Neues vom Erlengrund: Mias schwerster Ritt (Reiterhof Erlengrund)
ich heute noch. Grüß alle im Stall von mir, okay? Ich bin Dienstag wieder zurück !«
Mareike zögerte.
»Aber auf dem Kirschgartenhof erwartet dich
niemand«, wandte sie ein. »Kannst du da denn einfach so unangemeldet aufkreuz? Ruf wenigstens vorher an und frag, okay? Und sag unbedingt auch deinen Eltern Bescheid. Immerhin weichst du von euren Abmachungen ab .«
»Ja, geht klar«, versicherte Mia. »Ich ruf zuerst Ulrike auf Kirschgarten an, und dann sag ich meine Eltern, wo ich bin. Sie haben bestimmt nichts dagegen. Sie kennen den Hof. Und Ulrike auch.«
»Gut. Dann mach das so .« Für Mareike war das Problem gelöst. »Melde dich noch mal, wenn du angekommen bist, okay ?«
Mia versprach es.
»Bis dann«, sagte sie und beendete die Verbindung. Kirschgarten. Der kleine, gemütliche Pferdehof in dem verschlafenen Dorf an der Ostsee. Wieso war sie nicht gleich darauf gekommen?
Aus dem Kopf wählte sie Ulrikes Nummer. Nur die Mailbox meldete sich. Mia warf einen Blick auf die Uhr. Es war Zeit für die Abendfütterung. Ulrike war bestimmt schon im Stall. Sie hinterließ eine kurze Nachricht und wählte anschließend die Nummer ihrer Eltern.
»Und Frau Werther ist wirklich einverstanden ?« , fragte ihre Mutter besorgt, als sie von der neuen Route erfuhr. »Schaffst du es heute denn überhaupt noch, bevor es dunkel wird ?«
»Na klar, Mama«, sagte Mia schnell. »Ulrike freut sich.
Und wenn ich gleich losreite , bin ich auf jeden Fall noch im Hellen da .«
»Na fein .« Ihre Mutter seufzte. »Aber ruf bitte noch mal an, sobald du angekommen bist !«
»Versprochen, Mami, und – danke !« Mia lächelte erleichtert. »Viele Grüße an Papa und bis später!«
Das Handy in der Hand haltend, blieb sie unschlüssig stehen, bevor sie eine weitere Nummer wählte. Es dauerte einen Moment, bis Sebastian sich meldete.
»Hallo ?« , hörte Mia die vertraute Stimme ihres Freundes.
»Hi, ich bin's «, sagte sie. »Ich wollte dir nur sagen, wie lieb ich dich habe !«
»Hey, Pferdemädchen !« , rief Sebastian. »Cool, dass du dich endlich meldest! Ich hab schon gewartet. Ist alles gutgegangen ?«
Mia berichtete ihm von der Zwickmühle, in der sie gesteckt hatte, und von ihren neuen Plänen. Sebastian lachte.
»Musste der alte Graf sich ausgerechnet heute die Bandscheibe verknacksen? Na, egal. Ich finde deine Idee mit dem Kirschgarten jedenfalls gut. Ulrike freut sich bestimmt, dich und Tam wiederzusehen. Und bestimmt fühlst du dich bei ihr wohler als auf dem Gestüt. Nichts gegen Graf Barnholm, aber ich würde Ulrikes Gesellschaft vorziehen .«
Mia musste lachen.
»Stimmt. Du hast recht. So langsam kommt es mir
fast vor, als sollte das alles so sein. Schicksal, Fügung, Vorhersehung oder so. Aber jetzt muss ich wirklich los, sonst wird's doch zu dunkel. Bis Dienstag. Gute Besserung und pass auf dich auf !«
»Mach ich«, erwiderte Sebastian. »Ich hab dich lieb, Mia. Und ich bin stolz auf dich .«
Mia schickte einen Kuss durch das Telefon. Dann legte sie auf.
»Auf geht’s !« , sagte sie laut zu sich selbst und schob das Handy in die Tasche zurück.
Mit einem Lächeln im Gesicht ging sie in Richtung Jährlingsweide, um sich von Martin Harmsen und Filina zu verabschieden.
12
Wenig später ritt Mia vom Hof. Filina hatte ihr den Abschied leicht gemacht. Sie stand mit den anderen Jungpferden im Stall und ließ sich das Futter schmecken.
Dagegen war Tam nicht besonders begeistert gewesen, seine gemütliche Box noch einmal verlassen zu müssen. Er trippelte seitwärts und drängte zum Stall zurück, doch Mia legte energisch die Schenkel an. Schon bald trabten sie durch die Allee in Richtung Wald. Vorsorglich hatte Mia sich selbst und ihrem Pferd hell leuchtende Reflektoren angelegt. Langsam senkte sich die Abenddämmerung über das Land, und sie mussten sich wirklich beeilen, um nicht doch noch im Dunkeln die Landstraße passieren zu müssen – eine Vorstellung, der Mia überhaupt nicht behagte.
Ohnehin war ihr ein bisschen mulmig zumute. Der Ritt verlief inzwischen ganz anders als geplant, und Mia fühlte sich, als wäre sie wirklich auf einer Abenteuerreise. Aber dann sagte sie sich, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte. Herr Harmsen hatte total zerstreut gewirkt und war ständig zwischen Jährlings- und Stutenstall hin und her gelaufen. Er hatte keine Zeit, sich auch noch um sie zu kümmern. Und der Hausherr lag krank im Bett. Keine besonders
guten Umstände für einen Aufenthalt auf dem
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