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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Frank fand das lustig, er war in der Stimmung für solchen Schabernack, er drehte sich um, grinste und winkte mit der Hand, und als bei dem Auto eine Scheibe runtergekurbelt wurde und jemand etwas rief, winkte er noch einmal und ging seelenruhig weiter, bis plötzlich das Auto mit ebenso quietschenden Reifen wieder anfuhr, neben ihm auf dem Bürgersteig hielt, ein ziemlich großer und ziemlich fies aussehender Mann heraussprang, ihn packte und gegen einen Zaun drückte. Hinter dem Mann kamen noch drei weitere Leute aus dem Auto heraus, es war ein Opel Rekord, ein ziemlich altes Modell, auch hier ein alter Opel, dachte Frank unsinnigerweise, während der sehr große, sehr schwere und sehr kräftige Mann ihn mit sehr großen Händen an den Zaun drückte wie ein lästiges Insekt.
    »So«, sagte der Mann.
    Frank sah jetzt, daß die anderen drei Leute, die sich hinter dem ihn festhaltenden Mann versammelten, zwar lange nicht so groß und so kräftig waren wie eben jener Mann, aber doch genauso fies aussahen, sie hatten eine ganze Menge an Bärten, langen, zotteligen Haaren und schlechten Zähnen zu bieten, und was sie sagten, klang auch nicht gerade ermutigend, einer sagte »Reiß ihm das Gesicht ab, Hanni«, der andere sagte »Guck dir den Wichser an«, und der dritte sagte »Lebensmüde!« und bei dem Wort lebensmüde merkte Frank mal wieder, wie müde er war, gerade jetzt, im festen, geradezu stählernen Griff jenes Mannes, der wohl Hanni hieß, war er so müde wie nie zuvor, und das ist seltsam, dachte er, eigentlich müßte das Adrenalin einen hellwach und mehr als munter machen, aber wahrscheinlich ist das Adrenalin auch nicht total bescheuert, dachte er, es ist die völlige Aussichtslosigkeit der Situation, die absolute Chancenlosigkeit, dachte er, die Tatsache, daß man bei einem wie Hanni nur hoffen kann, daß er es kurz macht, dachte er, die dazu führt, daß das Adrenalin gleich ganz zu Hause bleibt.
    »He, Hanni«, rief da eine Frank bekannte Stimme.
    Hanni drehte sich um und ebenso drehten sich seine drei Freunde um, und auch Frank schaute dahin, wo die Stimme herkam, und alle sahen sie Harry, der seelenruhig herangeschlendert kam.
    »Laß ihn sofort los, Hanni«, sagte er, »das ist ein Kumpel von mir.«
    »Der hat uns verarscht, Harry«, sagte Hanni.
    »Vergiß es, Hanni. Laß ihn runter und entschuldige dich bei ihm«, sagte Harry, »das ist ein Kumpel von mir.«
    »Konnte ich ja nicht wissen, Harry, tut mir leid, konnte ich ja nicht wissen, daß das ein Kumpel von dir ist, tut mir leid, Harry«, beteuerte Hanni. Er ließ Frank los und zupfte an seiner Jacke hin und her.
    »Entschuldige dich nicht bei mir, Hanni, entschuldige dich bei ihm«, sagte Harry.
    »Tut mir leid«, sagte Hanni zu Frank.
    »Ist schon okay«, sagte Frank.
    »Hallo Frankie«, sagte Harry. »Schön, dich mal wiederzusehen.«
    »Hallo Harry! Finde ich auch«, sagte Frank.
    »Was war denn los?« sagte Harry zu Hanni.
    Hanni erzählte es ihm. Als er damit fertig war, dachte Harry kurz nach. »Dann mußt du dich auch entschuldigen«, sagte er zu Frank. »Das war nicht in Ordnung.«
    »Ja, tut mir leid«, sagte Frank.
    »Ist schon okay. Wenn du ein Kumpel von Harry bist, ich meine …« Hanni machte ein unbestimmtes Zeichen mit der Hand, »gut, daß der noch gekommen ist, da hätte sonstwas passieren können«, sagte er.
    »Okay«, sagte Harry, »dann ist das ja geklärt. Und jetzt gehen wir alle mal schön einen trinken.«
    Hanni und seine Kumpels nahmen den Wagen, während
    Harry mit Frank zu Fuß in die Weberstraße und dort in eine unauffällige Souterrain-Kneipe mit Namen Jogi’s kleine Bierstube ging, in der nicht viel los war, genauer gesagt war niemand darin außer einem Mann hinter dem Tresen, der Harry mit Handschlag begrüßte und ihnen zwei Flaschen Bier gab.
    »Gleich kommt noch Hanni mit den anderen«, sagte Harry zu ihm. »Die läßt du noch fein, und dann machst du zu.«
    Der andere nickte, und Harry setzte sich mit Frank im hinteren Teil des Raumes an einen großen runden Tisch.
    »Wir müssen im Augenblick ein bißchen aufpassen«, sagte Harry.
    »Ah ja«, sagte Frank, der gar nicht so genau wissen wollte, was Harry damit meinte. Harry sah auch nicht so aus, als wollte er das gerne erzählen. Sie tranken Bier und sagten nichts, bis kurze Zeit später Harrys Kumpel auftauchten. Der Tresenmann schloß hinter ihnen ab und gab ihnen Bier. Dann setzten sie sich dazu.
    »Hanni hast du ja schon kennengelernt«, sagte Harry,

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