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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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aufmerksam wurde, ließ sie das Schwert mit aller Kraft niedersausen. Im selben Augenblick sprang Ninjus aus einem Geheimgang hinter dem Thron. Er rammte Elspeth im letzten Augenblick, das Schwert krachte auf den Thron nieder und scherte die Hälfte der Federn vom rechten Arm des Kindes. Elspeth wurde zu Boden gestoßen.
    Fleur stach auf Ninjus ein, aber der Bischof hatte keine Mühe, die Hand mit dem Messer wegzuschlagen. Es fiel auf den Boden und rutschte klirrend dahin, als schlagartig Totenstille eintrat.
    Osi erstarrte. Die Kind-Königin fuhr herum. Ninjus zog sein eigenes Schwert und hieb Elspeth mit einem einzigen Schlag den Kopf herunter. Hämo-Öl spritzte in hohem Bogen hinter dem Thron. Fleur starrte voller Entsetzen auf seine geköpfte Mitverschwörerin; er leistete keinen Widerstand, als zwei von Ninjus’ Soldaten ihn ergriffen und vor den Thron schleiften. Osi war aufgestanden. Die anderen sahen mit weit aufgerissenen Augen zu, als Ninjus mit Elspeths abgeschlagenem Kopf in der Hand zwischen die Tische trat. Das Kind wandte sich ihnen zu, hellwach vor Furcht, grelläugig vor Zorn. Im Saal herrschte angespannte Stille. Das Kind blickte auf Ninjus mit seiner Trophäe, warf einen Blick auf Fleur zwischen den beiden Bewachern, sah Osi an, der zwischen ihnen stand.
    »Du tanzt gut«, murmelte sie.
    »Ich tanze auf deinen Befehl«, erwiderte Osi ausdruckslos.
    »Du tanzt zu gut, meine ich.« Ihr Gedankendruck war eisig kalt.
    Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
    »Nicht gut genug, fürchte ich.« Seine Stimme war kaum vernehmbar, der Sinn aber mehr als deutlich. Er wollte mit diesem entwürdigenden Dasein nichts mehr zu tun haben. Er wollte die Erinnerung an sein Vermächtnis wieder als starke Lebenskraft in sich spüren. Er wollte die Flügel ausbreiten und von Vampiren singen. Er wollte fort. Er dachte plötzlich an Aba, den schönen, jungen Vampir, der ihn einst so gefesselt hatte, von Träumen und Ängsten und heimlichen Sehnsüchten umwoben. »Geh guten Bluts«, flüsterte er im Andenken an Aba.
    Plötzlich stürzten vier Neurowesen nach vorn und töteten die Bewacher Fleurs, trugen Fleur zu einem Ecktisch und umdrängten ihn. Der zartgliedrige, rosige Neuromann stand auf dem Tisch, alle überragend – seine Stimme bebte vor Trauer und Hass.
    »Schließt euch uns an!« kreischte er. »Schließt euch uns an, wenn euch noch etwas heilig ist! Und Tod dem Kind!«
    Auf der Stelle entbrannte ein Kampf von größter Heftigkeit. Wesen stürzten in alle Richtungen, schrien durcheinander, schwangen Waffen, griffen den Thron an, verteidigten ihn, je nachdem, wo sie ihre Zukunft vermuteten. Ein Kreis von Soldaten, angeführt von Ninjus, schloss sich um das Kind und wehrte alle Attacken ab. Ugo führte die Verteidiger an, Fleur die Aufständischen. Zehn Minuten lang wütete die Schlacht. Das Kind verfolgte alles mit brennenden Augen, um zu sehen, wer zu ihm stand.
    Osi rang mit Ugo. Sie wälzten sich am Boden, die Fangzähne in den Hals des anderen geschlagen. Dann wurde er von einem unerkannten Kämpfer weggerissen und in eine Ecke geschleudert. Er blieb einen Augenblick sitzen, keuchend, blutend, beobachtete das Getümmel vor sich, sammelte seine Kräfte.
    Im nächsten Augenblick war Fleur wieder auf einen Tisch gesprungen und schrie: »Rückzug! Folgt mir!« Er sprang herunter und stürzte hinaus, gefolgt von dreißig anderen, die langsam zurückwichen und die Nachdrängenden abwehrten. Osi stand auf, breitete die Schwingen aus und flog durch das nächstbeste Fenster hinaus in die erstarrende Nacht.
    Fünfzig wilde Untiere blieben im Saal zurück – die Armee des Kindes –, zusammen mit elf verwundeten Gefangenen, die man vor dem Thron zusammentrieb. Das Kind starrte sie mit Dämonenaugen an, funkelnd, die Federn gesträubt, stieß einen gellenden Schrei aus, der zum Himmel drang, und der Himmel antwortete mit einem ungeheuerlichen, markerschütternden Heulen. Im nächsten Augenblick waren die elf Gefangenen zu einem einzigen, vielgliedrigen, vielköpfigen Untier zusammengeschmolzen – ein Untier, das nichts anderes tun konnte, als voller Entsetzen sich selbst anzufauchen, nach sich zu schnappen, am Boden liegend, eine zuckende Masse.
    Das Kind kreischte ihre Verteidiger an: »Geht jetzt! Geht und bereitet euch vor! «
    Sie waren erhitzt, ihre Herrin eine schwarze Zauberin ohne Gegenstück. Ninjus und Ugo ließen sie vor dem Thron Aufstellung nehmen und Treue schwören, dann standen sie auf und

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