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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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habe keine Lust, mich mit Ihnen groß zu unterhalten, Lehmann. Schreiben Sie mir eine Stellungnahme. Finden Sie irgendeine Entschuldigung für den Mann, dafür sind Sie schließlich da. Vielleicht redet er ja mit Ihnen. Mit uns redet er jedenfalls nicht. Weiß der Teufel, was mit dem los ist. Wir holen den mit den Feldjägern rein, und der redet nicht mit uns. Nicht zu fassen. Ich will das Montag schriftlich auf dem Tisch haben, da können Sie sich am Wochenende schön mit beschäftigen.«
    »Jawohl, Herr Hauptmann.«
    »Wie sehen Sie eigentlich aus«, wechselte der Hauptmann das Thema, »kommen Sie nicht gerade aus dem Gelände?«
    »Ja.«
    »Wo ist denn Ihre Tarnung?«
    »Ich habe sie abgemacht, bevor ich reingekommen bin. Waren alles Zweige und Blumen«, sagte Frank.
    »Waren alles Zweige und Blumen, Herr Hauptmann«, sagte der Hauptmann.
    »Ja.«
    »Wenn Sie das nächste Mal gerufen werden, dann kommen Sie sofort hierher und machen nicht erst noch Großreinemachen, Herr Pionier. Und jetzt gehen Sie. Gehen Sie, ich kann Sie nicht mehr sehen. Und geben Sie ihre Stellungnahme Montag früh beim Hauptmann ab, ich meine, beim Hauptfeld, beim Spieß, jetzt fange ich auch schon so an, kommen Sie hier nicht wieder rein, ist nicht nötig.«
    »Noch eine Frage … «
    »Ja?«
    »Dieser Pionier Reinboth, in welchem Zug ist der?«
    »2. Zug, erster Stock.«
    »Danke.«
    »Und jetzt melden Sie sich ab.«
    »Pionier Lehmann, melde mich ab.«
    »In Grundstellung, Herr Pionier.«
    Frank ging in Grundstellung und grüßte. Der Hauptmann stand auf und grüßte lustlos zurück.
    »Pionier Lehmann, melde mich ab.«
    »Raus mit Ihnen.«
    Frank ging. »Auf Wiedersehen«, sagte er mechanisch, als er die Tür öffnete.
    »Raus«, brüllte der Hauptmann, und Frank war es, als täte er das nur, weil die Tür offen war. Die anderen sollen auch was davon haben, dachte er. Er schloß die Tür hinter sich und schaute dem Spieß ins Gesicht, der im Vorzimmer saß und grinste.
    »Sie sind also dieser Lehmann …«, sagte er.
    »Ja.«
    »Na dann: Viel Glück«, sagte der Spieß und lachte.
    Nach dem Mittagessen ging Frank in den ersten Stock des Kompaniegebäudes, um mit Pionier Reinboth zu sprechen.
    »Was machen Sie denn hier?« wurde er von einem kleinen dicken Unteroffizier angesprochen, als er den Flur des ersten Stocks betrat.
    »Ich bin der Vertrauensmann und will mit Pionier Reinboth sprechen«, sagte Frank mit entschlossener Stimme. Es war
    ihm selbst unangenehm, hier einzudringen, und noch weniger mochte er es, wie ein Mann vom Amt zu sprechen, aber gegen dumme Fragen helfen nur dumme Antworten, dachte er, da muß man jetzt durch, dann hat man’s umso eher hinter sich.
    »Der ist da in Stube drei«, sagte der Uffz überraschend freundlich und ließ ihn stehen. Frank fragte sich, woran ihn das erinnerte, diese Beklemmung beim Betreten eines längeren Flurs, diese Begrüßung durch den Uffz, aber er kam nicht drauf. Später drüber nachdenken, ermahnte er sich, jetzt ist Zeit für Action, jetzt ist Zeit für Stube drei.
    In Stube drei saßen alle herum und putzten ihre Stiefel, und nicht nur ihre Stiefel, sondern auch die Halbschuhe, die zum kleinen Dienstanzug gehörten, sogar ihre Turnschuhe hatten einige in der Hand und wienerten daran herum. Frank stand in der Tür und fragte: »Wer ist Pionier Reinboth?«
    Er sah, daß alle leicht zusammenzuckten, als er sprach. Sie hielten in ihrer Putzerei inne und starrten ihn stumm an.
    »Ich«, sagte einer, der auf einem Stuhl in der Nähe des Fensters saß.
    Frank ging zu ihm hin.
    »Ich muß mal mit dir reden«, sagte er. Er stand vor Reinboth, der ihn im Sitzen von unten herauf ansah, in der einen Hand einen Lappen und in der anderen Hand einen Stiefel.
    »Wegen deinem Disziplinarverfahren und so«, sagte Frank und hoffte, daß sich dadurch die Spannung im Raum ein bißchen legen würde, daß der Rest der Stube das Interesse verlieren und weiter seine Schuhe putzen würde, aber das war nicht der Fall, alle starrten ihn weiter an, und er merkte, daß er aggressiv wurde. Reinboth sagte immer noch nichts.
    »Ich soll eine Stellungnahme schreiben«, sagte Frank und blickte sich um, ob es irgendwo etwas zu sitzen gab. Er hatte es noch nie gemocht, wenn Leute standen, während er saß, das machte ihn nervös, und jetzt stellte er fest, daß er es auch umgekehrt nicht leiden konnte. In seinem Rücken saß noch ein anderer Rekrut auf einem Stuhl.
    »Kann ich mal eben deinen Stuhl haben«, raunzte

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