Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
wie ihm in diesem Moment bewußt wurde, und da er schon mal dabei war, gestand er sich auch gleich ein, daß er ebenso sauer auf Ralf Müller war.
»Bin froh, daß ich’s hinter mir habe«, sagte Achim.
»Ja, ja, du warst auch dabei, genau«, sagte Frank lustlos.
»Ja«, sagte Achim und lachte etwas gezwungen. »Politische Arbeit und so. Ich war sogar Vertrauensmann.«
»Jaja, soso«, sagte Frank und nahm eine warme Flasche Bier von Martin Klapp. »Das war sicher eine gute Idee, beim Bund politische Arbeit zu machen.«
»Dann prost erstmal«, wechselte Martin Klapp das Thema. »Renovieren ohne Bier geht nicht.«
Die beiden anderen bekamen auch ein Bier, und so standen sie eine Zeitlang im Flur herum und tranken und schwiegen.
»Wo habt ihr die Wohnung her?« sagte Frank irgendwann, damit es nicht so still war.
»Vom Liegenschaftsamt«, sagte Martin Klapp, »über einen Onkel von Ralf. Ralf und ich haben zusammen den Mietvertrag.«
»War schwer genug zu kriegen«, sagte Ralf Müller.
»Ich zeig dir das mal«, sagte Martin Klapp und führte ihn herum. Sie gingen in die Küche. »Herd, Spüle, alles da«, sagte Martin Klapp stolz. Hinter der Küche ging ein kleines Bad mit Klo ab. »Das funktioniert alles astrein«, sagte Martin Klapp und zog an der Klospülung. »Na prima«, sagte Frank und schaute mit Martin Klapp zusammen dem Klo beim Spülen zu. »Die Dusche auch«, sagte Martin Klapp und drehte die Dusche auf. Es gab keinen Duschvorhang, deshalb wurden sie beide ordentlich naß dabei. »Das machen wir alles noch«, sagte Martin Klapp und ging mit ihm weiter. Er zeigte ihm die Zimmer von Ralf Müller und Achim. »Und das ist mein Zimmer, da geht man erstmal durch dieses Durchgangszimmer, das geht da vorne ab«, sagte er und führte
Frank durch ein kleines Durchgangszimmer hindurch in sein eigenes Zimmer, das erheblich größer war.
»Das ist ein bißchen blöd mit dem Durchgangszimmer«, sagte Martin Klapp, »die anderen wollen, daß ich mehr zahle, bloß wegen dem Scheißdurchgangszimmer. Dabei weiß ich überhaupt nicht, was ich damit anfangen soll.«
Frank hatte eine Idee, es war eine plötzliche Eingebung, die Lösung all seiner Probleme. Er versuchte, ganz ruhig zu wirken, als er sagte: »Kannst du mir ja vermieten. Ich nehm das Zimmer.«
Martin Klapp schaute ihn verwundert an.
»Moment mal«, sagte er leise und lauschte, was die anderen taten. Vom Flur her drangen kratzende Geräusche herüber. »Du willst in dem Zimmer wohnen?« flüsterte er ungläubig.
»Klar, warum nicht?« sagte Frank.
»Leise! Leise!« Martin Klapp ging zurück zum Durchgangszimmer und schaute hinein. »Das ist aber ziemlich klein. Und ein Durchgangszimmer.«
»Mir egal. Ich zahle auch was.« Das wird helfen, dachte Frank. Martin Klapp war sein Freund, sicher, aber Frank wußte auch, daß Geld das noch bessere Argument bei ihm war.
»Wieviel?« flüsterte Martin Klapp.
»Weiß nicht«, sagte Frank. »Vielleicht hundert?«
»Hundert?« sagte Martin Klapp nachdenklich, »hundert … hm … das wäre okay, glaube ich. Aber sag den anderen nichts davon.« Er lächelte. »Ich muß das denen erst beibringen, das muß man gründlich psychologisch vorbereiten.«
»Ja nun«, sagte Frank, »das dürfte doch eigentlich kein Problem sein. Ich meine, das ist doch dein Zimmer, praktisch. «
»Trotzdem«, sagte Martin Klapp. »Ich mach das schon, da muß man behutsam vorgehen, psychologisch. Hast du noch diesen Dachgepäckträger?«
»Was haben denn jetzt Dachgepäckträger damit zu tun?«
»Ist doch jetzt egal. Hast du einen?« »Ja, der ist zwar von meinem Alten, aber der paßt auf meinen Wagen drauf.«
»Alles klar. Ich mach das schon. Sag nichts. Bleib dicht bei mir und sag nichts.«
Sie gingen zurück in den Flur.
»He Leute, Frankie hilft ein bißchen mit«, sagte Martin Klapp fröhlich zu den anderen beiden, die einen recht schlappen, unüberzeugten Eindruck machten bei ihrer Kratzerei.
»Das bringt doch nichts«, sagte Ralf Müller. »Wieso sollen diese Scheißtapeten überhaupt runter. Da kann man doch Rauhfaser drüberkleben.«
»Das sieht besser aus«, sagte Martin Klapp, »das muß alles runter. Da sind auch so Milben drin. Was meinst du, was da für fiese Milben drin sind.«
»Das ist doch Scheiße«, sagte Achim und warf seinen Spachtel in die Ecke.
»Vielleicht sollte man die erst mal naß machen«, schlug Frank vor. Er verstand davon zwar nicht viel, aber das kam ihm irgendwie logischer vor.
»Sag ich
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