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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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ihr kalter, harter Schnabel bohrte sich in sein Gesicht.
    Er öffnete widerstandslos den Mund, ließ den Kuss tiefer gehen. Seine Empfindungen rasten von Furcht zu Lust, zu völligem Verlust des Gleichgewichts. Er spürte, wie ihre Armfedern an seinem Rücken hinabglitten, wie ihre Brust die seine streifte. Er blickte in ihre Augen – Schwärze ohne Boden.
    Er spannte plötzlich die Muskeln an, wurde starr. Ihre Augen flammten. Sie zog ihre Krallen an seinem Körper herunter und durchschnitt seine Haut bis zur Rippe, stieß ihn weg.
    »Ich hasse dich«, wütete sie. »Geh fort von mir! Lass mich allein!«
    Josh wich zurück, taumelnd, blutend. Ein Blitz schoss durch die Decke und versengte das Mauerwerk. Josh hetzte hinaus.
    Er lief im immer grausigeren Chaos durch die Stadt – Feuer zuckte aus der Erde, der Boden stöhnte. Die Himmel schien sich zu verkrümmen.
    Er stürzte zur Stadt hinaus und lief ins Lager zurück, brach ohnmächtig zusammen.
     
    Zunächst konnte man ihn nicht wiederbeleben. Man probierte es mit Wasser, Worten, Tränken. Jasmine mischte zwei Säfte aus Röhrchen in ihrem verborgenen Bauchfach und zwang ihn, das Zeug zu trinken. Das brachte ihn zu sich, aber er blieb in sich gekehrt und reagierte kaum, wenn man ihn ansprach.
    Er kauerte am Feuer, fröstelnd, die Augen weit aufgerissen, stumm. Jasmine verband seine Wunde an der Brust, aber sie schien ihm keine Schmerzen zu bereiten. Selbst als ein glühender Splitter aus dem Feuer schnellte und auf seinem Fuß landete, rührte er sich nicht. Jasmine musste die Glut wegreißen.
    »Rose, lies in seinen Augen«, sagte sie.
    Rose setzte sich vor ihn und blickte tief in seine starren, blinden Augen. Sie erforschte die Tiefen seines Inneren, drang immer weiter vor, am Ende schüttelte sie nur den Kopf und wollte nichts sagen.
     
    Osi stand neben dem surrenden Generator und starrte Fleur und Elspeth an.
    »Wie sieht euer Plan aus?« Der bloße Gedanke daran durchflutete den einst so stolzen Vampir mit Erregung, Furcht und Ungläubigkeit.
    »Ich habe keine Hoffnung mehr, diese Stadt noch retten zu können«, antwortete Fleur. »Ich will nur noch erleben, wie diese Frau stirbt. In zwei Nächten. Der Usurpator hat ein Bankett für all jene angekündigt, die noch in der Stadt weilen. Zu ihren Ehren.« Er fauchte voll Ekel und fuhr fort: »Mein Plan ist einfach. Mitten in der Flut von Reizen, die sie bei diesem Festmahl beschäftigen werden, während Ihr eine fesselnde Darstellung gebt, werden Elspeth und ich zuschlagen. Blitzschnell, von hinten. Habt Ihr begriffen?«
    Osi nickte und entfernte sich.
     
    Osi stand vor der Kind-Königin.
    »Und wann soll dieser Attentatsversuch stattfinden?« flüsterte sie.
    »Beim Bankett. Fleur wird zusammen mit Elspeth von hinten zustoßen, während ich Euch … beschäftigen soll.« Er wollte ihr mit dieser Mitteilung zu Gefallen sein, sie aber auch ein wenig erschrecken.
    Ihre Federn sträubten sich.
    »Und wie willst du das machen?« fragte sie sarkastisch.
    »Er hat vorgeschlagen, dass ich einen Streit vom Zaun breche.« Seine Stimme klang herausfordernd, beinahe schmollend.
    »Ich schlage vor, dass du tanzt.«
    »Macht Euch nicht lächerlich.« Der Rest seines Stolzes begehrte auf.
    »Ich bestehe darauf, dass du tanzt.« Ihr Ton klang scharf.
    »Und was sollen die anderen denken?« Er wollte sich nicht zum Narren machen lassen. Nie und nimmer! Aber tief in seinem Innersten empfand er sogar diese öffentliche Demütigung durch ihre Hand als grauenhaft, verführerisch und erregend.
    »Wenn diejenigen, die es sehen, Mitverschwörer sind, sollen sie glauben, du wolltest mich ablenken; wenn nicht, werden sie dich für einen Dummkopf halten.«
    Er bleckte reflexartig die Zähne. Sie lächelte spöttisch.
    »Ah, armer, kleiner Zahn«, sagte sie heiser. »Komm, kriech zu Mutter.«
    Seine Flügel spreizten sich kurz und klappten zusammen, als er auf die Knie fiel. Jede Faser seines Wesens sträubte sich gegen diese Szene, aber ihr Wille war zu stark für seinen Widerstand.
    Er kroch auf sie zu.
    Sie beobachtete ihn herrisch, weidete sich an seinem Anblick, ließ sich erregen. Sie ergötzte sich daran, ihn zu unterdrücken, während etwas Urhaftes in ihr sein Fleisch begehrte, unter seiner Berührung erzitterte. Er gelangte an den Thron.
    Sie glitt herunter und setzte sich auf ihn, ihre Schenkel auf seinen Schultern, die Augen geschlossen, die Krallen in seinem Rücken. Ihr Körper dampfte im düsteren, kalten

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