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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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sich anvertrauen kann, ohne befürchten zu müssen, dass dieser Jemand schwatzt, und der nicht voreingenommen ist, was ihren Geisteszustand oder sonst irgendetwas angeht.«
    »Oh, das respektiere ich«, antwortete er hastig. »Ich stimme Ihnen völlig zu. Sie braucht dringend eine Freundin, der sie vertrauen kann!«
    Ein peinliches Schweigen entstand. »Dr. Lefebre«, begann ich schließlich höchst verlegen. »Ich kann zwar nicht mit Ihnen über Lucy reden, doch ich hätte eine Frage, die ich Ihnen gerne stellen würde – wenn Sie gestatten, heißt das. Mir ist durchaus bewusst, dass es ein unfairer Handel ist, und ich würde es verstehen, wenn Sie mir sagen, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern soll.«
    Er hob die Augenbrauen, doch er schwieg. Ich war gezwungen weiterzureden.
    »Es geht um James Craven und seine Reise nach China. Es erscheint mir sehr merkwürdig, dass der junge Mann trotz seiner schwangeren Frau weggeschickt wurde. Charles Roche ist Ihr Freund – finden Sie diese Handlungsweise nicht auch merkwürdig?«
    Dr. Lefebre legte die Hand an das Kinn und rieb seinen Backenbart. »Mrs. Craven hat Ihnen ohne Zweifel erzählt, dass er zu ihr zurückkehren wird? Nein, nein, antworten Sie nicht darauf. Das würden Sie sowieso nicht, habe ich Recht?« Er lächelte. »Wie dem auch sei – Sie haben Recht, es ist ein unfairer Handel. Ich soll Ihre Neugier befriedigen. Sie sind wie ein Beichtvater. Sie lauschen den Sünden und Problemen anderer, doch ihre Lippen sind versiegelt. Nun ja, bei einem Arzt ist das nicht viel anders.«
    Ich fühlte, wie ich hochrot anlief.
    Er hob die Hand und fuhr fort: »Allerdings ist James Craven nicht mein Patient, also hindert mich nichts daran, über ihn zu sprechen.
    Lassen Sie mich von Craven erzählen, da Sie nach ihm gefragt haben und da mit ihm der ganze Ärger angefangen hat. Es ist richtig, besser, wenn Sie die Fakten kennen, Miss Martin. Nun denn.
    Craven ist einer von jenen gut aussehenden, sympathischen jungen Männern ohne Vermögen, doch mit einem schnellen Verstand, angenehmen Manieren und einem bemerkenswerten Mangel an Skrupeln.«
    »Haben Sie ihn kennen gelernt?«, fragte ich. »Oder hat Ihnen jemand anders diese Dinge über Mr. Craven erzählt?«
    »Sie und ich, meine Liebe, wir sind uns gestern zum ersten Mal begegnet«, erwiderte Lefebre in leise tadelndem Ton. »Dennoch stelle ich mir vor, dass Sie mich inzwischen besser kennen. Glauben Sie mir, Miss Martin, ich verlasse mich niemals auf das Urteil anderer. Es ist meine eigene Meinung, basierend auf ausreichend Gelegenheit, das Unglück zu beobachten, welches dieser elende junge Mann Gott und der Welt zugefügt hat.«
    »Ja, natürlich«, murmelte ich gedemütigt und wütend darüber, dass ich mich gedemütigt fühlte.
    Er nickte. »Abgesehen davon bin ich dem jungen Mann mehrmals begegnet.« Lefebres Gesichtsausdruck wurde grimmig. »Er kam erst vor zwei Jahren in London an, genau wie Dick Whittington, um sein Glück zu suchen. Sein erster Schritt war es, sich an Charles Roche zu wenden, mit dem er verwandt zu sein behauptete. Ich denke, er hoffte, dass Roche ihn in sein Geschäft aufnehmen würde – in bescheidenem Rahmen selbstverständlich. Ich wage zu behaupten, dass sich Craven zuerst keine Hoffnungen auf mehr als eine Angestelltenposition gemacht hatte. Er räumte offen und freimütig ein, mittellos zu sein, doch er erwähnte nicht, dass er darüber hinaus bis zum Hals in Schulden steckte – ein nicht geringer Teil davon durch das Spielen entstanden.Im Verlauf meiner Karriere als Arzt hatte ich mit mehreren Fällen von Menschen zu tun, die durch ihre Spielsucht abgestürzt waren und sogar den Verstand verloren hatten. Die meisten von ihnen hatten zu Beginn ihrer Karriere die unbekümmerte, zuversichtliche Einstellung wie der junge Craven.
    Mein Freund Roche ist ein warmherziger und großzügiger Mann, und Craven hat das Talent, den Leuten Honig um den Bart zu schmieren. Bevor wir’s wussten, wohnte er in Chelsea unter dem Dach meines Freundes – und dort begegnete er Lucy Roche, wie sie damals noch hieß, gerade sechzehn Jahre alt und erst ein paar Wochen zuvor aus dem Internat nach Hause gekommen.
    Craven sah seine Gelegenheit gekommen. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Es war das größte Spiel seines bisherigen Lebens, doch er schätzte wohl, dass die Chancen einigermaßen zu seinen Gunsten standen. Das Kind hatte keinerlei Erfahrung. Es wusste

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