Neues Vom Watership Down
verabschiedete sich von ihr.
Nun machte er sich auf den Heimweg zu seinem Gehege. Es war ein langer Weg, und erst am folgenden Abend näherte er sich seinem Ziel.
Jetzt erzählt uns die Legende, daß ein Bach seinen Weg kreuzte, über den eine kleine Brücke führte. Auf der Brücke blieb er stehen und wartete, denn er wußte in seinem Herzen, was geschehen würde.
Und gleich darauf kam der Fuchs aus dem höhergelegenen Wald. El-ahrairah sah ihn kommen, und Furcht befiel sein Herz, dennoch blieb er auf der Brücke stehen, und der Fuchs legte sich neben ihn und leckte sich die Lippen.
»Ein Kaninchen!« sagte der Fuchs. »Wahr und wahrhaftig, ein wohlgenährtes, junges Kaninchen. Was für ein Glücksfall!«
Darauf sprach El-ahrairah zum Fuchs: »Wie ein Fuchs magst du riechen und wie ein Fuchs siehst du aus. Aber ich bin ein Wahrsager, und ich sehe deine Zukunft im Wasser.«
»Was du nicht sagst!« erwiderte der Fuchs. »Siehst meine Zukunft im Wasser, wie? Was? Und was siehst du im Wasser, mein Freund? Fette Kaninchen laufen übers Gras, wie? Was?«
»Nein«, erwiderte El-ahrairah, »fette Kaninchen sehe ich nicht, wohl aber flinke Bluthunde, die ihr Wild verfolgen, und meinen Feind, der um sein Leben läuft.«
Damit wandte er sich um und blickte dem Fuchs starr in die Augen. Der Fuchs starrte zurück, und El-ahrairah wußte, daß er seinem Blick nicht ausweichen konnte. Der Fuchs schien vor seinen Augen zu einem Häufchen zu schrumpfen, und dabei war es El-ahrairah, als sähe er wie im Traum große Bluthunde den Hügel hinabjagen, als hörte er sie sogar Laut geben.
»Weg!« flüsterte El-ahrairah dem Fuchs zu. »Weg mit dir! Und komm nie wieder!«
Der Fuchs stand auf, wie betäubt, stolperte zum Rand der Brücke; halb sprang er, halb fiel er ins Wasser. El-ahrairah sah zu, wie er abwärtstrieb. Der Fuchs kämpfte sich aufs andere Ufer und schlug sich, mit eingezogenem Schwanz, seitwärts in die Büsche.
Erschöpft von der schrecklichen Begegnung, wandte sich El-ahrairah ab und machte sich auf den Weg zu seinem Gehege, wo alle seine Kaninchen überglücklich waren, ihn wiederzusehen. Fuchs samt Füchsin verschwanden aus ihrer Nachbarschaft. Sie haben wohl von ihrer Erfahrung berichtet, denn es kamen keine Füchse mehr, um ihren Platz einzunehmen, und das Gehege hatte endlich Frieden – so wie wir heute, Frith sei Preis und Dank!
5. Das Loch im Himmel
Doch er wird ihnen antworten:
Wahrlich, ich sage euch, was ihr einem von diesen Geringsten da nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.
Matthäus-Evangelium, 25:45
Unsere Werte sind jetzt das Hohe und das Grausige aus einer Wunde strömend, die im Bösen heilt.
Roy Fuller Autumn 1942
Es wird erzählt, daß El-ahrairah oft in diesem Gehege zu Besuch war, ein paar Tage bei dem Leitkaninchen und seinen Owsla blieb, um sie bei eventuell vorhandenen Problemen zu beraten. Selbst die ältesten und erfahrensten Kaninchen nahmen seinen Rat gern an und freuten sich, ihn zu sehen. Gewöhnlich fühlte er sich nicht bemüßigt, von sich selber zu sprechen, doch war er ein äußerst teilnahmsvoller Zuhörer, immer bereit, auf Schwierigkeiten und Abenteuer von anderen einzugehen, und Lob zu spenden, wo es am Platze war. Ich habe selbst oft gehofft, daß er eines Tages hier hereinschaut, und wir sollten wohl alle immer wachsam sein für diesen Fall; man sagt nämlich, daß er oft nicht so leicht zu erkennen ist, und dafür gibt es gute Gründe, wie ihr gleich hören werdet.
Es war einmal ein Gehege namens Parda-rail – so wird erzählt –, und die Kaninchen dort waren ungeheuer eingebildet. Wenn man sie hörte, war niemand so adrett, so wagemutig, so hurtig zu Fuß wie die Kaninchen von Pardarail. Wer dorthin kam, sollte also wenigstens eine persönliche Empfehlung vom Fürsten Regenbogen haben, um eingelassen zu werden. Der Anführer hieß Henthred, und bevor jemand Henthred-rah ansprechen durfte, mußte er von einem der Owsla hereingebracht und vorgestellt werden. Was seine Kaninchenfrau betrifft, Anflellen – o was war sie für eine himmlische Erscheinung, bis man dahinterkam, daß ihr so gut wie alle Eigenschaften eines ehrlichen Kaninchens abgingen; sie hatte andere Kaninchen, die ihr zu Diensten waren.
Nun, eines Abends befanden sich zwei der Owsla dieses großartigen Geheges, Hallion und Thyken, auf dem Heimweg, nachdem sie einen fernen Küchengarten erfolgreich geplündert hatten, als sie im Umland von Parda-rail auf ein Kaninchen stießen –
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