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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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hatte.
    »Ich hab Sie gesucht«, sagte Frank.
    »Was wollen Sie denn?«
    »Wir sind jetzt schon zwei Stunden da drin.«
    »Na und? Wollen Sie vielleicht lieber draußen stehen? Da ist es kalt, da weht ein rauher Wind, wir haben das extra organisiert, daß Sie hier einen eigenen Raum haben, so ist das nämlich.« Der Hauptfeld lachte dröhnend und klopfte Frank auf die Schulter. »Seien Sie froh!«
    »Es ist ja nur, weil ich Hunger habe. Ich meine, wir sind um elf Uhr los, das war vor über zwei Stunden, also ist das jetzt wohl dann eins, dann ist doch eigentlich schon lange Mit ta g …« »Ach so«, unterbrach ihn der Hauptfeldwebel und kraulte sich den Bart. »Da ist natürlich was dran. Wie heißen Sie nochmal?«
    »Lehmann.«
    »Gut, Lehmann, gehen Sie zurück in Ihren Aufenthaltsraum. Ich guck mal, ob ich was zu essen finde. Das dauert sowieso noch, bis das hier losgeht.«
    Der Hauptfeld stiefelte entschlossenen Schrittes davon. Frank ging zurück in seinen Raum. Dort erzählte gerade Baumann Rücken eine Geschichte.
    »… jedenfalls wollte ich das natürlich nicht, aber der Oberfeld, der wußte natürlich genau, wo der Hase langläuft, also hat der gleich zu mir gesagt, hallo Lehmann, hast du den Hauptfeld gefunden?«
    »Ja. Er will mal gucken, ob’s was gibt.«
    »Rückert hat gerade erzählt, daß die im Schrank von der Mun-Gruppe noch zweihundert Gramm Dynamit rumliegen haben.«
    »TNT«, verbesserte ihn Rückert.
    »Das mußt du dir mal vorstellen, Lehmann. Hast du sowas schon mal gehört? Naja«, wandte er sich wieder Rückert zu, »jedenfalls habe ich zu unserem Oberfeld gesagt, daß man doch gucken könnte, ob man die Kochgeschirre und die Eßbestecke nicht zusammen unter derselben Nummer … «
    Frank setzte sich an den Tisch und war froh, daß Baumann einen anderen Gesprächspartner gefunden hatte.
    Und damit das so blieb, legte er den Kopf auf die Tischplatte und tat, als würde auch er schlafen.
    Etwa eine Stunde später kam der Hauptfeld herein. »Sitzen bleiben«, sagte er, obwohl niemand Anstalten gemacht hatte aufzustehen, und er sagte es gemütlich und jovial, fast ein bißchen schwerfällig, wenn nicht gar vernuschelt, wie Frank fand, der es im Halbschlaf hörte. Er blickte auf und sah den Hauptfeldwebel mit zwei Plastiktüten in der Hand, von
    denen er eine auf den Tisch stellte.
    »Mit der Verpflegung ist irgendwas schiefgegangen«, sagte er in schleppendem Tonfall. Sein Gesicht war gerötet, und er atmete schwer. »Die haben hier irgendwie keine verdammte Verpflegung. Ich habe euch ein bißchen was zu essen besorgt, auf eigene Rechnung, Männer.«
    Damit verschwand er wieder. Baumann nahm die Plastiktüte und sah hinein.
    »Mann, schau dir das an«, sagte er und hielt einen Marsriegel hoch. »Nur das hier. Und Treets, verdammte Scheiße.« Er hielt eine Tüte Treets hoch. »Und Kartoffelchips.« Diesen Moment nutzte Rückert, um den Kopf auf den Tisch zu legen und zu schlafen oder jedenfalls so zu tun.
    »Was ist denn mit Rückert«, sagte Baumann. »Hat der keinen Hunger? Und die anderen? Sollen wir die aufwecken?«
    »Weiß nicht«, sagte Frank, »lieber nicht, naja, vielleicht Rückert. Vielleicht sollte man Rückert aufwecken.«
    »Schläft der denn?«
    »Keine Ahnung«, sagte Frank und nahm einen Marsriegel und eine Tüte Treets und aß beides auf. Baumann tat das gleiche, doch er redete dabei weiter, »… jedenfalls habe ich gleich gesagt, daß der major mal lieber aufpassen sollte, daß er keinen Ärger kriegt. Ich meine, alles gut und schön mit dem TNT von Rückert da … «
    »… das ist nicht mein TNT«, klang es gedämpft von Rückert herüber, der sich nicht die Mühe machte, auch nur den Kopf zu heben.
    »Ist ja egal, jedenfalls habe ich gestern mit dem Spieß geredet, und der hat gesagt, daß … «
    Frank fragte sich, was wohl Martin Klapp oder Ralf Müller oder irgendwelche ihrer Genossen oder Ex-Genossen dabei denken würden, wenn sie sehen könnten, welches Bild der bewaffnete Arm der Bourgeoisie in diesem Moment abgab. Dann rüttelte er Rückert am Arm.
    »He, Rückert, wach mal auf.«
    »Was gibt’s denn?«
    »Essen.«
    »Was denn?«
    »Das hier«, sagte Baumann und hob die Tüte. »Ich hab ja immer gesagt, heute morgen noch, die sollen uns was mitgeben, habe ich gesagt, Epa meinetwegen, was weiß ich denn, das könnte man sich wenigstens warm machen… «
    »Wie willst du das denn warm machen, ohne Eßgeschirr und ohne Esbit-Kocher. Und selbst wenn du das hast, wie

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