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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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gemeißelt, vielleicht Marmor oder Teakholz, und nicht wie aus weichem Fleisch und Knorpel. Der Mund darunter war nicht nur angesichts der gegenwärtigen Umstände, sondern nahezu permanent missbilligend verzogen, und die Lippen waren stets zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Das Glitzern, das ich in ihren Augen beobachtet hatte, als sie mich zum ersten Mal erblickt hatte, war erneut da, und es war ein Glitzern voller Verachtung und Feindseligkeit. Während ich sie ansah, klärte sich ihre Miene, und ihre Augen wurden zu opaken dunkelgrauen Steinen, wie Schiefer. Sie waren die verschlossenen Portale nicht nur zu einem vernunftlosen Verstand, sondern zu Vernunftlosigkeit in Vollendung.
    Ich musste irgendetwas sagen. Was aus meinem Mund kam, als ich diesen öffnete, überraschte mich genauso wie sie. »Ich nehme an, Mr. Roche hatte eine angenehme Reise von London hierher?«
    Zurückblickend betrachtet erscheinen diese leeren Worte wie der Gipfel der Torheit. Doch ich hätte sie nicht besser wählen können: Dieschiere Normalität meiner Frage, die Unvermitteltheit und die völlige Irrelevanz in Bezug auf das, was ich in ihrem Zimmer zu suchen hatte, brachten die Frau vorübergehend aus dem Konzept.
    »Ja«, sagte sie kurz angebunden. »Aber das erklärt immer noch nicht Ihre Anwesenheit in meinem Zimmer, Miss Martin, oder warum Sie meinen Schrank durchwühlen, wie es den Anschein hat.«
    Ich besaß nicht die Absicht, mich in irgendeiner Form herauszureden. Es würde nur damit enden, dass ich anfing zu stottern und schwach erschien. Da die Auseinandersetzung nicht zu vermeiden war, ging ich zum Angriff über.
    »Weiß Mr. Roche, was Sie mit Lucys Baby gemacht haben?«, fragte ich. »Weiß er, dass dieser Rattenfänger das Baby nach London entführt hat, um es dort in einem Armenhaus abzugeben oder in einer dunklen Seitengasse auszusetzen, wo es vielleicht, vielleicht aber auch nicht lebend gefunden wurde?«
    »Das ist Unsinn«, erklärte sie kalt. »Eine reine Fiktion. Woher haben Sie nur so eine verschrobene Idee?«
    »Von Mrs. Brennan«, antwortete ich. »Sie hat alles gestanden. Leider weiß nicht einmal sie mit Bestimmtheit, was ihr Mann mit dem Baby gemacht hat, nachdem sie in London angekommen waren.«
    »Also haben Sie seine Frau gefunden …«, murmelte Christina Roche. »Das ist wirklich schade. Wenn ich sie vor Ihnen gefunden hätte, würde ich sie zum Schweigen gebracht haben.« Sie sagte es ohne jede Drohung, eine einfache Tatsachenfeststellung, mehr nicht. Die Worte waren dafür umso furchterregender.
    Ich war insgeheim heilfroh über das Feuer, das Mrs. Brennan so ungeschickt gelegt hatte. Dadurch war sie gezwungen gewesen, ihr Lager zu verlassen und zu den Zigeunern zu flüchten. Wäre sie in ihrem Lager geblieben, hätte Miss Roche sie möglicherweise dort entdeckt – genau wie schon einmal, als sie hinzugekommen war, wie Mrs. Brennan ihr totes Neugeborenes gewiegt hatte. Das Schicksal hatte mich bestimmt, die Frau des toten Rattenfängers vor Christina Roche zu finden, und dafür würde ich für immer dankbar sein.
    Unerwartet setzte sich Christina Roche in Bewegung. Ich konntenicht anders, ich wich erschrocken einen Schritt zurück. Ihre Gesichtszüge arbeiteten unkontrolliert, und als sie sprach, spie sie mir die Worte förmlich entgegen.
    »Wie können Sie es wagen, meine Handlungsweise zu kritisieren! Ich habe das getan, was ich als richtig betrachte! Sollte ich vielleicht zulassen, dass dieses kreischende Balg aufwächst und einen Anteil am Familienvermögen der Roches erhält? Soll ich mich jedes Mal, wenn ich das Kind sehe, an die skandalösen Umstände von Lucys Heirat erinnern und daran, dass dieses Balg die Tochter von James Craven ist? Empfangen außerhalb der Ehe, gezeugt von einem berechnenden, nichtsnutzigen Hochstapler? Ist meine Nichte überhaupt imstande, das Kind aufzuziehen? Sie ist selbst kaum mehr als ein Kind voller unberechenbarer Stimmungen und Phantasien, leicht zu verführen von so einem elenden Schurken wie Craven und außerstande, die eigene Ehre oder die der Familie zu bewahren!«
    »Es war ein unaussprechlich grausamer Akt, Mutter und Kind auf diese Weise zu trennen!«, brüllte ich sie an. »Ehre? Ehre? Worin liegt die Ehre bei Ihrer Handlungsweise? Im Lügen und Vorgeben, dass das Baby tot ist? Im Ignorieren des Schmerzes, den die Mutter empfunden hat? Im Ausnutzen der Unerfahrenheit eines Mädchens, das, wie ich einräume, selbst noch ein halbes Kind ist

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