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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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vorhin den Arsch gerettet.«
    »Schon klar, Harry, vielen Dank auch, Harry«, sagte Frank.
    »Kein Problem«, sagte Harry.
    Frank schloß die Tür hinter sich und ging die Stufen hinauf auf die Straße. An Sibilles Haus blieb er kurz stehen und überlegte, welches wohl das Fenster von ihrem Zimmer war. Und wo er dort schon einmal stand, drehte er sich auch gleich noch eine Zigarette. Die Fenster von Sibilles Haus waren alle dunkel. Morgen, dachte er, morgen vielleicht. Aber was, wenn nicht, dachte er. Was, wenn nicht?
40.  MÄNNER MIT NERVEN
    Am nächsten Morgen war Frank gerade damit beschäftigt, den Stand in den Benzin- und Dieseltanks zu peilen, als Stuffz Aster vorbeikam und ihm sagte, daß er zum Spieß kommen sollte.
    »Was ist da eigentlich los mit Ihnen und dem Spieß?« fragte der Stuffz. Er stand oben, am Rande des Peilschachts, und Frank mußte den Kopf ziemlich weit in den Nacken legen, um nicht mit seinen Kniescheiben reden zu müssen.
    »Keine Ahnung«, sagte Frank, »nur so Verwaltungskram.«
    »Dann ist ja gut«, sagte der Stuffz, »nicht daß wir da noch Ärger kriegen.«
    »Auf keinen Fall«, sagte Frank.
    »Aber peilen Sie ruhig noch zu Ende.«
    »Okay.« Frank wischte mit einem Lappen über den Peilstab, markierte ihn dort, wo er den Peilstand ungefähr vermutete, mit Kreide und ließ ihn in den Tank hinunter. Dann zog er ihn wieder hoch.
    »Tausendvierhundertdreiundvierzig. Wir haben immer noch zuviel Diesel, Stuffz«, sagte er.
    »Dann sehen Sie zu, daß Sie den loswerden, Lehmann«, sagte der Stuffz, »das kann doch nicht so schwer sein, überschüssigen Diesel loszuwerden. Das ist doch viel einfacher, als wenn wir zu wenig hätten.«
    »Das ist nicht unbedingt gesagt«, sagte Frank. »Als wir damals … «
    »Lehmann«, unterbrach ihn der Stuffz, »erzählen Sie das Ihrem Friseur. Ich kann mich doch nicht um alles kümmern. Wenn was ist: Ich bin im Uffz-Heim!« Damit ging der Stuffz.
    Frank kletterte aus dem Tankschacht, wischte sich die Hände an der Hose ab und wartete, bis der Stuffz hundert Meter weiter weg war. Dann ging er hinterher.
    »Ah! Lehmann zwei«, rief der Spieß.
    »Lehmann eins ist seit sechs Wochen entlassen«, sagte Frank.
    »Das weiß ich«, sagte der Spieß. »Aber solange Sie für den Major Lehmann zwei sind, sind Sie für mich auch Lehmann zwei. Haben Sie auch nicht versäumt, gestern noch aufs Schwarze Brett zu gucken, Lehmann?«
    »Nein«, sagte Frank, »vielen Dank auch, Hauptfeld!«
    »Was wollen Sie, Lehmann? Wollen Sie, daß ich Sie extra nicht zum Fackeltragen einteile, bloß weil Sie das Gelöbnis verweigert haben? Wollen Sie da noch ‘ne Belohnung für?«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt«, sagte Frank. »Ich habe Vielen Dank auch, Hauptfeld gesagt.«
    »Da können Sie hundertprozentig sicher sein, Lehmann, daß wir Sie nicht benachteiligen, bloß weil Sie kein Gelöbnis ablegen. Tun wir nicht. Alles fein. Aber bevorzugen können wir Sie dafür natürlich auch nicht.«
    »Ja, vielen Dank auch, Hauptfeld.«
    »Wissen Sie, Lehmann, mir gefällt Ihr Ton nicht.«
    »Das tut mir leid, Hauptfeld.«
    »Mir gefällt überhaupt schon lange nicht mehr, was die Mannschaften in dieser Kompanie sich immer öfter für einen Ton herausnehmen, Lehmann, und Sie sind da einer der schlimmsten.«
    »Das macht mich betroffen, Hauptfeld.«
    »Wollen Sie mich verarschen, Lehmann?«
    »Um Gottes willen, Hauptfeld«, sagte Frank.
    Der Hauptfeld schaute ihm grimmig in die Augen, so als wollte er sehen, ob Frank seinem Blick standhielt. Albernes Spielchen, dachte Frank und hielt dem Blick des Hauptfelds so lange stand, bis der Hauptfeld einen Kamm herausholte und sich damit durch das schüttere Haar fuhr.
    »Passen Sie mal lieber ein bißchen auf, Lehmann«, sagte er. »Hier waren schon viele in der Kompanie, die sich für schlau gehalten haben. So wie Sie mit Ihrer Grünzeugkarte. Sie haben wohl geglaubt, daß wir Ihnen da nicht auf die Schliche kommen, was? Von wegen Grünzeugkarte vergessen! Ich weiß, wo Ihre Grünzeugkarte ist, Lehmann. Die ist hier!«
    Der Spieß hielt triumphierend Franks beschlagnahmte Grünzeugkarte hoch. »In Ihrer Akte war die. Die ist mir gleich entgegengefallen, als ich Ihren Schrieb da reingetan habe. Was sagen Sie nun?«
    Frank sagte nichts.
    »Vielleicht denken Sie ja, wir wären hier alles Trottel, Lehmann«, fuhr der Hauptfeld fort, »ich und der Kompaniechef und die anderen Dienstgrade, daß wir totale Idioten sind oder sowas. Das haben schon viele

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