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Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd

Titel: Neue Vahr Süd: Neue Vahr Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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redest, Martin Klapp, da muß man Achim wirklich mal recht geben, du bist wirklich ein Scheiß-Salonrevoluzzer, und wenn ich sage, daß ich verweigere, dann werden darüber keine Witze gemacht, und wenn ich noch einen erlebe, der Witze darüber macht, dann gibt’s was auf die Schnauze, Hippietyp hin, Hippietyp her, aber richtig!«
    Martin Klapp hob abwehrend die Hände.
    »Schon gut, Frankie, schon gut, hab ich nicht so gemeint, tut mir leid, finde ich gut, daß du verweigerst.«
    »Das will ich hoffen«, sagte Frank, der sich nur langsam beruhigte. »Und keine Aquarien mehr in mein Zimmer, Martin, ich hab jetzt auch mal langsam die Schnauze voll. Von Wolli will ich gar nicht reden, der ist auch nur ein armes Schwein. Aber langsam reicht’s jetzt mal.«
    »Okay«, sagte Martin Klapp.
    »Keine Scheißwitze mehr.«
    »Auf keinen Fall.« Martin Klapp wandte sich an Sonja und Birgit. »Er war früher der Klassenstärkste, da muß man aufpassen, was man sagt.«
    »Klassenstärkster?« sagte Birgit verwundert.
    »Ja, man sieht’s ihm nicht so an, das ist auch schon lange her. Aber manchmal kommt das noch durch.«
    »Ich habe gesagt, keine Witze mehr, Martin. Und hör auf, über mich in der dritten Person zu reden.«
    »Okay, okay.«
    »Klassenstärkster?« wandte sich Birgit an Frank. »Du warst Klassenstärkster? Was ist das denn für ein Amt?«
    »Mein Gott, da war ich zehn Jahre alt«, sagte Frank.
    »So stark siehst du gar nicht aus«, sagte Birgit.
    »Er war auch nicht der Stärkste«, sagte Martin Klapp und schlürfte seinen Kaffee, »er war der Brutalste, das war sein Geheimnis.«
    »Der Brutalste war Harry«, sagte Frank.
    »Nix«, sagte Martin Klapp, »das war später. Der Brutalste warst du!«
    »Ich geb dir gleich was auf die Schnauze, von wegen brutal.«
    »Okay, okay«, sagte Martin Klapp wieder und hob wieder die Hände. »Okay, du bist der Friedlichste. Hauptsache, das merken die auch, wenn du verweigerst!«
20. WHY NOT
    »Was ist eigentlich jetzt aus diesem Fall mit dem Typ geworden, der da nicht wiederkam, wo du da die dialektische Supersache geschrieben hast?« fragte Martin Klapp, als sie nach dem Kino an der Weser saßen und Dosenbier tranken. Im Kino hatten sie auf Wollis Anregung hin >Deep Throat — die plattdeutsche Fassung< gesehen, das war Wollis versprochene Folklore gewesen, »das soll gut sein«, hatte Wolli beteuert, »das soll total lustig sein«, aber tatsächlich hatte sich dann >Deep Throat - die plattdeutsche Fassung< als Raubkopie des berühmten Pornofilms mit den Stimmen zweier alter Männer im Off herausgestellt, die das Geschehen auf plattdeutsch kommentierten. Nach ungefähr zwanzig Minuten hatte Frank die Nase voll gehabt und angeregt, doch vielleicht woanders hinzugehen, und Martin Klapp und Wolli waren dieser Aufforderung gefolgt, Martin Klapp bereitwillig, Wolli nach einigem Sträuben, und so waren sie hinausgegangen und hatten auf Wollis Anregung hin Dosenbier gekauft und sich damit an die Weser gesetzt. »Das ist billiger und überhaupt das einzig Wahre«, hatte Wolli erklärt, »das machen wir immer so«, und Martin Klapp hatte gefragt: »Wer ist wir?«, und Wolli hatte nur gesagt, »Punks«, und da saßen sie nun wie die Punks an der Weser und sahen bei milder Luft dem Fluß dabei zu, wie er seiner Bestimmung nachging, und Frank war sich nicht sicher, ob Martin Klapp so unvermittelt nach dem Fall Reinboth fragte, weil ihn das wirklich interessierte oder weil er schon im Ansatz verhindern wollte, daß man sich über das gerade hinter ihnen liegende Kinoerlebnis austauschte.
    »Das war wirklich eine Scheißidee mit dem Film«, sagte
    Frank, nur um das noch einmal klarzustellen, »das war ja ein Gerödel wie im Bergwerk.«
    »Ich fand das ganz lustig«, sagte Wolli.
    »Hör auf, Wolli, das war Scheiße«, sagte Frank. »Das war wirklich das Abtörnendste, was ich je gesehen habe. Da will man ja danach ins Kloster gehen.«
    »Finde ich nicht.«
    »Was ist denn jetzt mit dem Typ da? Was haben sie denn zu deinem Ding gesagt?« ließ Martin Klapp nicht locker.
    »Zu meinem Ding?« sagte Frank verwirrt.
    »Na, zu deiner Stellungnahme da, dialektischerweise.«
    Frank erzählte Martin Klapp und Wolli von der neuesten Entwicklung im Fall Reinboth.
    »Der hat sich umgebracht, und dann versetzen sie den bloß?« fragte Martin Klapp ungläubig.
    »Der hat sich nicht umgebracht, der hat bloß versucht, sich umzubringen«, stellte Frank das klar, »wegen seiner Freundin.«
    »Wegen seiner

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