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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Schnupftabaksdose hervorgenommen und schüttete sich eine Prise auf den Handrücken. Ich hoffte, dass wir nicht länger mit den beiden zu tun haben würden, als eine zügige Erledigung unseres Anliegens erforderte.
    »Ich leide an einem empfindlichen Magen«, informierte uns Potter und deutete auf seine Schachtel mit Veilchenpastillen.
    »Tatsächlich?«, erwiderte ich.
    »Könnten wir rasch zur Sache kommen, Gentlemen?«, fragte Charles Roche, der sich mit zunehmender Bestürzung umgeblickt hatte.
    Potter war einverstanden. Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte die Fingerspitzen zusammen, so dass ich seine schmutzigen Nägel sehen konnte. »Nun, Gentlemen, was ist das für eine Sache, welche die Metropolitan Police zu mir führt?« (Ich hatte ihmbei unserer Ankunft meine Dienstmarke gezeigt.) »Noch dazu die Zivilen?«, fuhr er fort. Er verzog den Mund zu etwas, das wohl als Lächeln beabsichtigt war, doch es erweckte lediglich den Eindruck eines nervösen Leidens. »Hier ist alles in bester Ordnung«, schloss er, und eine gewisse Aufsässigkeit schlich sich in seine Stimme.
    »Das ist sehr gut«, antwortete ich forsch. »Dann sollte der Grund unseres Besuchs auch kein besonderes Problem darstellen. Wir suchen ein weibliches Kleinkind, das im letzten April in die Obhut des Armenhauses gegeben wurde. Das Kind war zu diesem Zeitpunkt noch sehr jung, quasi ein Neugeborenes.«
    Stoner schniefte seine Prise und nieste in ein großes rot getupftes Taschentuch. Seine kleinen Augen, die in dem aufgedunsenen Gesicht aussahen wie Granitsteine, fixierten uns ohne jeden Ausdruck.
    Mr. Potter schürzte die Lippen und blickte uns erwartungsvoll an. »Dürfte ich fragen, warum Sie sich für dieses Kind interessieren?«
    »Selbstverständlich«, antwortete ich. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass das Kind von seiner Mutter entführt wurde, dass es fälschlicherweise für tot erklärt wurde und dass es von seinem Entführer, einem Mann namens Jethro oder Jed Brennan, von Beruf Rattenfänger, nach London gebracht und Ihnen übergeben wurde. Mr. Brennan hat normalerweise in Whitechapel gewohnt, wenn er nicht beruflich durch das Land gereist ist.«
    Die beiden Offiziellen wechselten Blicke und ließen sich Zeit, um über meine Worte nachzudenken, während sie ununterbrochen die Stirn runzelten.
    »Sind Sie absolut sicher?«, erkundigte sich Potter zu guter Letzt. »Die Geschichte erscheint mir, wenn Sie entschuldigen, sehr abstrus.«
    »Dem mag so sein, dennoch entspricht sie der Wahrheit.«
    Stoner räusperte sich. »Und was schlagen Sie vor zu unternehmen, sollten Sie dieses Kind – mit unserer Hilfe – finden?«
    »Wir werden es mitnehmen und zu seiner Familie zurückbringen. Dieser Gentleman hier ist Mr. Charles Roche, der Großonkel des Kindes. Der Verbleib des Vaters des Kindes ist gegenwärtig nicht bekannt. Er ist wegen geschäftlicher Angelegenheiten nach China gereist undhat sich aus ebendiesen Gründen einstweilig in jenem Land niedergelassen. Seither haben sich Anhaltspunkte ergeben, die darauf hindeuten, dass er den Fernen Osten verlassen hat, doch es gibt keine Beweise, dass er zurück in Großbritannien ist. Die Mutter, die erst siebzehn Jahre alt ist, wohnt gegenwärtig in London im Haus von Mr. Roche. Ein Richter hat beglaubigt, dass Mr. Charles Roche unter den gegebenen Umständen die Wahrung der familiären Interessen obliegt. Ich habe hier den richterlichen Beschluss, in dem Sie aufgefordert werden, das Kind in die Obhut von Mr. Charles Roche zu übergeben. Sergeant Morris und ich sind hier, um dafür zu sorgen, dass alles ordentlich und den Vorschriften gemäß getan wird.«
    Wie auf ein Stichwort hin zückte Mr. Roche seinen Gerichtsbeschluss und legte ihn feierlich auf den Tisch, um ihn glattzustreichen und Mr. Potter hinzuschieben. Dieser las das Schreiben wenigstens zweimal langsam durch, bevor er es seinem Kollegen Stoner hinschob. Dieser las den Beschluss ebenfalls zweimal und gab ihn anschließend wieder an Potter zurück. Potter legte die verschränkten Hände auf das Papier – vielleicht hatte er Angst, wir könnten es ihm wieder entreißen.
    »Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass ein Mitarbeiter dieses Hauses wegen irgendwelcher Vergehen angeklagt wird?« Seine Stimme war eine Mischung aus Frage und Feststellung und schwankte beinahe komisch zwischen Aufsässigkeit und Defensive. »Das Armenhaus kann nur guten Glaubens handeln, wenn ihm ein Kind gebracht wird. Wir

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