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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Kammerzofe.«
    »Higgins?«, fragte Lucy überrascht. Sie hielt inne und dachte nach, bevor sie schulterzuckend fortfuhr: »Na ja, war nicht anders zu erwarten, schätze ich. Higgins mochte mich noch nie.«
    »Zuerst habe ich ihr nicht glauben wollen«, sagte ich. »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Sie zu so etwas imstande wären, dass Sie jemand anderen verletzen könnten. Warum haben Sie das getan, Lucy?«
    »Ich war elf Jahre alt!«, schnappte sie und stampfte mit dem Fuß auf. »Und das andere Mädchen hat mich schikaniert! Ihr Name war Charlotte Porter, und sie war ein abscheuliches Ding! Sie war sehr geschickt darin, andere in Schwierigkeiten zu bringen, im Allgemeinen indem sie sie schikanierte, bis sie zurückschlugen, und dann so dreinzublicken, als könnte sie kein Wässerchen trüben! Oder sie pickte sich ein Mädchen heraus, das sich leicht beeinflussen ließ, und verführte es zu irgendwelchen Streichen. Charlotte selbst war nie in der Nähe, wenn es herauskam. Ich mochte sie nicht. Niemand mochte sie. Doch sie war der kleine Liebling der Lehrerin. Sie hatte so eine gekünstelte, sentimentale Art mit ihr! Ich habe einfach die Beherrschung verloren. Sie zerrte immer wieder an meiner Stickerei, so dass ich nicht richtig arbeiten konnte. Ich wollte sie nur abwehren, weiter nichts, aber ich hatte die Nadel in der Hand, und irgendwie ging sie in ihren Arm, einfach so!« Lucy lächelte. »Sie stieß einen furchtbaren Schrei aus. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl.«
    Ich starrte sie mit etwas wie Verzweiflung an. Lucy war so offen und arglos – sie schien überhaupt keine Vorstellung zu haben, welchen Eindruck ihre Worte und Handlungen auf andere machten. Ausgerechnet jetzt, wo ihr Onkel nach Shore House kam, hatte sie Steine nach Dr. Lefebre geworfen! Als sie es getan hatte, war es ebenfalls ein »sehr befriedigendes Gefühl« für sie gewesen, jede Wette!
    Wir hatten keine Schritte auf dem Gang draußen gehört, doch jetzt klopfte es unvermittelt an die Tür, und wir schraken beide zusammen.
    »Machen Sie auf, Lizzie!«, drängte Lucy und schob mich zur Tür. »Es ist Ihr Zimmer. Ich verstecke mich hinter dem Bett.«
    »Nein, nicht …«, wollte ich widersprechen, doch sie huschte bereits davon, und bis ich die Tür geöffnet hatte, war sie hinter dem Bett und außer Sicht verschwunden.
    Christina Roche stand draußen im Gang und ließ sich, wie nicht anders zu erwarten, nicht an der Nase herumführen. Sie hatte uns wahrscheinlich durch die Tür hindurch reden hören. Offensichtlich gehörte Lauschen zu den Dingen, die sich durch die ganze Familie zogen.
    »Wo ist meine Nichte?«, fragte sie. »Lucy!« Sie schob sich an mir vorbei ins Zimmer. »Lucy, komm auf der Stelle heraus!«
    Lucy erhob sich betreten hinter dem Bett und schüttelte ihre Röcke aus, bis sie wieder gerade saßen.
    Miss Roche beobachtete sie leidenschaftslos. »Komm mit nach unten. Dein Onkel ist hier und wünscht mit dir zu sprechen.«
    »Geht es um James?«, fragte Lucy unvermutet und mit Angst in der Stimme. »Ist James etwas zugestoßen? Sag mir nicht, dass er tot ist! Wenn er tot ist, springe ich auf der Stelle aus dem Fenster!«
    »Rede nicht solch einen Unsinn!«, lautete die brüske Antwort ihrer Tante. »Wenn du uns überzeugen willst, dass du deine Sinne beieinanderhast, dann hast du dir eine sehr eigenartige Methode ausgesucht. Ich will nichts dergleichen Albernes mehr hören, hast du verstanden? Was Mr. Craven angeht, er ist meines Wissens weder tot noch krank.« Sie wandte sich um und marschierte in Richtung Tür. »Komm jetzt, Lucy.«
    »Oh, Lizzie, kommen Sie mit mir!«, bettelte Lucy und packte mich an der Hand.
    Miss Roche blieb für einen kurzen Moment stehen und drehte sich halb um. »Nein«, sagte sie knapp. »Das ist eine Familienangelegenheit. Es geht Miss Martin nichts an. Ich würde es sogar vorziehen, Miss Martin, wenn Sie sich zu einem weiteren Spaziergang entschließen könnten.«
    » Ich lausche nicht an fremden Türen!«, erwiderte ich aufgebracht.
    »Das wäre zu wünschen«, lautete die missmutige Antwort. »Allerdings wäre es möglich, dass meine Nichte zum Besten ihres Onkelseinen ihrer theatralisch-hysterischen Anfälle erleidet, und es wäre mir offen gestanden lieber, wenn Sie dann nicht im Haus wären. Bitte lassen Sie sich wenigstens eine halbe Stunde Zeit bei Ihrem Spaziergang, Miss Martin.«
    Mit diesen Worten marschierte sie hinaus, hoch aufgerichtet wie ein Gardist, und Lucy trottete

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