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Neue Zeit und Welt

Neue Zeit und Welt

Titel: Neue Zeit und Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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Centauri.« D’Ursu legte seine schwere Tatze auf den Rücken des Zentauren. »Du bist einmal mein Hauptmann gewesen und bist es noch. Von jetzt an mache ich das, was du verlangst.«
    »Ich will schneller vorankommen, du Untier, und weniger reden.«
    D’Ursu Magna klappte das Maul zu und trabte den Strand entlang. Aba sprang auf Beautys Rücken und ließ sich tragen, als der Zentaur schneller lief. Der Bär blieb zweihundert Meter vor ihnen, spielte in der Brandung, rannte die Dünen hinauf, legte sich ins Sandgras, rannte weiter. Er war so froh, die Stadt hinter sich zu haben und wieder in der frischen Luft zu sein, dass er kaum an sich halten konnte. In Abständen brüllte er ohne erkennbaren Grund auf, und seine Hochstimmung trug dazu bei, dass sich Beautys Laune besserte.
    Als wieder der Abend nahte, ging D’Ursu in die Berge hinauf, um nach einem Lager zu suchen, während Aba auf das Wasser hinaus und nach Süden flog, um festzustellen, wie weit sie von Ma’Gas’ noch entfernt waren. Beauty lag im warmen Sand und hielt Ausschau nach dem ersten Stern.
    Er war froh um seine Begleiter. Ihre Herzen waren stark, das war die Hauptsache; ohne sie wäre das eine einsame Reise gewesen. Einsamkeit und Ungewissheit, das hatte Rose ihm durch ihren Fortgang hinterlassen. Zum ersten Mal fühlte Beauty sich von seiner Verankerung losgerissen. Nichts schien so gewiss zu sein, wie es einmal gewesen war.
    Der erste Stern des Abends funkelte schwach, hoch über der See. Beauty fragte sich, was er ihm mitteilen wollte. Ob er nun auf Rose oder Josh herabschien?
    Ein Schatten huschte am Stern vorbei und verdunkelte vorübergehend den halben Himmel, bevor das Rauschen von Wind in Lederschwingen Beauty verriet, dass Aba über ihm flog. Der Vampir landete einige Meter entfernt. Sekundenlang wirbelten seine großen Flügel den Sand empor. Als sich die Wolken legten, ging er zu Beauty und setzte sich neben ihn.
    »Ma’Gas’ ist ganz nah«, sagte er. »Wenn wir in der Morgendämmerung aufbrechen, sollten wir Mittag dort sein.«
    Beauty nickte. »Was hat dich wirklich dazu bewogen, uns zu begleiten?« fragte er unvermittelt.
    »Der Wunsch nach Gewissheit«, erwiderte Aba. »Um die Welt zu verstehen, muss ich mich selbst verstehen. Und ein Teil von mir ist mit Sire Lon gestorben.«
    »Was war er dir? Wie gut hast du ihn gekannt?«
    »Als mein Vater starb, trat er an dessen Stelle. Er war Lehrer und Führer und Freund, als ich nicht einmal mir selbst ein Freund war.«
    »Ich kannte ihn nur kurz, aber seine Ehre und Treue haben mich reicher gemacht«, bezeugte Beauty.
    »Und dein Freund, für den er starb – Joshua –, was ist er für einer?«
    »Joshua?« sagte Beauty versonnen. »Er ist ein Mann wie viele andere. Er ist ein Schreiber, was man ihm nicht nachtragen darf, und ein Jäger, der seine Nahrung erbeutet. Er ist einfach und nicht ungewöhnlich, ein Held nur für jene, die ihn lieben.«
    Aba lächelte herzlich.
    »Und auch ein glücklicher Mensch, wenn er einen so stabilen Freund hat.«
    Beauty lächelte nur mit den Augen.
    »Ein Freund mag ich sein, aber stabil bin ich nicht, fürchte ich – ich habe immer Zweifel.«
    »Zweifel sind kein Grund zur Scham – Zweifel ist nur der Sinn, mit dem wir den Tod erspüren. Du entdeckst die Witterung deiner Sterblichkeit, du erschrickst dabei. Und nennst das Zweifel, aber es ist nur die Wahrnehmung, dass dieses Leben unter dir wankt und sich einmal auflösen wird.«
    »Als stolperte man auf dünnem Eis des ersten Frühlings über tiefem Wasser«, erwiderte Beauty mit geschlossenen Augen, bemüht, das zu sehen, was Aba ansprach.
    »So ist es.« Aba nickte. »Und hier von Zweifeln zu sprechen, heißt nicht berücksichtigen, dass man auf dem Eis steht und nicht weiß, was darunterliegt.«
    »Ich soll meine Zweifel also gutheißen?«
    »Wenigstens die Tatsache, dass es sie gibt. Was die Einzelheiten deiner Zweifel betrifft, kann ich nichts dazu sagen – ich kenne dich kaum.«
    Beauty lächelte jetzt breit.
    »Ich glaube, durch dich lerne ich Lon besser kennen.«
    Im Gras auf der Düne raschelte es, und plötzlich kam D’Ursu den sandigen Abhang heruntergerollt, keuchend und vor Lachen außer Atem.
    »Was ist geschehen, alter Bär?« Aba fiel in das Lachen ein.
    »Ich habe zwei Nester gefunden, keine vierzig Schritte auseinander.« D’Ursu musste sich immer wieder unterbrechen, weil ihn das Gelächter kitzelte. »Grünschwänziger Runian und Grünbrust-Emu. Beide voller Eier, beide

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