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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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untersuchen, und fand auf der Treppe eine völlig aufgelöste junge Frau vor. Sie jammerte und kreischte in einem fort und riss an ihrem Kleid. Die Frau, die mich alarmiert hatte, eilte an der anderen vorbei in ein Zimmer, und dort lag ein totes Baby, nicht älter als zwei oder drei Monate. Die Frau erzählte mir, dass die junge Frau auf der Treppe, welche die Mutter war, das Kind absichtlich erstickt hätte. Man hatte sie mit einem Kissen in den Händen über die Krippe gebeugt vorgefunden. Die andere Frau hatte das Kind an sich gerissen und war mit ihm nach unten gerannt, um Wiederbelebungsversuche durchzuführen, doch es war vergeblich gewesen.
    Man kam zu dem Schluss, Sir, dass es sich so verhielt, wie die ältere Frau es geschildert hatte, doch die junge Mutter war verhandlungsunfähig, weil sie nicht recht bei Sinnen war. Die hinzugezogenen Ärzte erklärten, sie hätte sich nie richtig von der Geburt erholt. Es war eine ungewöhnlich schwierige Geburt gewesen. Sie war fast dabei gestorben, sie hatte das Fieber bekommen, hatte sich niemals völlig davon erholt und seither eigenartig verhalten. Man hatte sie zwei- oder dreimal daran gehindert, dem Kind etwas anzutun, auch wenn sie zu anderen Gelegenheiten ungewöhnlich liebevoll zu ihm gewesen war. Weil das Kind noch kein Jahr alt gewesen war, hätte die Anklage auf Kindestötung gelautet. Doch stattdessen wurde sie in ein Irrenhaus eingewiesen, und dort ist sie, soweit ich weiß, noch heute, obwohl es sicherlich schon zwanzig Jahre her ist.«
    Ich musste ein Erschauern unterdrücken. »Und Sie denken, Sergeant, dass die junge Mrs. Craven ihr Baby ebenfalls erstickt oder es auf andere Weise zum Tode befördert haben könnte? Dass der Doktor, die Hebamme und die Familie sich miteinander verschworen haben, um diese Tatsache zu verheimlichen? Dass der Pfarrer, der die Totenmesse hielt, hinters Licht geführt wurde? Und dass, was die Mutter angeht, ihr Verstand sich beharrlich weigert, das Entsetzen dieser Tat zu akzeptieren und sie sich deswegen einbildet, dass ihr Kind noch am Leben ist, irgendwo?«
    »Ich sage nur, Sir, dass solche Dinge von Zeit zu Zeit geschehen und dass das Gesetz in seiner Weisheit diese Dinge berücksichtigt.«
    Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Es erklärt nicht, warum Lucy Craven den Rattenfänger angegriffen hat, falls sie es war. Nein, Morris, ich glaube nicht, dass es so war. Wir versuchen hier, Steinchen zu einem Puzzle zusammenzusetzen, doch ein entscheidendes Steinchen fehlt uns noch. Wenn wir es erst haben, werden wir feststellen, dass alles logisch zusammenpasst.« Ich stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Im Augenblick bin ich allerdings noch völlig ratlos, wo wir nach diesem Steinchen suchen müssen.«
    »Denken Sie, dass wir es finden, Sir?«
    »Glauben Sie mir, Sergeant, wir sind nicht den ganzen Weg hierher gefahren, um uns von Leuten an der Nase herumführen zu lassen, denen ihre Reputation wichtiger ist als das Gesetz«, erwiderte ich in scharfem Ton.
    Einige Minuten lang gingen wir schweigend nebeneinander her. »Allerdings«, räumte ich schließlich ein, »allerdings habe ich bereits eine tote Katze exhumieren lassen, und falls es erforderlich scheint, werde ich beim Home Office eine Genehmigung beantragen, auch dasKindesgrab auf dem Kirchhof zu öffnen, damit ein Polizeichirurg den Leichnam untersuchen kann.«
    »Das wird der Familie gar nicht gefallen, Sir.«
    »Nichtsdestotrotz, Sergeant – falls ich es für erforderlich halte, werde ich es tun.«

DRITTER TEIL

19. KAPITEL
    Elizabeth Martin
    »Lizzie! Lizzie!«, hörte ich meinen Namen draußen vor der Tür rufen, gefolgt von einem drängenden Klopfen gegen die Füllung.
    Nach der Rückkehr aus der Kirche und vom Friedhof waren Lucy und ich nach oben auf unsere Zimmer gegangen, um unsere Hüte und Umhänge abzunehmen und uns zum Mittagessen fertig zu machen. Lucy hatte erklärt, dass sie erschöpft war von ihrer langen Unterhaltung mit Ben und dass sie sich zunächst ein wenig ausruhen wollte, bevor sie sich zu uns gesellte.
    »Das kann ich selbstverständlich gut verstehen, Lucy«, sagte ich. »Aber seien Sie guten Mutes. Es war eine schwierige Unterhaltung, doch jetzt haben Sie es hinter sich. Ist das nicht ein besseres Gefühl, als ständig in Panik zu sein und sich zu weigern, mit der Polizei zu reden?«
    »Oh, vermutlich haben Sie Recht«, räumte sie ein und legte sich dabei eine Hand an die Stirn. »Mir schmerzt der Kopf nach all der Aufregung und

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