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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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überbringen. Auf der andern Seite musste ich zuerst für mich selbst durchdenken, was passiert war. Mir wurde ganz anders, als ich überlegte, was dem Baby in der Zwischenzeit alles zugestoßen sein konnte, doch im Augenblick hatte ich nicht die Zeit, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich musste mir über alles vollkommen im Klaren sein, bevor ich Ben erzählen konnte, zu welchem Schluss ich gekommen war.
    Die beiden Gestalten im Garten, welche ich in der ersten Nacht gehört hatte, mussten Brennan und Miss Roche gewesen sein. Es war also doch Brennans Terrier, den ich gesehen hatte. Brennan war nach Shore House gekommen, um zu berichten, dass er das Kind – wie auch immer – erfolgreich beseitigt hatte.
    Ich besaß nicht die Absicht, meine Rückkehr an die große Glocke zu hängen und mich womöglich noch einmal fortschicken zu lassen. Stattdessen umrundete ich das Haus und ging zu den französischen Fenstern des Esszimmers, die nur angelehnt waren, um mir Einlass zu verschaffen. Am Fuß der Treppe hielt ich inne und lauschte. Hinter der Salontür vernahm ich Stimmen. Ich erkannte die von Lefebre, dann eine weitere männliche Stimme, von der ich glaubte, dass sie Charles Roche gehörte, und eine entschiedene weibliche Stimme, die ich Miss Roche zuordnete. Eine zweite leisere weibliche Stimme musste demzufolge die von Phoebe Roche sein. Unvermittelt ertönte ein heller, aufgeregter Ruf, der mir verriet, dass auch Lucy im Raum war. Ich hatte etwas zu erledigen, und eine bessere Gelegenheit als diese, wo alle hier im Salon versammelt waren, würde sich nicht wieder finden.
    Ich eilte nach oben und durch den Korridor zu den Zimmern der Schwestern. Meine einzige Befürchtung war, dass Higgins in einem der Zimmer saß und irgendetwas nähte. Doch im ersten Stock herrschte vollkommene Stille. Wahrscheinlich war Higgins nach unten gegangen, um mit der Haushälterin Mrs. Williams über die unerwartete Ankunft von Mr. Roche zu sprechen. Leise drehte ich den Knauf von Miss Phoebes Tür. Das Zimmer zeigte nach vorn, zur Straße. Es erhielt keine Nachmittagssonne und wirkte deswegen düster. Ich hastete zu dem mächtigen Kleiderschrank aus poliertem Walnussholz und öffnete die in französischem Stil mit Kringeln und Girlanden dekorierten Türen. Ein überwältigender Geruch nach Lavendel schlug mir entgegen, und ich musste ein Niesen unterdrücken. So schnell ich konnte, ging ich die Kleider in Miss Phoebes Schrank durch und prägte mir die Abfolge ein, während die Seidenstoffe durch meine Finger raschelten.
    Als ich dachte, mir die Reihenfolge eingeprägt zu haben, schloss ich die Schranktür wieder und verließ das Zimmer. Der Gang lag immer noch leer und still. Ich ging zu Miss Roches Zimmer, das hinaus auf den Garten und das Meer zeigte und im Schein der nachmittäglichen Sonne erstrahlte. Durch das Fenster konnte ich das Kräuseln der Wellen sehen und hören, wie sie an den Kiesstrand plätscherten. Ein frischer Wind hatte sich erhoben, und die Yachten rasten über den Solent in Richtung der Häfen der Isle of Wight.
    Ich öffnete den Kleiderschrank in Miss Christinas Zimmer, der genauso aussah wie der von Miss Phoebe, und begann fieberhaft zu suchen.
    Das Kleid mit dem Schottenmuster fehlte. Die Schwestern hatten diese Kleider am Tag meiner Ankunft in Shore House getragen, und Miss Phoebes Kleid hing in ihrem Schrank.
    In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und ich lehnte mich mit der Stirn gegen die Schranktür. Das flackernde Leuchten, das ich in der Nacht nach dem Mord unten am Strand beobachtet hatte, war von dem Schottenkleid gekommen, das Miss Roche verbrannt hatte.
    Plötzlich ertönte hinter mir ein leises Knarren, und meine Nackenhaare richteten sich auf. Ich war nicht länger allein. Langsam drehte ich mich um und erblickte Christina Roche in der Tür zu ihrem Zimmer.

20. KAPITEL
    Elizabeth Martin
    Ich hatte absolut keine Entschuldigung für meine Anwesenheit in ihrem Zimmer. Es war offensichtlich, was ich getan hatte … und ein Blick in ihr Gesicht verriet mir, dass sie den Grund dafür nur zu gut kannte.
    Während meines Aufenthalts in Shore House war ich Christina Roches missbilligenden Blicken stets ausgewichen. Jetzt jedoch gelang es mir nicht, die Augen von ihrem Gesicht abzuwenden. Mein erster Eindruck von ihr bei meiner Ankunft war der von einer Galionsfigur gewesen, und nun verstärkte sich dieser Eindruck noch. Ihre vorspringende Nase sah aus, wie aus einer harten Substanz

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