Neue Zeit und Welt
Wunde an seiner Wange, starrte auf das Blut an seinen Fingern und lächelte.
»Du hast das erste Blut, wie man sieht. Ich werde das letzte haben.«
»Verschwinde von hier!« kreischte Paula. Sie trat Ollie zwischen die Beine, dass er sich krümmte.
Andere kamen herbeigeeilt, durch das Geschrei aufmerksam gemacht. Ollie grinste unter Schmerzen.
»Er hat Zeit und Ort bestimmt«, flüsterte er Paula zu und warf einen Blick auf Aba.
»Du bist kein Mensch«, fauchte sie Ollie an. »Du hältst dich für überlegen, weil du gelitten hast … Da, nimm das …« Sie holte aus und wollte zuschlagen, aber er fing ihren Arm auf und hieb ihr die Faust blitzschnell in den Magen. Sie brach bewusstlos zusammen. Ollie trat Aba gegenüber. Sie waren von einer Zuschauermenge umgeben. Jasmine trat vor.
»Was geht hier vor?« fragte die Neurofrau ruhig.
»Ein Duell«, sagte Ollie. »Hier an Ort und Stelle. Ohne Waffen.« Er warf seinen Dolch auf den Boden.
Aba schüttelte den Kopf.
»Ich kämpfe nicht«, sagte er.
»Du hast keine Wahl.« Ollie lächelte bösartig. Seine Wut kannte keine Grenzen, und er hasste diesen Vampir plötzlich mehr als alles andere. Dieser Vampir war die Verkörperung seiner Hassgefühle. »Du hast keine Wahl«, wiederholte er. »Du hast die erste Wunde geschlagen.«
»Das war ein Versehen«, widersprach Aba. »Als ich aufsprang, hat dich mein Flügel gestreift. Ich hatte nicht die Absicht …«
»Ich habe ihn gefordert, er fügte mir eine Wunde zu, ich revanchiere mich«, sagte Ollie zu den anderen. »Er hat die Zeit und den Ort bestimmt, ich die Waffen: keine.«
»Warum hast du ihn gefordert?« fragte Jasmine.
»Spielt keine Rolle«, zischte Ollie. »Ich hasse seinen stinkenden Vampiratem.«
Irgendwo in der Menge schrie ein Buch: »Das ist das Wort!« Ein paar in der Nähe murmelten Sprüche.
Ollie sah sich ermutigt.
»Das Untier hat das Mädchen ausgenützt«, sagte er. »Sie hat ihren Beruf verloren. Ich fand das unerträglich, ich habe ihn gefordert, und er hat darauf reagiert. Es bleibt nichts anderes als ein Duell.«
Die Menge bildete in der Lichtung einen Kreis, die Duellanten traten hinein. Paula lag ächzend am Boden. Josh schlief immer noch, erschöpft von der Nacht vorher. Beauty war mit Rose fortgeritten. Die meisten Angestöpselten hatten sich zusammengeschlossen. Die Bücherleute um die beiden Gegner wollten einen Kampf sehen. In der Luft knisterte Spannung.
Jasmine trat in den Kreis.
»Seid ihr sicher, dass ihr das wirklich tun wollt?« fragte sie beide.
»Wir haben keine Wahl«, erwiderte Ollie und starrte den Vampir scharf an.
»Ich kämpfe nicht«, sagte Aba tonlos.
»Dann stirb!« schrie der Junge, stürzte sich auf ihn und schloss die Hände um die Kehle des Vampirs.
Alle Zuschauer begannen zu schreien, als die beiden sich am Boden wälzten. Jasmine wich zurück, widerwillig vor dem Code des Duells weichend.
Abas Gesicht färbte sich blau, während die Zuschauer den Jungen anfeuerten und die Anspannung der Monate hinausbrüllten. Ollies Hand umklammerte den Hals des Vampirs immer fester, die Beine hatte er um Abas Hüften geschlungen. Schlagartig lockerte sich sein Griff. Er begriff mit noch größerer Wut, dass Aba sich gar nicht wehrte, dass er schlaff und widerstandslos in Ollies Griff lag, dem Tod ganz nah.
Ollie sprang auf.
»Du sollst kämpfen, verdammt!« zischte er.
Aba blieb schweratmend liegen und schüttelte den Kopf. Er war vor Schmerzen und Atemnot ganz schwindlig, weiterhin aber fest entschlossen, nicht zu kämpfen. Er hatte, wie ihm schien, diesen Menschen schon zuviel angetan, um sie noch weiter schädigen zu dürfen. Er war die Verkörperung all ihrer Ängste, ob begründet oder eingebildet, und sie taten recht daran, ihn zu hassen – und selbst wenn das jetzt seinen Tod bedeutete, wollte er dieses Recht nicht verkürzen, kein Menschenblut mehr gegen deren Willen vergießen, denn dies stand für ihn seit langem am höchsten: Er gedachte seiner Leidenschaft nie mehr Menschenblut zum Opfer zu bringen, selbst wenn er hier sterben musste.
Er blickte zu Ollie hinauf, der über ihm hin- und herschwankte. Ganz leise, weil der Junge seinen Kehlkopf gequetscht hatte, sagte er: »Ich kämpfe nicht.«
Ollie trat ihm in den Bauch. Er ächzte und schüttelte den Kopf. Von den Zuschauern kamen noch ein paar Anfeuerungsrufe, aber die meisten Menschen waren still geworden, verstört von dem offenkundigen Gefälle an Menschlichkeit vor ihren Augen. Ollie, der
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