Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
Vom Netzwerk:
an«, sagte er aufmunternd.
    »Ich komm mit, der ist im Keller«, sagte sein Vater. Er nahm den Kellerschlüssel, der neben der Tür an einem Haken hing, und ging voraus. Frank und Martin Klapp folgten ihm die Treppen hinunter.
    »Kommt ein bißchen plötzlich«, sagte sein Vater über die Schulter.
    »Hat sich so ergeben«, sagte Frank und ärgerte sich zugleich darüber, das klingt nach Entschuldigung, dachte er, aber jetzt darf man nicht weich werden, schließlich ist er selber schuld.
    Im Keller schloß sein Vater ihren Verschlag auf und wies auf den Dachgepäckträger, der in dem penibel aufgeräumten Kellerraum an der Wand hing.
    »Da ist er. Soll ich euch zeigen, wie er angebracht wird?«
    »Nein, das geht schon«, sagte Frank, »ich mach das schon.«
    »Na gut«, sagte sein Vater, zuckte mit den Achseln und trat beiseite. Frank nahm den Dachgepäckträger von der Wand und schob damit seinen Vater und Martin Klapp vor sich her aus dem Keller. Er dachte, sein Vater würde jetzt wieder hochgehen in die Wohnung, aber statt dessen folgte er ihm und Martin Klapp nach draußen zum Auto. Dort sah er schweigend zu, wie sie zu zweit den Dachgepäckträger anbrachten. Als sie damit fertig waren, überprüfte er selbst noch einmal, ob er auch richtig fest saß, er ruckelte mit einer Hand daran, so sehr, daß das ganze Auto schaukelte.
    »Sitzt fest«, sagte er und pulte sich, in eine andere Richtung guckend, etwas aus den Augen.
    »Na dann«, sagte Frank. Sie gingen wieder nach oben, sein Vater voraus.
    »Du mußt uns auf jeden Fall deine neue Adresse dalassen, falls Post für dich kommt«, sagte er. »Habt ihr Telefon?«
    »Noch nicht, Herr Lehmann«, sagte Martin Klapp, »das kommt aber bald, wir haben das schon beantragt. Das dauert ja immer. Ich habe das Formular jedenfalls schon. Von der Post, ich war da extra auf der Post.«
    »Soso«, sagte Franks Vater.
    Oben trafen sie wieder auf Franks Mutter, die mit rotgeweinten Augen, aber Haltung bewahrend, im Flur stand. »Das geht alles so schnell«, sagte sie, »da ist man ja gar nicht vorbereitet.«
    »Das hat sich so ergeben«, sagte Frank. »Es ist ja auch besser so«, fügte er hinzu, »auf diese Weise kündigt sich das nicht so
    lange an.«
    Seine Mutter blickte ihn verständnislos an. »Verstehe ich nicht«, sagte sie.
    »Naja, dann ist das gleich erledigt und so«, sagte Frank, »dann ist gleich alles klar, irgendwie.«
    »Wegen uns hätte das ruhig noch Zeit gehabt«, sagte sein Vater, »wegen uns hättest du dir ruhig Zeit lassen’ können.«
    »Ich geh mal gucken, was es zusammenzupacken gibt«, sagte Martin Klapp und verschwand in Franks Zimmer.
    »Es ist besser so«, wiederholte Frank, wie um es sich selbst einzureden, »ich meine, ich bin jetzt fast einundzwanzig, da ist das wohl mal Zeit.«
    »Ja, sag ich ja«, sagte sein Vater und kratzte sich am Kopf. »Mußte wohl mal sein. Naja … «
    »Wo wohnst du denn dann jetzt?« fragte seine Mutter.
    »Bei uns«, sagte Martin Klapp, der in diesem Moment mit Franks Bettzeug aus dessen Zimmer kam. Er hatte Franks Decke und Kissen einfach im Laken gelassen und das Ganze zu einem Sack verknotet. »Kommen Sie uns doch mal besuchen. Aber erst wenn alles richtig renoviert ist, das sieht alles noch ganz wüst aus«, sagte er schelmisch und zwinkerte Franks Eltern sogar zu, als er sich mit dem Riesenbündel an ihnen vorbei durch die Wohnungstür zwängte, »das muß erstmal renoviert werden, ist ja klar.«
    Er verschwand. Frank stand wieder allein mit seinen Eltern da.
    »Ich muß mal mit anpacken, sonst macht der das alles ganz alleine«, sagte Frank. Er ging in sein Zimmer und überlegte kurz, was er alles mitnehmen wollte, es sollte sowenig wie möglich sein. Er schaute sich um, sah die Poster an der Wand, die paar Schallplatten und den Plattenspieler, die er von seinem Bruder geerbt hatte, den Schreibtisch, den Schrank … Das kann man alles nicht mitnehmen, dachte er, das paßt nicht mehr, das paßt nicht nur nicht ins Zimmer, dachte er, das paßt auch sonst nicht mehr. Es war traurig und befreiend zugleich, das alte Zeug dazulassen. Er zog einen großen orangefarbenen Stangenrucksack, der auch einmal seinem Bruder gehört hatte, unter dem Bett hervor, ging damit zum Schrank und stopfte Klamotten hinein und warf die wichtigsten Bücher obendrauf. Seine Eltern standen im Türrahmen und schauten ihm dabei zu.
    »Ich nehme erst einmal nur ein paar Sachen und die Matratze mit«, sagte er zu seinen Eltern, »den Rest

Weitere Kostenlose Bücher