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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Getümmel erfüllte Äußere Stadt, und nach Süden, jenseits der Wälle, zu dem angstvoll wartenden Lager.

 
Kapitel 15
     
    Worin die Güte der Freunde nicht
    immer ausreicht
     
    J osh kehrte im frostigen Schatten des Abends ins Lager zurück. Seine Freunde kauerten um kleine Feuer; stumm, angespannt. Auf allen Gesichtern malte sich Erleichterung, als er in den Eichenwald zurückkam, begleitet von der stolzierenden Isis. Man stürzte auf ihn zu, hüllte ihn in Decken, drückte ihn am größten Feuer nieder und legte noch ein Scheit in die Flammen, um die schwarzen Mächte der Nacht zurückzudrängen. Er berichtete von seiner Begegnung mit dem Kind. Als er fertig war, blieb es lange still.
    Schließlich sagte Jasmine: »Und du bist sicher, dass sie gesagt hat, die Königin sei tot?«
    »Ganz sicher«, erwiderte Josh. »Sie hat sie selbst getötet, wie sie sagte.«
    »Und die Stadt?« fragte Beauty. »In Ruinen?«
    »Noch nicht ganz, aber auf dem Weg dahin.«
    Wieder herrschte langes Schweigen. Die Versammelten waren fassungslos. Diese Neuigkeiten waren nicht so rasch zu verdauen, keiner wusste, was er dazu sagen sollte. Nach einigen Minuten ergriff Jasmine wieder das Wort.
    »Joshua, was denkst du?« Sie sah ihn prüfend an.
    Die anderen drängten näher heran.
    »Ich weiß selbst nicht recht, was ich denken soll«, sagte er bedächtig. »Ich weiß, dass wir hier von diesem neuen Wesen nichts zu fürchten haben. Mit den Experimenten der alten Königin ist es vorbei – die Stadt fällt auseinander, die Mehrzahl der Bewohner flüchtet, die Harems laufen auseinander. Wir brauchen keine Wache mehr zu halten …« Er verstummte.
    »Aber?« sagte Rose.
    »Aber das Kind ist unbegreiflich fremdartig. Sie besitzt Kräfte, von denen ich nichts verstehe. Aber sie ist meine Tochter. Sie hat ihre Mutter getötet. Ich glaube trotzdem, dass sie es gut meint …«
    »Und?«
    »Sie verändert sich«, fuhr Josh fort. »Ich glaube, wir sollten erst einmal abwarten. Ich nehme an, sie will das Richtige tun – wir wollen beobachten und sehen, ob sie herausfinden kann, was das ist. Ein Teil von ihr ist staunendes Kind, ein Teil Ungeheuer, ein Teil die Dunkelheit an sich. Aber sie ist mein Kind, und ein Teil von ihr bin auch ich.«
    Sie nickten alle, bemüht, zu begreifen. Josh starrte ins Feuer. Isis lag zusammengerollt in seinem Schoß und schlief. Die anderen zogen sich zurück, um zu bedenken, was sie gehört hatten.
    In dieser Nacht geschahen sonderbare, erschreckende Dinge. Die Wolken wurden immer dichter und schwärzer, sanken tiefer herab, bis sie nur Meter über dem Boden zu hängen schienen. Dann begann es zu schneien.
    Dicke, nasse Flocken wirbelten herab und deckten alles wie mit einem Leichentuch zu. Aus den Wolken tönte Krachen und Donnern, flogen Funken, von Grollen begleitet.
    Ganz plötzlich fegte ein heißer Wind durch den Wald und blies die Lagerfeuer aus.
    In der Luft tönten unheimliche Laute, als stöhne der Himmel, als wälze sich die Erde in Qualen.
    Einmal stürzte ein Baum um, am Nordrand des Lagers, und verschwand fast ganz unter der Erde.
    Die Lagerfeuer flackerten wieder auf, aber nun waren ihre Flammen blau, durchzogen von violetten Streifen; Methangas.
    Die Wolken sanken wieder herunter, und die Kälte griff von neuem um sich.
     
    Am Morgen ging strahlend die Sonne auf und zerstreute die Gespenster der vergangenen Nacht.
    Jasmine hatte keinen Augenblick geschlafen. Sie hatte die ganze Nacht vor sich hingebrütet und Selbstgespräche geführt. Als sie sah, dass Josh wach war, ging sie zu ihm und sprach ihn leise an.
    »Wir sollten dem Kind gegenüber freundlich sein«, sagte sie. »Der Kleinen zeigen, dass wir es gut meinen.«
    Josh nickte.
    »Ich spüre … Hoffnung.«
    »Gut. Ich auch. Ich finde, du solltest wieder zu ihr gehen und ihr unsere Freundschaft anbieten.«
    »Soll ich allein gehen?«
    »Nimm lieber zwei Freunde mit. Nicht so viele, dass es bedrohlich wirken könnte. Nur ein paar gute Kameraden. Beauty soll mitgehen. Und Isis. Du hast gesagt, das Mädchen mag die Katze. Und nimm eine Flasche guten Schreiberwein mit.«
    »Was ist mit Ollie? Er ist ihr Onkel.«
    »Bei Ollie warte lieber noch. Er hat Launen und ist oft unberechenbar. Stütz dich auf Beauty. Er ist innerlich im Gleichgewicht und kann taktvoll sein.«
    »Was sollen wir sagen?«
    »Erweis ihr Ehre. Trink auf ihre Gesundheit. Biete unsere Unterstützung an.«
    Er betrachtete sie forschend.
    »Meinst du das aufrichtig?«
    »Du bist

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