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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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sagte er.
    »Ist es nämlich auch nicht. Dieser ganze typische Männlichkeitskram, das ist doch alles nur der typische Männlichkeitswahn.«
    »Ja sicher«, sagte Frank. »Und?«
    »Wie und?«
    »Was soll ich jetzt dazu sagen?«
    »Und das mit dem Schießen ist doch die Krönung vom Ganzen, das ist doch die Quintessenz: daß da geschossen wird. Das Gewehr als Phallus und der Schuß als Entladung.«
    »Ja sicher«, sagte Frank, »aber das ist jetzt nicht besonders originell, da sind auch schon andere drauf gekommen.«
    »Deshalb wollte ich das ja mal wissen. Weil das nämlich typisch für Männer ist, diese ganze Schießerei.«
    »Naja, wenn das typisch männlich ist mit der Schießerei und so weiter, dann würde das doch bedeuten, daß es richtig wäre, sich beim Bund extra männlich vorzukommen«, gab Frank zu bedenken, »während du doch sagst, daß das nicht so wäre, also was jetzt? Da müßtest du dich jetzt mal für irgendwas entscheiden!«
    »Hab ich’s doch gewußt«, sagte Sonja zu Birgit. Birgit pulte derweil an ihren Fingernägeln. »Hab ich’s doch gewußt«, wiederholte Sonja.
    »Was?« sagte Martin Klapp.
    »Daß das so eine männliche Nummer ist.«
    »Naja, Frauen nehmen sie ja auch nicht«, sagte Frank. »Außerdem, wenn ich das richtig sehe, sind die meisten Männer, die ich kenne, nicht zum Bund gegangen. Martin zum Beispiel, Ralf Müller, mein Bruder, Wolli auch nicht, der ist beim THW.«
    »Was ist das denn?« fragte Sonja.
    »Technisches Hilfswerk«, sagte Frank.
    »Das ist doch auch sowas.«
    »Naja, kann schon sein, aber das mußt du dann mit Wolli besprechen.«
    »Warum hast du denn jetzt eigentlich nicht verweigert?« fragte Birgit.
    »Keine Ahnung«, sagte Frank. »Mach ich’s halt jetzt.«
    »Ach so«, sagte Birgit. Dann schwiegen alle ein bißchen.
    Das war nicht das, was Frank als Reaktion auf diese seiner Meinung nach schwerwiegende Ankündigung erwartet hatte.
    »Mach ich’s halt jetzt«, wiederholte er.
    »Was?« fragte Birgit.
    »Verweigern.«
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Ganz normal, mit Antrag, mit Verhandlung zur Gewissensprüfung und so, das ganze Programm«, sagte Frank.
    »Das geht?« sagte Sonja.
    »Das geht. Das ist überhaupt kein Problem.«
    Die beiden Mädchen starrten ihn mit offenem Mund an. Martin Klapp schabte unterdessen die letzten Reste aus seinem Eisbecher. »Ich hol mir mal einen Kaffee«, sagte er und stand auf.
    »Auch wenn man schon dabei ist?« sagte Birgit.
    »Auch wenn man schon dabei ist«, sagte Frank. »Das ist ein Grundrecht, das kann man jederzeit wahrnehmen.«
    »Auch wenn man schon geschossen hat?« fragte Sonja.
    Frank seufzte. »Ja, auch wenn man schon geschossen hat.«
    Martin Klapp kam mit einem Kaffee zurück. »Kannst du nicht machen, Frankie«, sagte er. »Du kannst doch jetzt nicht einfach verweigern.«
    »Warum nicht?«
    »Das geht nicht, du bist doch unser ganzer Stolz.«
    »Wieso das denn?«
    »Eigentlich hätten wir doch gehen müssen, so als Genossen, Ralf, Wolli, ich, so wie Achim, politische Arbeit da machen und so. Gottseidank sind wir alle rechtzeitig ausgetreten. Und dafür lassen wir uns jetzt von Achim beschimpfen.« Er grinste. »Aber jetzt machst du das. Gehst da hin, bist Vertrauensmann, das ganze Programm. Sieh’s mal so …« Er klopfte Frank auf die Schulter. »Du tust es stellvertretend für uns alle. Du zersetzt die Bundeswehr. Du bist der Stachel im Fleisch der Nato, die Spaßbremse des Imperialismus, der einsame Berufsrevolutionär, der für die Rechte seiner Kameraden kämpft.« Er nahm den Kaffee und schlürfte ein bißchen. Dann lachte er und verschluckte sich dabei. »Ausgerechnet du«, prustete er, »wer hätte das gedacht!«
    »Bist du auch so ein K-Gruppen-Typ?« fragte ihn Sonja.
    »Nein«, sagte Frank. »Deshalb lacht er ja so.«
    Martin Klapp konnte sich gar nicht mehr einkriegen. »Das kannst du uns nicht antun«, prustete er zwischendurch heraus, »das kannst du uns nicht antun!« Irgendwann hörte das auf, er wischte sich eine Träne aus dem Auge und putzte sich die Nase. »Mein Gott, Frankie, du bist wirklich immer für eine Überraschung gut.«
    »Ich meine das ernst«, sagte Frank, »ich werde den Scheiß verweigern. Die können mich mal. Und du auch, Martin Klapp, du auch und dein ganzer KBW und der ganze Scheiß …« Er merkte, daß er sauer wurde. »Ihr seid ja alle immer so schlau, Martin, aber in Wirklichkeit redet ihr nur Scheiße, du hast doch überhaupt keine Ahnung, wovon du da immer

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