Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
pennen oder so, ich nehm auch ‘ne Luftmatratze«, sagte Harry.
»Eigentlich gern, Harry«, sagte Frank. »Eigentlich gern, aber … «
»Bei uns geht das nämlich nicht«, sagte Hanni, »das ist, weil …«
»Das geht nicht«, unterbrach ihn Harry. »Mehr braucht Frankie gar nicht zu wissen. Bei den anderen geht’s nicht. Ist nur für ein paar Tage, zwei Wochen vielleicht.«
»An sich gern, Harry«, sagte Frank. »Das Problem ist nur, daß bei mir schon einer auf der Luftmatratze schläft.«
»Hm«, sagte Harry und sah Frank scharf dabei an. »Da schläft schon einer bei dir im Zimmer auf der Luftmatratze? Was ist das denn für ein Scheiß!«
»Nein, ehrlich, Harry, ich meine, sowas denkt man sich doch nicht aus, warum soll ich dich anlügen, Harry, ehrlich mal.« »Wer denn? Wer soll das denn sein?«
»Achim.«
»Welcher Achim?«
»Achim Schwarz, das ist der, den du mal mit mir da im Storyville getroffen hast.«
»Der bei Kellogg’s arbeitet? Der Juso-Typ?«
»Genau. Bloß daß der da nicht mehr ist.«
»Was, bei den Jusos?«
»Das auch. Und bei Kellogg’s. Ist ‘ne lange Geschichte.«
»Und der wohnt bei dir in deinem Zimmer? Ich dachte, der wohnt da sowieso, ich dachte, der hätte bei euch ein eigenes Zimmer.«
»Nein, in dem wohnt jetzt ein anderer, der war zwischendurch ins Ruhrgebiet gezogen, und jetzt ist er wieder hier, und in seinem Zimmer wohnen jetzt andere, also ich, während in meinem früheren Zimmer … «
»Stimmt das auch?« schnitt Harry ihm das Wort ab.
»Harry, mal ehrlich, warum sollte ich dich anlügen?«
»Harry hat dir vorhin das Leben gerettet, Alter«, mischte Hanni sich ein.
»Halt’s Maul, Hanni. Wenn ich will, daß du was sagst, dann sag ich es dir«, sagte Harry. »Bis dahin hältst du die Schnauze.«
»Okay, Harry!«
»Und wohnt der noch lange bei dir?«
»Weiß ich nicht. Glaube ich nicht, Harry«, sagte Frank, »oder vielleicht doch«, fügte er hastig hinzu, es war schwer zu entscheiden, was hier die richtige Antwort war, »keine Ahnung, ist halt ein Kumpel, der muß ja auch erstmal was anderes finden, was soll man machen, außerdem haben wir keinen Strom, die Dusche ist kaputt, das Klo geht nicht mehr … «
»Kein Scheißhaus? Wie geht das denn?«
»Katzenstreu. Da hat einer Katzenstreu reingeworfen.«
»Klumpstreu?« fragte Harry.
»Weiß ich nicht, ja, ich glaube schon … «
»Bestimmt Klumpstreu!« sagte Harry. »Mein Gott, wie bescheuert ist das denn? Werfen die Klumpstreu in ihr Klo!«
»Total bescheuert«, sagte Hanni.
»Was seid ihr bloß für Schweinehippies«, sagte Harry. »Das ist ja widerlich.«
»Ja, ja, sage ich ja auch immer«, sagte Frank. »Aber auf mich hört da keiner.«
»Das kann ich ändern, wenn du willst«, sagte Harry.
»Nee, danke, laß mal, Harry.«
»Mußt nur Bescheid sagen.«
»Ja«, sagte Frank und trank sein Bier aus. »Ist nett von dir, Harry, aber das geht erstmal auch so, glaube ich. Und vielen Dank für das Bier und so, ach nee, ich gebe das mal aus, meine ich …« Frank zerrte einen Zehnmarkschein aus der Hosentasche und legte ihn auf den Tisch. »Alles klar, Harry, ich muß dann mal, ich bin ziemlich müde, und morgen ist wieder Kaserne und so … «
»Nimm mal dein Geld wieder, ich hab dich eingeladen, Frankie«, sagte Harry und stopfte ihm den Zehnmarkschein in die Brusttasche seiner Jacke. »Wo bist du denn
jetzt eigentlich in der Kaserne?«
»Ich? In der Vahr.«
»In der Vahr? Bei uns in der Kaserne?«
»Ja. Hat sich so ergeben.«
»Mann, hast du ein Glück … «
»Ja, so kann man das auch sehen. Ich gehe dann mal, Harry, okay? Und wenn sich wegen dem Zimmer noch was ergibt, dann sag ich Bescheid, ich melde mich dann von selber, okay? Ich melde mich, sobald sich was ergibt. Wo kann ich dich denn zur Not erreichen?«
»Hier«, sagte Harry. »Du kannst mich immer hier erreichen. Wenn ich nicht da bin, dann sagst du einfach Jogi Bescheid.«
»Wer ist Jogi?«
»Das ist Jogi«, sagte Harry und zeigte auf den Mann hinterm Tresen. Jogi nickte. »Sag Jogi Bescheid. Jogi weiß dann schon Bescheid.«
»Das ist gut«, sagte Frank und stand auf. »Ich sag dann Bescheid. Mach’s gut, Harry.«
»Mach’s gut, Frankie.«
»Ja, tschüß dann allesamt«, sagte Frank in die Runde und ging zur Tür. Jogi kam hinter dem Tresen hervor und schloß ihm die Tür auf.
»Und, Frankie«, rief Harry, als er die Tür schon geöffnet hatte.
»Ja, Harry?«
»Vergiß nicht: Du schuldest mir was. Ich habe dir
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