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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

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Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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verlassen«, sagte er nur und ließ sich draußen, nachdem er sein Schiffchen aufgesetzt hatte, von Leppert Feuer für eine seiner Zigaretten geben, »würde ich mich nicht drauf verlassen.« Aber Schmidt war schon mit den anderen weitergezogen, nur Leppert stand noch bei Frank. Und Leppert grinste.
    »Ich habe Schmidt gewählt«, sagte er.
    »Ich auch«, sagte Frank bitter. »Ich auch.«
13. DER ERSTE STOCK
    »Okay, Männer«, rief Fahnenjunker Tietz und schaute auf seine Uhr, »und los geht’s: ABC-Alarm, Sprühangriff!«
    Frank warf den Stahlhelm ab, riß die Gasmaske, die eigentlich ABC-Schutzmaske hieß und die deshalb niemals, »Ich will das nicht hören«, sagte Fahnenjunker Tietz immer und immer wieder, Gasmaske genannt werden durfte, aus der ABC-Schutztasche, zog sie sich über den Kopf, hielt die Hand vor das Auslaß-Ventil, stieß ein wenig Luft aus, griff dann wieder in die ABC-Schutztasche und zog den Gummiponcho, der eigentlich ABC-Schutzplane hieß, heraus, entrollte ihn, warf ihn sich über, hockte sich hin — »Fünfzehn! Aus!« rief Fahnenjunker Tietz unterdessen -, kauerte sich darunter zusammen und stopfte den Poncho so um sich herum fest, daß kein Licht mehr durchdrang.
    »Alle tot, Leute, bis auf Neuhaus alle tot, Sie auch, Raatz, verdammt noch mal«, hörte Frank in vollkommener Dunkelheit den Fahnenjunker sagen. Er schwitzte unter der Plane, es war ein heißer und schwüler Tag, und sie übten >ABC-Alarm/Sprühangriff< schon seit einer Ewigkeit, und es wurde nach Meinung des Fahnenjunkers dennoch nicht besser damit. »Das kann doch nicht so schwer sein«, rief er ein ums andere Mal verzweifelt aus, »das kann doch nicht sein, daß ich die unfähigste Gruppe von allen habe«, aber mittlerweile war er wortkarger, fast resigniert klang seine Stimme, als er »tot« sagte, und dann noch einmal »tot«, und »da guckt noch was raus, Leppert«, und dann »Hoppe, sind Sie das? Da können Sie ja noch ein Buch drin lesen«, und dann hörte Frank das Geräusch der Stiefel des Fahnenjunkers ganz nah bei sich, es bewegte sich um ihn herum, während er dort im
    Dunkeln unter der Plane hockte, »Sie sind auch tot, Sie waren auch zu spät, Lehmann«, sagte Fahnenjunker Tietz, »Sie waren alle zu spät, Neubarth, Schmidt, habe ich was von Bewegen gesagt? Habe ich was von Aufstehen gesagt?«
    »Ich habe mich nicht bewegt«, hörte Frank Schmidt sagen.
    »Soso … wer ist denn hier drunter? Klotz! Verdammt noch mal, Klotz, habe ich was von Aufstehen gesagt?«
    Es gab eine kurze Pause. »Okay«, sagte Fahnenjunker Tietz schließlich, »dann würde ich mal sagen … «
    »Herr Fahnenjunker«, unterbrach ihn der Ruf einer fernen Stimme. Frank atmete schwer unter der Gasmaske und konzentrierte sich nur noch darauf, die Augen so zusammenzukneifen, daß ihm der Schweiß nicht hineinlief und ihn gegen seinen Willen zum Weinen brachte. Er hörte Fahnenjunker Tietz mit irgend jemandem eine gemurmelte Unterhaltung führen, und dann rief Fahnenjunker Tietz endlich »Okay, alles auf, Entwarnung«, und sie standen alle auf und nahmen den Poncho und die Gasmasken ab.
    »Sie! Lehmann!«, sagte Fahnenjunker Tietz.
    »Was denn?« fragte Frank schwer atmend und etwas geistesabwesend, während er seinen Poncho wieder zusammenrollte.
    »Was denn? Was denn? Ich hör wohl schlecht, Lehmann!«
    »Jawohl, Herr Fahnenjunker«, sagte Frank abwesend und sah, wie in einiger Entfernung ein Soldat von dannen stiefelte.
    »Lehmann! Stillgestanden!« brüllte Fahnenjunker Tietz.
    Frank ging in Grundstellung.
    »Hm …« Fahnenjunker Tietz betrachtete ihn kritisch. »Ich hab schon gehört, Lehmann, daß Sie letztens bei der Vertrauensmännerwahl ganz schön große Töne gespuckt haben. Ist mir egal. Wenn Sie Vertrauensmann sind, dann sollten Sie vor allem Vorbild für Ihre Kameraden sein, das ist meine Meinung.«
    »Das ist aber … «
    »Ruhe. Im Stillgestanden wird nicht geredet. Jedenfalls nicht, wenn Sie nicht gefragt werden. Was meinen Sie, warum ich Sie stillstehen lasse?«
    Frank sagte nichts.
    »Genau«, sagte der Fahnenjunker, »damit Sie den Mund halten, wenn ich rede. Sie sollen mal zum Kompaniechef kommen. Der will irgendwas von Ihnen.«
    Frank blieb stehen und sagte nichts. Irgendwann hatte ihnen ihr Zugführer, Leutnant Beierlein, mal gesagt, daß sie wenn ein Vorgesetzter mit ihnen sprach, ihn zwar angucken, dabei aber einen imaginären Punkt hinter seinem Kopf fixieren sollten. Das versuchte er jetzt. Es ist wahrscheinlich

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