Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
ihm einen Vogel.
»Das sagst ausgerechnet du, du Mathegenie !« Sie machte einen wilden Schlenker mit ihrem Rad. »Ich für meinen Teil gehe noch mal alles durch, und wenn's die ganze Nacht dauert! Bestimmt lässt sich die Jeschke für die letzte Arbeit was extra Fieses einfallen .«
Mia schloss sich Kathrins Meinung an. Bestimmt war
es besser, noch ein bisschen Stoff zu pauken, als
womöglich eine böse Überraschung zu erleben.
Als sie um eine Kurve bogen, sahen sie am Waldrand ein braunes Pferd mit einem blonden Reiter.
»Das sind Sebastian und Piri«, sagte Mia. »Ob sie uns sehen können ?« Sie stellte sich in die Pedale und rief: »Hey, Sebastian !«
Der Reiter wandte seinen Kopf und winkte. Mia winkte zurück.
Kathrin seufzte. »Die beiden sind wirklich ein süßes Paar. Mit Pirouetta hat Sebi wirklich einen Glücksgriff gemacht .«
Mia warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu. Süß? Sebi??
Dennis grinste. Er hatte Mias Blick bemerkt, sagte aber nichts. Schließlich war nichts schlimmer als ein Streit zwischen zwei Mädchen. Besonders, wenn er dazwischen stand und die Sache ausbaden musste. Nee, danke. Er trat ein bisschen schneller in die Pedale und brachte sich außer Reichweite.
Natürlich war Kathrins Bemerkung völlig harmlos gemeint. Das Mädchen mit dem braunen Wuschelkopf würde niemals auf die Idee kommen, sich Hoffnungen auf Sebastian zu machen (obwohl sie ihn wirklich total süß fand), aber Sebi gehörte zu Mia. Das stand fest. Außerdem war er sowieso zu alt, fand Kathrin. Schon fast zwanzig!
Die drei Freunde sahen noch, dass Sebastian und
Pirouetta in den Erlenwald ritten. Schon bald war das
Paar aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Nachdem Mia sich von ihren Freunden verabschiedet hatte, schob sie ihr Rad in die Garage und schloss die Haustür auf. Auf ihr laut gerufenes »Hallo !« gab es keine Antwort.
Sie ging in die Küche, stellte ein Glas Milch, zwei Becher Müsli-Joghurt auf ein Tablett, legte eine dicke Scheibe Käse daneben und balancierte alles ins Wohnzimmer. Reiten machte immer so hungrig! Im Nu hatte sie alles verputzt. Als sie das Tablett zurückstellte, hörte sie das leise Tapsen von Pfoten auf der Treppe.
»Schneeflöckchen!« Mia nahm die pechschwarze Katze auf den Arm. »Wo kommst du denn her ?«
Schnurrend stupste Schneeflocke Mia mit ihrem Näschen an, schmiegte sich in ihren weichen Pullover und schloss die Augen. Mia kraulte sie sanft, doch nach ein paar Minuten sagte sie: »Tut mir leid, Flöckchen. Ich habe noch so viel zu tun! Willst du mir Gesellschaft leisten ?«
Schneeflöckchen krallte sich an ihrem Pulli fest. Mia trug sie hinauf in ihr gemütliches Dachzimmer und setzte sie behutsam auf das Bett.
»Wenn du brav hier liegen bleibst, darfst du bleiben.
Aber nicht stören, hörst du?« Sie strich Schneeflocke übers Fell, dann zog sie ihre Reitsachen aus. Ganz kurz überlegte sie, ob sie zuerst duschen sollte, aber sie verschob es lieber auf später. Als Belohnung nach getaner Arbeit sozusagen.
Sie schlüpfte in einen bequemen Jogginganzug und setzte sich seufzend an ihren Schreibtisch. Die Mathebücher lagen aufgeschlagen zuoberst auf einem Bücherstapel und schienen nur auf sie zu warten. Unwillkürlich fiel Mias Blick auf einen Umschlag mit Fotos und einen Notizzettel.
»Die Bilder! Endlich!« Mia nahm den Umschlag in die Hand. Bunte Fotos von Sebastian und Pirouetta fielen ihr entgegen. Mia hatte die Aufnahmen kurz nach der Auktion gemacht. Sie hatte sich vorgenommen, Piri regelmäßig zu fotografieren und aus den Bildern ein Album zusammenzustellen, das sie Sebastian zum Geburtstag schenken wollte. Begeistert sah sie sich die gelungenen Aufnahmen an und legte sie nebeneinander auf den Schreibtisch, bis sogar die Mathebücher bedeckt waren und sie nicht mehr so vorwurfsvoll anstarren konnten. Dann las sie den Zettel:
Hallo Mialein !
Papa und ich treffen uns zum Essen in der Stadt. Sind gegen Abend zurück.
Bis dann,
Küsschen
Mama.
PS. Hab vorhin die Fotos abgeholt . Sind schön geworden, nicht?
Mia lächelte. Klar waren die Bilder schön geworden. Kein Wunder, bei den Motiven!
Versonnen strich sie mit den Fingerspitzen über eines der Fotos und schob die anderen schließlich zurück in den Umschlag. Nur das schönste – es zeigte Piri und Sebastian im hellen Sonnenschein vor dem Stall – ließ sie draußen. Sie lehnte es gegen den Rahmen mit ihrem Lieblingsfoto von Tam, das vor ihr auf dem Schreibtisch stand. Jetzt hatte sie
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