schubsten sich dort unter Einsatz der Ellenbogen gegenseitig weg, jeder wollte so schnell wie möglich durch die Tür, keiner wollte der letzte sein. Von hinten kamen mit Frank zusammen die brüllenden Fahnenjunker dazu und riefen Dinge wie »Ihr sollt da nicht schwul rummachen, ihr sollt antreten«, was die Panik nur noch verstärkte. Frank stellte sich dazu und versuchte, so gut es ging, locker zu bleiben, einer muß der letzte sein, dachte er, das liegt in der Natur der Sache, aber dann drängelte er sich mit aller Macht durch und war doch nicht der letzte, der draußen, auf dem engen Weg am Kompaniegebäude an Feldwebel Meyer vorbeilaufen mußte, der letzte, das hörte er am Gebrüll des Feldwebels hinter sich, war Pionier Klotz aus Franks Stube, dem das schon öfter passiert war. Frank lief weiter bis zum Antreteplatz und versuchte sich gemeinsam mit den anderen Rekruten unter dem allgemeinen Gebrüll der Ausbilder so aufzustellen, wie man es ihnen schon am Tag zuvor versucht hatte beizubringen und wie sie es auch heute noch nicht konnten und wie sie es auch an den darauffolgenden Tagen noch lange nicht beherrschen sollten.
    »Heute ist Mittwoch, morgen ist Donnerstag und übermorgen ist Freitag, Männer, da solltet ihr eigentlich ins Wochenende gehen können. Aber wenn ich mir euch Hühnerhaufen so angucke, und wenn ich mir das Gepiepse von euch anhöre, dann denke ich mal, daß ihr alle schön hierbleibt und noch ein bißchen Nachhilfe nehmt.«
    Der Spieß war ein kräftiger Mann mit einem imposanten Brustkorb, den er ordentlich herausdrückte, während er grimmig lächelnd vor der Kompanie stand und sie anbrüllte.
    »Also noch einmal: Guten Morgen, Kompanie!« »Guten Morgen, Herr Hauptfeld«, brüllten die Rekruten.
    »Das war noch nichts. Noch mal: Guten Morgen, Kompanie!«
    »Guten Morgen, Herr Hauptfeld«, brüllten die Rekruten.
    »Mein Gott! Höre ich schlecht, oder was? Lebt ihr noch, Leute? Guten Morgen, Kompanie!«
    »Guten Morgen, Herr Hauptfeld!«
    »Hm… Gleich, nachdem ich ein paar Dinge mit Ihnen besprochen habe, werde ich Sie dem Kompaniechef melden. Wenn das dann wieder so ein schlappes Gemurmel gibt, dann gute Nacht, Leute, dann auf Wiedersehen, Wochenende, dann wird das geübt bis Montag morgen. So, und nun einige Dinge.« Der Spieß schaute auf einen kleinen Zettel in seiner Hand. »Wer von Ihnen hat keinen Freischwimmerausweis mitgebracht?«
    Einige Soldaten meldeten sich, darunter Frank und seine Stubenkameraden Leppert, Hoppe, Schmidt, Hartmann und Neubarth. Frank fand es beruhigend, daß er überwiegend mit Leuten zusammenwohnte, die auch keinen Freischwimmerausweis hatten. Was sind das für Leute, dachte er, die ihren Freischwimmerausweis zehn, zwölf Jahre aufheben, vielleicht sogar länger?
    »Was sind Sie für Leute«, nahm der Spieß diesen Gedanken auf, »daß Sie sowas nicht aufheben? Jetzt müssen Sie den Freischwimmer noch einmal machen. Achten Sie auf das Schwarze Brett, da werden Sie bei Gelegenheit Ihre Namen finden, und dann geht Oberleutnant Schwarzkopf mit Ihnen ins Freibad, um das nachzuholen. Verdammte Schweinerei ist das.«
    »Was ist, wenn man nicht schwimmen

Weitere Kostenlose Bücher