Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd
so.«
»Und wie war das so?«
»Wie soll das schon sein? Man steht da rum, und dann kriegt man fünf Schuß Munition, und dann schießt man, und dann steht man wieder rum.«
»Aha«, sagte Sonja.
Sie schwiegen alle eine Zeitlang, und Frank versuchte sich zu erinnern, was es sonst noch war, was er hatte fragen wollen. Martin Klapp löffelte derweil seinen Eisbecher.
»Will jemand eine Erdbeere?« fragte er.
Die Mädchen schüttelten den Kopf. Frank versuchte, Birgits Blick zu treffen, aber sie sah überall hin, bloß nicht zu ihm.
»Und ihr sitzt hier rum und guckt dem da beim Eisessen zu, oder was?« sagte Frank, um die Situation ein wenig aufzulockern. »Habt ihr selber nichts?«
Birgit sah ihn jetzt an. Immerhin, dachte Frank.
»Was geht’s dich an«, sagte Birgit.
Das kam nun allerdings etwas überraschend. Vielleicht ist sie sauer auf mich, dachte Frank, aber vielleicht erinnert sie sich auch gar nicht mehr an mich, dachte er, das ist natürlich auch möglich, sie war ja breit wie die Axt, dachte er.
»Naja, sieht seltsam aus, wie ihr beiden da sitzt«, sagte er. »Ein bißchen wie beim Tiefbau: Einer arbeitet, zwei schauen zu.«
Er lachte. Er fand den Witz gut, obwohl er ihm selbst eingefallen war, normalerweise mochte er die eigenen Witze nicht besonders. Wochenende, dachte er und entspannte sich ein bißchen, Wochenende! Wolli hin, Aquarium her, dachte er, wenigstens ist Wochenende, und ihr könnt mich alle mal, man soll sich ja auch nicht zum Sklaven seiner Gelüste machen, dachte er, und überdies fand er auch, daß die Birgit, die hier neben ihm saß, mit der Birgit, mit der er sich eine Woche zuvor knutschend und fummelnd auf seiner Matratze gewälzt hatte, nicht viel gemein hatte. Sie lachte auch nicht mit, sie sah ihn nur komisch an, ebenso wie Sonja.
»Die haben ihr Eis schon aufgegessen«, sagte Martin Klapp, ohne den Blick von seinem Eisbecher zu nehmen. »Außerdem kam meins später«, fügte er hinzu, »das dauert ja ewig, wenn die diese extragroßen Früchtebecher machen, mein Gott, wie das dauert.«
»Muß man sich hier was am Tresen bestellen, oder kommt da mal einer?« sagte Frank und sah sich suchend um. Ihm ging das hier plötzlich alles ziemlich auf die Nerven, Wochenende hin, Wochenende her, gegen solche Stimmungsschwankungen, dachte er, hilft eigentlich nur ein kleines Nickerchen, ich hätte mich von Wolli und dem Aquarium nicht aus der Bahn werfen lassen dürfen, dachte er, ich hätte mich erstmal hinlegen sollen, bevor ich mich unter die Leute wage, man muß zwischen die Kaserne und das zivile Leben ein Nickerchen legen, dachte er, sonst hält man den abrupten Übergang nicht aus, zumindest dann nicht, wenn man keine Badewanne mehr hat, dachte er.
»Erst an der Kasse bezahlen und dann mit dem Bon das Zeug am Tresen holen«, sagte Birgit.
»Was ist das denn für ein Scheiß?«
»Das ist italienisch«, sagte Birgit.
»Okay. Wollt ihr auch was?« fragte er die Mädchen.
Birgit wollte einen Kaffee, Sonja einen Espresso. Frank stand auf, ging an die Kasse, bezahlte, bekam einen Bon und stellte sich damit an den Tresen, wo ein Eismann oder was immer der Mann war, in seiner Nähe herumhantierte, ohne ihn weiter zu beachten. Während Frank noch überlegte, wie man den Mann am besten auf sich aufmerksam machen sollte, stand plötzlich Birgit neben ihm.
»Dachte, ich könnte dir tragen helfen«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
»Das geht schon«, sagte Frank. »Das krieg ich schon hin. Bei dem da …«, er zeigte auf den Eismann, der sich immer weiter von da, wo sie am Tresen standen, wegarbeitete, Dinge abwischte und Flaschen arrangierte, »… bin ich mir dagegen nicht so sicher.«
Sie schaute ihn an. »Ich bin nicht so eine«, sagte sie.
»Was für eine?«
»Du weißt schon.«
»Okay. Ich auch nicht«, sagte Frank.
»Ja, aber ich habe einen Freund«, sagte sie.
»Ich auch«, sagte Frank.
»Der studiert in Braunschweig«, sagte sie.
»Ah ja«, sagte Frank.
»Ja«, sagte sie.
»Also wegen mir …«, begann Frank einen Satz, von dem er nicht genau wußte, wie er ihn beenden sollte, er wollte nur irgend etwas sagen, das die Sache entspannte, wenn nicht gar ins rechte Licht rückte, »… also wegen mir, äh …«, er überlegte fieberhaft, was er sagen könnte, »… also wegen mir kann das auch so bleiben«, brachte er die Sache schließlich zu Ende.
»Was?«
Frank wedelte unbestimmt mit der Hand in der Luft herum und spürte, daß er ein bißchen rot wurde. »Na so
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