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Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)

Titel: Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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lag
    Sebastian unter ihrem Körper begraben und
    begriff nicht, was geschah.
    Als Pirouetta endlich mit rollenden Augen und am ganzen Körper zitternd wieder zum Stehen kam, war Sebastian bewusstlos. Zusammengekrümmt und eigenartig verdreht lag er auf dem Boden. Sein Reithelm, der ihn eigentlich hatte schützen sollen, lag neben ihm. Aus einer tiefen Wunde am Hinterkopf sickerte dunkles Blut.
    Verunsichert blieb Pirouetta stehen, senkte schwer atmend den Kopf und schnupperte an ihrem reglosen Reiter. Als sie das Blut witterte, wich sie erschrocken zurück. Noch immer zitterte sie. Einen Hinterhuf hatte sie schonend aufgesetzt. Ihr Zaumzeug war zerrissen, der Sattel hing lehmverschmiert und gebrochen an ihrer Seite.
    Minutenlang verharrte das Pferd auf dem Acker, dann wandte es den Kopf, wieherte leise und trottete langsam und lahmend auf den Stall zu.

    Das Telefon klingelte. Mia hörte es nur mit halbem Ohr. Erst als ihre Mutter leise anklopfte und das Zimmer betrat, hob sie den Kopf.
    »Mia«, begann ihre Mutter stockend. »Es … es ist etwas passiert. Herr Lehmann hat gerade angerufen .«
    Mia strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und
    schaute ihre Mutter fragend an. Sie sah in das blasse, besorgte Gesicht und ihr Herz krampfte sich augenblicklich zusammen. Sie sprang auf. Das Mathebuch fiel krachend zu Boden. Schneeflocke erschrak.
    »Tam ?« , fragte Mia ängstlich. »Ist was mit ihm? Sag, Mama! Was ist los ?«
    Ihre Hände krampften sich um die Stuhllehne. Als ihre Mutter ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter legen wollte, zuckte sie zurück.
    »Ich muss sofort zu ihm! Lass mich durch !«
    Sie wollte ihre Mutter zur Seite schieben und an ihr vorbei aus dem Zimmer stürmen. Ihr Vater stand schweigend in der geöffneten Tür.
    »Es ist nichts mit Tam«, sagte er mit rauer Stimme. »Tam geht‘s gut. Es ist ... Sebastian. Er hatte einen Unfall .«
    Mia starrte ihre Eltern abwechselnd an und versuchte zu begreifen, was sie ihr sagen wollten.
    »Was ist mit ihm ?« , fragte sie lauernd. »Sagt mir endlich, was los ist! Verdammt !«
    Ihre Eltern wechselten einen Blick. Ihr Vater räusperte sich.
    »Wir wissen es selbst noch nicht .« Er sah Mia hilflos an. »Herr Lehmann hat gesagt, dass Sebastians Stute allein von einem Ausritt zurückgekehrt ist. Sie war verletzt und wirkte verstört. Herr Lehmann und Helmut haben sich gleich auf die Suche nach Sebastian gemacht .« Mias Vater machte eine Pause und griff nach Mias Hand. Gefühllos und wie betäubt ließ sie es zu. »Sie haben Sebastian unweit des Hofes gefunden. Er war bewusstlos und musste mit dem Rettungshubschrauber in die Uni-Klinik gebracht werden .«
    Ganz langsam zog Mia ihre Hand zurück und ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen.
    Es kann nicht sein, hämmerte es in ihrem Kopf. Es ist ein Irrtum, ein schrecklicher Irrtum!
    Sie konnte nichts sagen und nichts denken. Mechanisch griff sie nach dem Foto, das Sebastian und Pirouetta zeigte. Eine Träne kullerte auf das bunte Bild.
    »Sebastians Eltern sind schon unterwegs«, sagte ihre Mutter. »Rolf Lehmann hat sie sofort benachrichtigt. Sie wollten den nächsten Zug nehmen .«
    Den Zug, dachte Mia dumpf. Das dauert doch viel zu lange! Sebastian ist mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden. Sie wusste, was das bedeutete. Bei normalen Unfällen reichte ein Krankenwagen; nur wenn es richtig schlimm war, wurde der Rettungshubschrauber gerufen. Sebastian war also schwer verletzt. Sehr schwer. Mia zitterte. Was war geschehen? Was um Himmels Willen war da passiert? Sie dachte an Pirouetta. Sie war auch verletzt. Mia schluchzte auf.
    Nein !, dachte sie. Nein! Lass es ein Traum sein!
    »Kann ich zu ihm ?« , fragte sie schließlich ohne den
    Blick von dem Foto zu nehmen.
    »Noch nicht«, sagte ihre Mutter sanft. »Wir müssen abwarten, bis wir etwas hören .«
    »Komm mit runter«, bat ihr Vater. »Lass uns gemeinsam warten .«

    Stunden vergingen. Mia hockte zusammengekauert und mit hochgezogenen Beinen in einer Sofaecke und streichelte mechanisch das Fell ihrer kleinen Katze.
    Ihr Blick ging ins Leere. Hin und wieder lief ein trockenes Schluchzen durch ihren Körper.
    Ihre Eltern warfen sich beunruhigte Blicke zu. Als das Telefon läutete, zuckten alle zusammen.
    Mia brach in Tränen aus. Ihre Mutter war sofort bei ihr und nahm sie in den Arm.
    Ihr Vater nahm den Hörer ab, lauschte, nickte und stellte Fragen, die Mia nicht verstand. Seine Wangenmuskeln spannten sich an. Mia

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