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Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Titel: Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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ihre Lieblinge immer im Blickfeld. Zufrieden schlug sie endlich ihr Aufgabenheft auf.

    Schon nach kurzer Zeit hatte sie sich so in die Formeln vertieft, dass sie das Gefühl hatte, aus ihrem Gehirn würden Rauchwölkchen aufsteigen. Sie fragte sich, wie ein einigermaßen normaler Mensch mit diesen unendlichen Zahlenkolonnen und komplizierten Reihen überhaupt zurechtkommen sollte. Für sie war höhere Mathematik ein ewiges Rätsel – so sehr sie sich auch bemühte, es zu ändern.
    Sie war so in die Aufgaben versunken, dass sie gar nicht hörte, wie unten die Haustür aufgeschlossen wurde. Erst ein zweistimmiges »Hallihallo, Mia! Wir
    sind wieder da !« riss sie aus ihrer Konzentration.
    Mia rief »Ich mach noch Mathe !« zurück und versenkte die Nase wieder in den Büchern. Schneeflöckchen hatte sich zu einer kleinen Pelzkugel zusammengerollt und maunzte leise im Schlaf.

    Während Mia über Matheaufgaben brütete, ritt Sebastian mit Pirouetta durch den herbstlichen Wald. Ruhig und friedlich war es dort. Der junge Reiter und sein Pferd waren auf ihrem Ritt keiner Menschenseele begegnet.
    Sebastian ließ Pirouetta auf einem sandigen Weg im Schritt gehen und gab ihr die Zügel lang. Dankbar streckte sich die Stute. Ihr reiter hatte sie gefordert. Lange Trabstrecken, dazwischen immer wieder wohl dosierte Galopp-Phasen. Jetzt gönnte er der Fuchsstute eine Schrittpause. Der Hals und die Schultern des Pferdes glänzten dunkel vom Schweiß. An Pirouettas Maul und ihrer Brust hatten sich weiße Schaumflocken gebildet, die auf den Waldboden tropften. Der weich gefederte Untergrund dämpfte den Hufschlag und schien alle Geräusche zu verschlucken.
    Sebastian ritt mit gerunzelter Stirn. Er war nicht ganz zufrieden mit seiner Stute. So zuverlässig sie in der Halle und auf dem Springplatz war, so unberechenbar schien sie im offenen Gelände zu sein. Irgendetwas stimmte da nicht, da war er sich sicher. Was es war – etwas Ernstes oder nur ein vages Gefühl –, das wusste er allerdings nicht. Er hatte schon viele Pferde geritten, fremde Pferde, und auch schwierige, aber jetzt, bei seinem ersten eigenen Pferd, fühlte er sich komplett ratlos. Und auch ein bisschen unsicher, wenn er ehrlich war. Schon damals, auf dem ersten gemeinsamen Ausritt mit Mia und Tam, war er beunruhigt gewesen. Da war nichts gewesen, was das Pferd erschreckt haben konnte. Absolut nichts. Sebastian war es damals so vorgekommen, als hätte es im Kopf der Stute klick gemacht. Als hätte irgendetwas tief in ihr drin sie so unvermittelt ausbrechen lassen.
    Er hatte Mia nichts von diesem Eindruck erzählt. Er wollte sie nicht beunruhigen und nicht ängstigen. Besonders jetzt nicht, wo sie sich schon so auf den Wanderritt zum Gestüt Lindholm freute. Nachdenklich klopfte Sebastian seiner Stute den Hals. Puls und Atmung hatten sich normalisiert. Er nahm die Zügel wieder auf, ließ Pirouetta antraben und lenkte sie über eine schmale Holzbrücke aus dem Wald heraus.
    »Lass uns nach Hause reiten«, sagte er zu Pirouetta und schnalzte mit der Zunge.
    In der Ferne waren schon die Silhouetten des Reiterhofes Erlengrund zu erkennen. Die Gebäude
    wirkten vertraut. Sebastian hatte dort ein neues
    Zuhause gefunden. Freunde, Menschen, die er liebte,
    und die ihn mochten. Und Mia natürlich.
    Plötzlich freute er sich auf seine gemütliche kleine Wohnung über dem Stall. Sobald er Pirouetta versorgt hatte, wollte er Mia anrufen, ihr noch einmal Glück wünschen für die Mathearbeit morgen und ihr sagen, wie lieb er sie hatte.
    Sebastian lächelte. Als sich ein weites Feld vor ihm ausbreitete, ließ er Pirouetta angaloppieren. Seine Gedanken flogen zu Mia. Er fühlte sich glücklich und frei.
    Er sah es nicht kommen. Er konnte es nicht kommen sehen. Pirouetta brach aus, urplötzlich. Sie sprang zur Seite, strauchelte, fing sich wieder und stolperte noch einmal. Mit der Hinterhand geriet sie in eine tiefe Ackerfurche und wieherte schrill und panisch. Sebastian konnte nicht mehr reagieren. Er versuchte noch, sein Pferd herumzureißen und ihm sein Gleichgewicht wiederzugeben, aber es war zu spät.
    Pirouetta strauchelte erneut. Dabei knickte sie mit den Vorderläufen ein, überschlug sich und begrub ihren Reiter unter sich.
    Schreckliche, endlos scheinende Sekunden wälzte sich die Stute verzweifelt auf dem Rücken. In wilder Panik schlug sie hilflos mit den Hufen in die Luft und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Und schreckliche, endlos scheinende Sekunden

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