Neues Vom Watership Down
seinem eigenen Gehege.
Es fiel ihm auf, daß Flyairth zum Mittelpunkt einer Gruppe junger Weibchen geworden war, die mit Hyzenthlay seinerzeit aus Efrafra geflohen waren. In deren Gegenwart fühlte sie sich sichtbar wohl; wie es Hazel schien, hatte sie deren Achtung gewonnen. Die Weibchen behandelten sie ehrerbietig und waren offenkundig dankbar für die Wärme und Freundlichkeit, mit der Flyairth ihnen begegnete. Mit einem jüngeren Weibchen namens Flesca fing er ein Gespräch an und fragte es, wie sie mit Flyairth auskäme.
»Oh, wir haben uns alle sehr mit ihr angefreundet, Hazelrah«, sagte Flesca. »Sie hat uns viel von dem Gehege erzählt, aus dem sie kam, und wie sie und ein anderes Weibchen es gegründet hatten. Sie war die Anführerin, und ihre Owsla bestand nur aus Weibchen. So etwas habe ich noch nie gehört. Und du?«
»Ich auch nicht«, antwortete Hazel, »aber es überrascht mich nicht sehr. Jedenfalls bin ich froh, daß ihr sie alle mögt.«
»Und sie ist so lustig«, fuhr Flesca fort, »und offenbar ist sie gern mit uns zusammen. Wir haben ihr von der Flucht aus Efrafra erzählt und wie Kehaar sich auf General Woundwort gestürzt hat, um uns bei der Flucht zu helfen. Sie meinte, das hätte sie auch gern gemacht, und wünschte, sie hätte Flügel wie Kehaar. Ein fliegendes Kaninchen, das wäre doch mal was Neues, sagte sie. Dann hat sie mich gefragt, ob ich ihr nicht ein Paar Flügel besorgen könnte und mir selber auch, und dann würden wir zusammen nach Efrafra fliegen. Ich mußte ja soo lachen!«
Der überlange Winter hatte in der Nähe des Geheges so wenig Gras übriggelassen, daß Hazel mit einer Suchmannschaft aufbrach, mit jedem, der mitkommen wollte, um irgendwo auf dem Down etwas zu finden, das ergiebiger war. Flyairth war sofort dabei und brachte zwei oder drei Weibchen und ihrem eigenen Nachwuchs mit.
Sogar auf dem Hügelkamm war es schwer, auf dem nassen Boden zu gehen, überall waren kleine Pfützen. Sie fanden eine Menge groben Grases, das zwar eßbar, aber nicht sehr appetitlich war. Auf der Suche nach besserem Gras verteilten sie sich, doch trotz der großen Abstände fühlte sich keiner gefährdet. Der Down war nach allen Richtungen leer, und der Wind wehte keinen elil Duft heran, sondern nur die vertrauten Gerüche von Wacholder und Thymian. Nach den Tagen der Enge in den frostverriegelten Bauen wirkte die Weiträumigkeit so belebend und erregend, daß manche Kaninchen herumhüpften und Nachlaufen spielten, fast wie Hasen. Auch Hazel genoß die Befreiung und nahm fröhlich teil an einem Scheinkampf mit Buckthorn und Strawberry unter den Wacholderbüschen. Er lief vor Buckthorn weg, den steilen Nordhang hinunter, verhielt plötzlich vor einem Dornbusch, verlor das Gleichgewicht und rollte gegen einen nassen, hohen Grasbüschel. Er rappelte sich auf, und da sah er erschreckt einen Hund hügelan auf sich zu rasen, der schon vor Aufregung jaulte. Es war ein glatthaariger Foxterrier, weiß mit braunen Flecken, triefend naß und verdreckt von den Gräben und Furchen weiter unten. Hazel machte kehrt und rannte mühsam hügelaufwärts, wußte aber, daß er auch mit seinem besten Tempo nicht schnell genug war; der Hund holte ihn ein. Hazel schlug verzweifelt Haken, hin und her, doch er spürte schon den Atem des Hundes, der immer näher kam, fast schon über ihm war.
In diesem Augenblick stürmte ein anderes Kaninchen den Hang hinunter und rannte blindlings, ohne innezuhalten, ohne sein Tempo zu vermindern, mit voller Wucht in die linke Flanke des Hundes. Hund und Kaninchen fielen zusammen hin und waren für kurze Zeit eine zuckende, tretende, schlagende Masse. Das Kaninchen kämpfte sich als erstes frei, während der Hund, noch durch die Überraschung benommen, erst allmählich auf die Beine kam, doch auf dem Steilhang sofort wieder das Gleichgewicht verlor, hinfiel und auf den Rücken rollte. Das hurtigere Kaninchen fand schnell wieder Halt und rannte weg, während Hazel einen sicheren Abstand zum Hund gewann.
Der Hund stand mühsam wieder auf und schaute mit dem Ausdruck größter Verblüffung um sich, und als eine menschliche Stimme ihn von unten rief, lief er hinab, körperlich zwar völlig intakt, doch ganz offensichtlich nicht mehr in der Verfassung, weiterhin Kaninchen zu jagen.
Hazel war kaum weniger verblüfft. Der Schrecken über den plötzlich aufgetauchten Hund und das abrupte Ende der Verfolgung, verbunden mit seiner unerwarteten Fluchtmöglichkeit, hatten ihn in
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