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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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meine Hand ungeduldig ab. »Das ist nicht mein Baby! Wie können Sie so naiv sein? Die haben diesen Grabstein aufgestellt, aber das ist nicht mein Baby, das dort begraben liegt. Wie kann esdort liegen, wenn es noch am Leben ist? Die haben meine Tochter versteckt, das haben die!«
    Mir stockte der Atem. Dr. Lefebre hatte mich gewarnt, dass die arme junge Mutter den Verlust einfach nicht akzeptieren konnte. Doch mit eigenen Ohren zu hören, wie die Worte über Lucys Lippen kamen, ließ mir das Blut in den Adern erstarren.
    Ohne Vorwarnung machte sie einen Schritt auf mich zu und packte meine Hand in einem verzweifelten Griff. »Lizzie, Sie sagen, Sie wollen meine Freundin sein. Wissen Sie, wo sie mein Baby versteckt haben? Ich habe überall nach ihm gesucht. Ich war in jedem Haus im Dorf und habe an jede Tür geklopft. Ich habe jeden gefragt, ob er mein Baby gesehen hat, aber keiner hat es gesehen. Die Mütter im Dorf haben jetzt Angst vor mir und wollen nicht, dass ich ihre Babys ansehe, aus Angst, ich könnte sie verhexen. Sie verstehen mich nicht, und ich schaffe es nicht, sie zu überzeugen. Sie denken, ich wäre verrückt. Manchmal bin ich so böse geworden, wenn niemand mir zuhören und verstehen wollte, dass ich dachte, mir müsste der Kopf platzen! Selbst die Kinder im Dorf nennen mich inzwischen ›die Irre‹ und laufen weg, wenn sie mich sehen. Bitte, Lizzie – Sie müssen mir sagen, wenn Sie wissen, wo mein Baby ist!«
    Ich glaube, das Schlimmste war die Eindringlichkeit ihres Flehens und die furchtbare Ernsthaftigkeit, mit der sie alles vorbrachte.
    »Lucy …«, begann ich nervös. »Es ist sehr schwer zu ertragen, aber …«
    Ich kam nicht zum Ausreden. Sie explodierte in einem Wutanfall, den ich nicht vorhergesehen hatte. Ihr bleiches Gesicht lief dunkelrot an, und sie stampfte wütend mit dem Fuß auf die weiche Erde. Sie ließ meine Hand los und stieß mich mit so unerwarteter Wucht von sich, dass ich ins Stolpern geriet.
    »Fangen Sie bloß nicht an, mir noch mehr Lügen zu erzählen! Sagen Sie es mir, wenn Sie wirklich nicht wissen, wo mein Baby ist, aber tun Sie nicht so, als wäre es dort in diesem Grab beerdigt! Das ist zu viel! Als wäre es nicht genug, dass alle mich belügen, nein, sie müssen diesen Doktor und Sie herbringen, die mich auch noch anlügen!« 
    »Warum sollte ich Sie anlügen?«, fragte ich ruhig. »Überhaupt, warum sollte irgendjemand Sie belügen oder mich? Warum? Und wer sind ›die‹?«
    Sie blinzelte und schien vorübergehend sprachlos. Ihre Wut verrauchte. »Meine Tanten, mein Onkel, all die Ärzte, die sie zu mir schicken, diese dämliche Krankenschwester, selbst der Pfarrer dieser Kirche!«, antwortete sie schließlich in schmollendem Ton.
    Sie zeigte mit ausgestreckter Hand auf die kleine steinerne Kirche hinter uns. »Als sich die Frauen aus dem Dorf bei ihm über mich beschwerten, ist er zu meinen Tanten gegangen und hat mit ihnen über meinen ›Fall‹ gesprochen. Ich war natürlich nicht dabei – das bin ich nie, wenn sie über mich reden, aber ich bin ziemlich gut im Lauschen, wissen Sie?« Ihre letzten Worte klangen stolz. »Sie hatten das Fenster offen gelassen, weil es ein warmer Tag war. Also ging ich ein Zimmer höher und lehnte mich aus dem Fenster, und nach einer Weile wurden sie lauter und fingen an zu streiten. Der Pfarrer sagte immer wieder, er könne ›das nicht zulassen‹, was auch immer es war, als ginge ihn mein Tun irgendetwas an! Man müsse mich von dem Dorf fernhalten, sagte er. Man müsse mich im Haus und auf dem Grundstück festhalten. Man müsse seiner Verantwortung in Bezug auf mich gerecht werden. Bei diesen Worten wurde Tante Christina sehr ungehalten und sagte ihm, eine Roche wisse stets sehr wohl, was ihre Verantwortung wäre. Man würde Arrangements treffen, so dass ich nicht mehr unbeaufsichtigt herumstreifte. Herumstreifen, genau dieses Wort hat sie benutzt! Bin ich vielleicht eins von den wilden Ponys aus dem New Forest?«
    »Nein, Lucy«, antwortete ich, weil sie an dieser Stelle innehielt und mich, auf meine Antwort wartend, anfunkelte.
    Damit gab sie sich zufrieden. »Nun denn«, fuhr sie fort. »Ich bin eine verheiratete Frau, und wenn James hier wäre, würden sie mir überhaupt nichts zu sagen haben. So jedoch riefen sie mich nach unten, nachdem der alberne alte Pfarrer gegangen war, und sagten mir, ich müsse im Haus und auf dem Grundstück bleiben, sonst würde es Konsequenzen für mich geben.«
    »Welche

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