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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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und gerade deswegen mit umso mehr Nachsicht behandelt werden sollte … nichts von alledem lässt sich jemals rechtfertigen, und nichts davon lässt sich entschuldigen. Sie haben Ihre Nichte fast um den Verstand gebracht! Wie konnten Sie nur daran denken , so etwas zu tun?«
    Christina Roche war zusammengezuckt angesichts der Vehemenz meiner Worte. Sie war nicht daran gewöhnt, dass andere so mit ihr redeten, und sie blinzelte mich verblüfft und für den Augenblick sprachlos an.
    »Wie haben Sie es gemacht?«, fragte ich sie so ruhig, wie es mir möglich war.
    »Es war die Vorsehung, Miss Martin«, sagte sie, und die Aura der Selbstherrlichkeit kehrte zurück. »Jawohl, Vorsehung! Weder Sie noch irgendeine andere Person vermögen das zu bestreiten! Was sonst hättemich an jenem Tag damals auf die Heide zur Frau des Rattenfängers getrieben? Eine höhere Macht zeigte mir den Weg, und ich folgte lediglich den Zeichen, die so deutlich für mich hinterlassen worden waren. Ich hatte die Einsamkeit der Heide gesucht, Raum zum Denken, zum Planen. Mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Was um alles in der Welt konnten wir unternehmen, nachdem Lucy das Kind von diesem Craven sicher zur Welt gebracht hatte? Wie konnte ich diesen Schandfleck von unserem Namen tilgen? Wie konnte ich das Haus Roche vor diesem Eindringling schützen? Können Sie sich vorstellen, wie es war, als ich unvermittelt Brennans Frau jammernd und mit einem toten Baby im Arm vorfand? Es war, als hätten sich die Wolken geteilt und als würde die Sonne hindurchscheinen. Eine Lösung aller Probleme, direkt vor meinen Füßen. Es war Vorsehung, ich sage es Ihnen noch einmal! Sie können es nicht abstreiten!«
    Sie redete immer schneller; die Worte sprudelten förmlich über ihre Lippen. Ihre Augen leuchteten triumphierend. »Brennan war augenblicklich bereit, mir beim Austausch der Babys zu helfen. Er versicherte mir, dass es kein Problem geben würde, das Kind in einem Armenhaus in London zu lassen. Ungewollte Kinder werden in allen möglichen Institutionen abgegeben, öffentlichen und privaten ohne Unterschied. Brennan würde einfach erklären, dass er den Säugling unterwegs gefunden hätte, dass er von seinen Eltern ausgesetzt worden wäre. Wer wollte beweisen, dass es nicht so war?
    Ich richtete es so ein, dass er gegen Mitternacht kommen und sein totes Kind mitbringen würde. Meine Nichte war seit der Geburt ruhelos. Dr. Barton befürchtete einsetzendes Kindbettfieber. Er hatte ihr Laudanum dagelassen. Ich gab ihr etwas davon am Abend, und bald darauf war sie tief und fest am Schlafen. Was die Pflegerin angeht …« Christina verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Glauben Sie mir, ich weiß sehr genau, wie diese Frauen denken. Ich brachte ihr eine Flasche Brandy, versetzt mit ein klein wenig Laudanum, und sagte ihr, sie solle die Flasche für medizinische Notfälle behalten. Ihre Augen leuchteten auf, als sie sie sah. Ich wusste, dass sie sich besinnungslos betrinken würde, sobald ich ihr den Rücken zukehrte.
    Und so war es auch – ich ging gegen Mitternacht nach oben ins Spielzimmer und fand die Frau schnarchend in einem Sessel, die Flasche halb geleert. Ich nahm den Säugling, zog ihn aus und wickelte ihn in ein Tuch. Dann ging ich nach unten und traf mich wie verabredet im Garten mit Brennan. Ich übergab ihm Lucys Baby, und er gab mir sein totes Kind. Ich nahm es mit nach oben und zog ihm die Sachen an, die ich Lucys Tochter abgenommen hatte. In meinen Augen sahen beide ganz genau gleich aus.«
    »Allerdings nicht in den Augen einer Mutter!«, rief ich. »Lucy wusste auf den ersten Blick, dass es nicht ihr Baby war!«
    »Das war in der Tat ärgerlich«, stimmte Miss Roche mir zu. »Doch Dr. Barton, der ein alter Narr ist, warf nur einen flüchtigen Blick auf das Kind. Er stellte den Totenschein aus und unterschrieb ihn. Sodann erklärte er, dass Lucy wegen des Fiebers halluzinierte und dass ihr Beharren, das tote Baby wäre nicht ihres, eine Wahnvorstellung sei. Wenn die Schwester irgendetwas bemerkt hat, dann war sie jedenfalls vernünftig genug, nicht zu widersprechen. Sie war zum fraglichen Zeitpunkt sinnlos betrunken gewesen.«
    Christina Roche machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich hatte gehofft – wir alle hatten gehofft, dass Craven niemals aus dem Fernen Osten zurückkehren würde. Wenn er von irgendeinem Fieber dahingerafft worden wäre und wir das Baby beseitigt hätten, wäre es so gewesen, als hätte diese närrische,

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