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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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einfach direkt vom Flughafen in ein gutes Hotel. Und tun Sie Ihr ganzes Geld in den Safe, sobald Sie in Ihr Zimmer kommen.
    *
    Eine Sekunde nachdem das Taxi abgefahren war, merkte sie, dass der Fahrer sie verarscht hatte. Sie hatte ihn gebeten, sie zu einem guten Hotel zu bringen, und er hatte sie zu einer Absteige gefahren, die wahrscheinlich Freunden von ihm gehörte.
    Ringsum war es dunkel. Kein Mensch auf der Straße. Und sie war eine Frau.
    Wie blöd konnte einer auch sein. Wäre sie doch mit den beiden Israelis gefahren, die ihr das angeboten hatten. Was war schon dabei, dass sie sie an Joavi erinnerten.
    Der Mann an der Rezeption vom Hotel Paraíso , ein ernster Japaner mit schwarz gerahmter, riesiger Brille erklärte ihr in gebrochenem Englisch, sie besäßen keinen Safe, und die Zimmer würden stundenweise bezahlt. Aber ich muss hier bis zum Morgen bleiben! Gibt es denn keinen Preis für eine ganze Nacht?, fragte sie verärgert. Ihre Kleider klebten vom Flug an ihrem Leib, sie wollte sie endlich ausziehen. Er entschuldigte sich und wandte sich einem jungen Paar zu, das hereinkam. Sie drückten ihm ein paar Geldscheine in die Hand und erhielten einen Schlüssel. Während sie die knarrende Treppe hochgingen, legte die Frau ihre Hand auf den Hintern des Mannes; sie trug Stöckelschuhe, er Flipflops. Ah , sagte Inbar provokativ zu dem Japaner, this is hotel for prostitutes? Er stritt das vehement ab und erklärte, junge Leute hätten hier in der Stadt einfach keinen Ort, wo sie sich … treffen können. Sich intim treffen, wenn sie verstehe, was er meine. Denn alle wohnten bei ihren Familien.
    So this is hotel for fucking? , fragte Inbar. Well , sagte der Mann an der Rezeption und beließ es dabei.
    Me, I am not fucking today, okay? So please give me nice room. Good price.
    Ah, … not fucking , sagte der Mann teilnahmsvoll, I give you a room for one, good for tourist, okay?
    In ihrem Zimmer gab es ein Bett, ein Fenster, das hinausging auf ein anderes Gebäude, ein Bild mit einem riesigen Wasserfall, unter dem »Iguazú« stand. Zwei Aluminiumarme ragten gegenüber dem Bett aus der Wand, aber an ihnen hing kein Fernseher. Statt einer Badewanne im Badezimmer eine Duschkabine mit abgerissener Tür, und in dem deckellosen Abfalleimer neben dem Klo ein langes, gelocktes Haar. Die Beleuchtung war total krank. Sogar wenn sie alle Lichter zusammen anmachte, war es immer noch trübe.Ejtan würde eine Lösung hierfür finden, dachte sie. In ihren ersten gemeinsamen Ferien auf Kreta waren sie in einem Zimmer mit so einer Beleuchtung gewesen, und sie hatte ihm gesagt, lass doch, wir sind ja nur drei Nächte hier, doch während sie schlief, hatte er mit ein paar Kabeln gespielt, an ein paar Schrauben gedreht, und siehe, es ward Licht.
    Sie zog die Kleider aus und legte sich auf das schmale Bett, das Gesicht zur Decke, zu müde und zu betrogen, um duschen zu gehen. »Morissey-Stimmung« hatte sie das früher genannt, nach dem melancholischen Sänger von The Smiths . Was hab ich in Lima verloren was hab ich in Lima verloren was hab ich in Lima verloren, murmelte sie vor sich hin, schloss die Augen mit dem klaren Gefühl, es war ein Fehler.
    Als sie sie wieder aufschlug, sah sie das erste Mal die Sprüche. Die ganze Decke war vollgeschrieben; einige Sätze glitten auch die Wände herunter. Alles Mögliche stand da in den verschiedensten Sprachen. Vor allem auf Englisch. Jemand hatte den ganzen Text von California Dreaming von Anfang bis Ende hingeschrieben, jemand anders zitierte Nietzsche. Neben dem Fenster gab es sogar einen ganzen Comic, zwölf Rechtecke, rasend komisch, über einen Traveller, der sich in Rio de Janeiro während des Carnaval furchtbar den Magen verdirbt und sich kaum von der Toilette entfernen kann. Neben der Leselampe hatte jemand unter einen langen Titel einen kurzen Ratgeber geschrieben: »Anleitung zum Umgang mit Angstattacken in einem Einzelzimmer in Lima – Zehn Wege.« Die Ideen waren gar nicht schlecht. Zum Beispiel: »Denk an eine Frau, mit der du schon immer schlafen wolltest. In vielen Fällen ist Geilheit stärker als Angst.« Oder »Atme durch den Arsch« oder »Lies einen wissenschaftlichen Artikel über Arbeitsingenieurwesen«. Der letzte Absatz, Nummer zehn, stellte zusammenfassend fest: »Wenn alles Bisherige dir nichts geholfen hat, dann verlass endlich dieses Zimmer, du Vollidiot.«
    Sie stand mit ihrem Kuli vor der Wand und wollte etwas auf Hebräisch hinzufügen, doch ihr fiel nichts

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