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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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hat sogar ein Aquarium und was weiß ich nicht alles. Das Schlimmste kommt noch.«
    »Ja«, sagte Frank, obwohl er anderer Meinung war.
11. DER SOG
    Obwohl Frank erst am Montag früh um eins wieder in der Kaserne sein mußte, gehörte der Sonntag schon ganz der Bundeswehr. Er erwachte in seinem neuen Zimmer, und schon meldete sich, leise noch, wie das ferne Klingeln einer Schulglocke, der Gedanke an die bevorstehende Rückkehr in die Kaserne. Zunächst gelang es ihm, dieses Gefühl zu verscheuchen, er stand schnell auf, machte für alle Kaffee mit der Kaffeemaschine, die Ralf Müller in die WG eingebracht hatte, Ralf Müller hatte überhaupt einiges an Küchenmaschinen mitgebracht, eine Brotschneidemaschine, einen Toaster und sogar eine Saftpresse, die er ihnen gleich stolz vorgeführt hatte, aber das war am Samstag gewesen, da hatte die Bundeswehr noch in weiter Ferne gelegen, jetzt war Sonntag, und bis die anderen aufstanden, mußte Frank sich damit ablenken, sein neues Zimmer zu betrachten und zu überlegen, was man bloß tun konnte, damit es bewohnbarer wurde. Die alten, verblichenen Mustertapeten etwa mußten auf jeden Fall runter oder jedenfalls mit neuen Tapeten überklebt werden, die Wolldecke mußte durch eine richtige Wand ersetzt werden, außerdem brauchte er eine Kiste oder etwas Ähnliches für seine Kleider und so weiter, aber gleichzeitig erschien ihm das auch seltsam unwichtig und unwirklich, da er doch wußte, daß er schon die nächste Nacht wieder zuunterst in einem dreistöckigen Bett in einer Stube mit Hoppe, Leppert, Schmidt und den anderen Kameraden schlafen würde.
    Dann wachten seine Wohnungsgenossen nach und nach auf, und es kam Leben in die Bude, sie wanderten mit Kaffeebechern in der Hand in der neuen Wohnung herum und erzählten sich gegenseitig, was man noch alles machen könnte, um die Wohnung nun aber auch wirklich so richtig auf Vordermann zu bringen, sie spachtelten sogar eine Zeitlang im Flur an der Tapete herum, sogar Ralf Müller, der Frank, seit der ihm beim Umzug geholfen und außerdem seine Saftpresse gebührend bewundert hatte, als gleichwertigen Mitbewohner zu akzeptieren schien, bis sie nach kurzer Zeit beschlossen, doch lieber an den Unisee zu fahren, »wir müssen das schöne Wetter ausnützen, und daß wir heute noch Frankies Auto haben«, sagte Martin Klapp, was Franks Gefühl, nicht mehr der Zivilist der letzten beiden Abende, sondern eigentlich schon wieder Soldat auf Abruf zu sein, noch verstärkte.
    Am Unisee wurde es nicht besser, im Gegenteil. Frank lag mit seinen Freunden am Strand und bekam, weil er immer an die Kaserne denken mußte, noch nicht einmal eine Erektion, trotz der vielen nackten Studentinnen, deren Anblick ihn normalerweise gezwungen hätte, auf dem Bauch zu liegen und ein Loch in den Sand zu bohren. Auch Sibille war da und zwei andere Frauen, mit denen sie zusammenwohnte und deren Namen er sogleich wieder vergaß, obwohl sie mit Martin Klapp verabredeten, am nächsten Wochenende in der neuen Wohnung eine Einweihungsparty zu feiern, was ihn eigentlich hätte interessieren und freuen müssen, schließlich war er nicht der Typ, der eine Party nicht zu schätzen wußte. Aber das hatte jetzt nichts mehr zu bedeuten, das nächste Wochenende war zu weit weg, als daß es sich lohnte, einen Gedanken daran zu verschwenden, das einzige, was noch zählte, war die Kaserne in Dörverden, ein Ort, der ihm hier, im normalen Leben, zutiefst unwirklich erschien, bedrohlich und faszinierend zugleich, ein verdrängter Alptraum, der plötzlich in seinem ganzen Schrecken wieder um die Ecke kam, und je ausgelassener die anderen wurden, desto düsterer wurden seine Gedanken, und er mußte sich schließlich geradezu zwingen, wenigstens einmal ins Wasser zu gehen und ein bißchen herumzuplanschen, um so die hier am Unisee geforderten kulturellen Leistungen zu erbringen.
    Aber das half nicht lange, und gegen Ende des Nachmittags fiel ihm auf, daß er immer öfter auf Martin Klapps Uhr sah, was zu dieser Zeit noch überhaupt keinen Sinn ergab, und als sie gegen sechs zurück ins Steintorviertel fuhren, war er von einer nervtötenden Unruhe erfaßt und wollte bloß noch fahren, endlich Schluß machen mit diesem seltsamen Schwebezustand zwischen zwei Welten, die er in seiner Verwirrung schon beide nicht mehr begriff, aber es war eben erst sechs Uhr abends, und die Fahrt nach Dörverden würde nicht mehr als eine Dreiviertelstunde dauern, also mußte er noch bleiben und irgendwie

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