Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
Blacky durchziehen. Die ewige Lästerei, dass er zu fett ist, hab ich langsam echt satt. Ihr werdet’s schon sehen: Nach den Ferien ist er in Topform !«
»Ja klar, der schwarze Blitz oder so«, grinste Dennis. »Ich krieg jetzt schon Angst .«
Mia hörte den vertrauten Kabbeleien ihrer Freunde lächelnd zu. Wenn sie ehrlich war, war sie mit ihren Gedanken auch schon ständig bei den heiß ersehnten Ferien. Und das hatte einen ganz besonderen Grund: Sebastian und sie planten einen Wanderritt. Nur sie beide. Und Tam und Pirouetta natürlich!
Filina, Filigrandes Stutfohlen, war langsam so weit, dass sie in den Jährlingsstall des Gestütes Lindholm wechseln konnte. Der Eigentümer, Graf Barnholm, ein bekannter Pferdezüchter, war ein Onkel von Rolf Lehmann. Auf seinem Trakehnergestüt an der Ostsee standen viele Ein- und Zweijährige. Es gab dort einen herrlichen Lauf- und Offenstall für junge Pferde, den Mia gerne als "Pferdekindergarten" bezeichnete. Graf Barnholm gefiel diese Bezeichnung so gut, dass er Filina eingeladen hatte, den Winter unter den gleichaltrigen Pferden in seinem Fohlenparadies zu
verbringen. Bald war es so weit.
Filina hatte gelernt, an der Hand und an der Seite eines Begleitpferdes zu gehen. Tam hatte die Rolle des Paten- und Schulpferdes übernommen und Mia beim Training geholfen. Die kleine Stute liebte den großen Wallach über alles und hing inzwischen fast mehr an ihm als an ihrer Mutter. Mia war sehr stolz auf ihre und Tams Arbeit. Aus Filina war eine gut erzogenes junges Pferd geworden, und der Umgang mit den anderen Fohlen auf dem Gestüt würde ihrer Entwicklung bestimmt gut tun.
»Hey, wach auf !« Kathrin stupste Mia an. »Der Ernst des Lebens ist leider noch nicht vorbei !«
Mia zuckte zusammen. Der Unterricht hatte begonnen und sie hatte Null Ahnung, worum es überhaupt ging! Schnell steckte sie die Nase in das Buch, das Kathrin ihr an der richtigen Stelle aufgeschlagen und hingeschoben hatte, und versuchte sich zu konzentrieren.
Noch zwei Wochen, dachte sie. Nur noch zwei kurze Wochen ...
Am Nachmittag trafen sich die Freunde im Stall. Nach ewigen Zeiten hatten Mia, Kathrin und Dennis sich mal wieder für eine Reitstunde bei Rolf Lehmann, ihrem alten Reitlehrer, eingetragen. Seit Tam Mia gehörte, teilte sie sich ihre Zeit fürs Reiten frei ein und nahm nur noch selten am Reitunterricht teil. Auch Kathrin und Dennis, die die Privatpferde Blacky und First Lady versorgten und ritten, taten es meistens in den ruhigen Mittagsstunden. Aber sie wussten, dass sie noch lange keine perfekten Reiter waren. Ohne Kritik und Korrekturen durch einen erfahrenen Reitlehrer konnten sich Fehler einschleichen, die sich nicht so schnell wieder ablegen ließen. Deshalb hatten sie sich fest vorgenommen, mindestens einmal im Monat wieder Reitschüler zu sein. Rolf war der beste Lehrer, den sie sich wünschen konnten. Er kannte sie von klein auf mit allen Stärken und Schwächen und wusste genau, wo sie noch Hilfe brauchten. Eine Reitstunde bei ihm war immer ein Highlight.
Etwas ungewohnt kam es ihnen aber trotzdem vor, als Mia, Kathrin und Dennis sich in ihre alte Abteilung einreihten und in der Mitte der großen Reithalle Aufstellung nahmen. Mia spürte ihr Herz klopfen und fühlte das vertraute Kribbeln im Bauch, das sie früher vor jeder Reitstunde hatte.
»Blamier uns nicht«, raunte sie Tam ins Ohr, nachdem sie aufgesessen war. »Rolf sieht alles !«
Lächelnd schritt der Reitlehrer seine Abteilung ab. Die Freunde warfen sich Seitenblicke zu und grinsten. Dennis' Ohren schienen zu glühen, und Kathrins nicht zu bändigende Lockenpracht lugte in lustigen Pinseln unter ihrem Reithelm hervor. Mia konnte sich
ein Kichern nicht verkneifen. Prompt blieb Herr
Lehmann vor ihr und Tam stehen.
»Wenn Ihr alle eure Sinne beisammen habt, würde ich gerne mit dem Unterricht anfangen .«
In der Halle wurde es mucksmäuschenstill. Alle setzten sich eine Spur gerader in den Sätteln ihrer Pferde zurecht, als der gar nicht so strenge Reitlehrer fortfuhr: »Wechselt bitte die Pferde nach links. Tete und Schlussreiter tauschen .«
Durch die Abteilung lief ein Aufstöhnen.
Lena, die ihren ruhigen Tomboy gegen die hippeligen First Lady eintauschen musste, seufzte. »Das schaff ich nicht !«
»Schaff ich nicht, gibt‘s nicht !« , brummte Rolf. »Ein guter Reiter kann jedes Pferd reiten. Meistens jedenfalls!«
Mia kletterte auf Blackys Rücken und zog den Gurt nach.
Immer diese ollen Weisheiten,
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