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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Hauptfeldwebel. »Wo bin ich hier eigentlich? Spinnen hier jetzt alle, oder was? Seit wann bestimmen Sie, Ludwig, wann hier ausgestiegen wird? Seit wann geben Sie die Befehle hier, Sie Pfeife.«
    »Weiter kann ich nicht fahren.«
    »Das ist uninteressant, Ludwig. Ich rede hier nicht über Ihre Fahrkünste, das interessiert mich einen Scheißdreck. Aber wann ausgestiegen wird, das sage ich und sonst keiner, haben Sie das kapiert?«
    »Ich mein ja nur … «
    »Haben Sie das kapiert, Ludwig?«
    »Ja.«
    »Wie heißt das?
    »Ja, Herr Hauptfeld!«
    »Dann ist ja gut.« Der Hauptfeldwebel, der bis jetzt immer noch im Sitzen gesprochen hatte, stand auf.
    »Und jetzt steigen alle aus. Draußen vorm Bus in Linie antreten. Und daß ihr mir keine Schande macht, Männer!«
    Sie stiegen aus dem Bus, und der Hauptfeld rief dazu: »Hopp, hopp, hopp, beeilt euch mal, ihr Gurken, ich mach euch Beine«, aber das brachte nichts. Draußen stellten sie sich auf, und dann marschierten sie auf das Weserstadion zu, wobei der Hauptfeld sie ab und zu anhalten ließ, weil er nach dem Weg fragen wollte, aber alle, die er fragte, Polizisten wie auch Feldjäger, die hier in Massen herumstanden, zuckten mit den Schultern. Als sie am Weserstadion ankamen, marschierten sie eine Weile daran entlang, bis der Hauptfeldwebel sie anhalten ließ und eine kleine Ansprache hielt.
    »Hört zu, Männer«, sagte er, und er sprach überraschend leise. »Ich kenne mich hier nicht so gut aus, und das wird jetzt eine Weile dauern, bis wir dahin gekommen sind, wo wir hinmüssen. Deshalb würde ich mal vorschlagen, daß wir jetzt mit der Marschiererei aufhören und schön gesittet und wie eine Gruppe erwachsener Menschen zusammenbleibend weitergehen und rausfinden, wo hier die Räume 27E-1376 und 28E-1376 sind, denn da müssen wir hin. Noch Fragen?«
    »Wie heißen die Räume noch mal?« rief Baumann. »Ich hab das nicht so gut verstanden.«
    Der Hauptfeld wiederholte es.
    »Das kenne ich«, sagte Baumann. »Ich war hier schon oft. Hier haben die einzelnen Blöcke Buchstaben. Das muß in Block E sein.«
    »Ja«, sagte der Hauptfeld, »da stehen wir ja jetzt auch vor. Danke, Baumann. Vielen Dank.«
    »Kein Problem«, sagte Baumann. »Gern geschehen.«
    »Ist lieb von Ihnen, Baumann. Ich bin froh, daß Sie dabei sind.«
    »Ich auch, Herr Hauptfeld«, sagte Baumann.
    »Können wir jetzt weiter, Baumann?«
    »Klar, Herr Hauptfeld.«
    »Dann ist ja gut.«
    Sie gingen in das Stadion hinein. Baumann hielt sich immer dicht an Frank und redete auf ihn ein, während sie durch irgendwelche Gänge im Innern des Stadions irrten auf der Suche nach den Räumen 27E-1376und 28E-1376.
    »Ich kenne einen, der liest jeden Montag den Kicker«, sagte Baumann, »ehrlich, jeden Montag, und der hat ‘ne Dauerkarte für Werder, der ist vielleicht sauer, daß die in der zweiten Liga sind, das kannst du dir gar nicht vorstellen, und der kennt alle Ergebnisse, bis runter in die vierte Liga, welche ist das nochmal, ist ja auch egal, jedenfalls hat der gesagt, daß das Weserstadion … «
    »Ich kenne auch einen, der sehr auf Werder steht«, sagte Frank. »Der heißt Harry.«
    »Echt? Das ist ja interessant. Die würden sich sicher gut verstehen. Jedenfalls … «
    »Das würde ich bestreiten, daß die sich gut verstehen würden«, sagte Frank. Er wußte nicht genau, warum er das sagte, es war nur so, daß er von Baumann langsam die Schnauze voll hatte. Sie waren erst eine Dreiviertelstunde unterwegs, sie waren noch nicht einmal in den Räumen 27E-1376 und 28E-1376 angekommen, und Baumann hatte ihn schon geschafft, dabei hatten sie noch schätzungsweise zehn gemeinsame Stunden vor sich. Baumann ist eine Naturgewalt, dachte er, genau wie Harry, und er überlegte fieberhaft, wie man es erreichen konnte, daß Baumann in 27E-1376 und er, Frank, in 28E-1376 untergebracht werden könnte.
    »Wieso, wenn die sich beide gut auf Werder einigen können und so, dann wüßte ich eigentlich nicht … «
    »Laß gut sein, Baumann.«
    »Hä?«
    »Egal.«
    »Versteh ich jetzt nicht… «
    »Ist egal, Baumann. Ich hätte nicht davon anfangen sollen.«
    »Hm …« Baumann schwieg für einige Sekunden. Es hatte fast den Anschein, als dachte er nach. Dann hielt er Frank den durch die Faust gesteckten Daumen der linken Hand unter die Nase und hob zugleich die rechte Hand.
    »Sprechen Sie in dieses Mikrofon, solange diese rote Lampe leuchtet«, sagte er.
    »Onko«, sagte Frank.
    Sie liefen noch eine Zeitlang weiter,

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