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Neuland

Neuland

Titel: Neuland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eskhol Nevo
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gestorben Mama ist gegangen Mama ist nicht mehr mit uns ihre Flamme ist verloschen und auch ihre Signale auf dem Monitor ich habe sie nie Mama genannt wie diese Paare die einander Mama und Papa nennen ich hab sie immer nur Nurik genannt um nicht zu vergessen dass wir zu zweit waren bevor die Kinder kamen und ich bat Ze’ela Dori zu benachrichtigen und in den nächsten Tagen hab ich wegen der Beerdigung herumtelefoniert als wäre das noch eine Angelegenheit die man abhaken müsse einen Haken hinter die Todesanzeige einen Haken hinter die Bestattungserlaubnis einen Haken hinter den Grabstein aber dasBrummen in mir hat da schon begonnen wie bei dem Vulkan bei Antigua soundso der Name ist mir jetzt entfallen wo die Leute am frühen Brummen erkennen dass sie fliehen müssen – Jedidja und Eljada und Rafi forderten gekränkt was ihnen zustand bei der Beerdigung hab ich sie plötzlich gesehen wie sie mit allen andern Leuten am Grab standen an den Rändern verkokelt wie die Geburtstagsglückwünsche die Ze’ela in der Schule für ihre Freundinnen gemacht hat und ich schluchzte ganz furchtbar mit einer Stimme die ich nicht kannte über Nurik und auch über sie und am sechsten Tag der Schiv’a sagte ich, dass wir auf den nächsten Tag verzichten und am siebten Tag wurde das Rumoren so laut dass ich wie die Bewohner des nahen Städtchens beim Monte del Fuego jetzt erinnere ich mich an den Namen fliehen musste und so hab ich mich ganz früh ins Auto gesetzt und bin bis abends gefahren ohne anzuhalten von Jerusalem bis Eilat und von Eilat bis auf den Golan und hab nur zum Tanken angehalten aber das Land ist ja voller Tod und ich fand nirgends einen Ort wo ich verweilen konnte das Leben hatte seine Anziehungskraft verloren denn jeder Ort erinnerte mich an Nurik es war unerträglich wie wenn man die Lautstärke immer weiter aufdreht bis zu einem Punkt an dem man nichts mehr hören kann wie bei El Loco wie bei Menachem Begin als er sagte ich kann nicht mehr
    sag mir was gut ist habe ich sie früher manchmal gebeten an den richtig schlimmen Tagen und dann hat sie sich neben mich aufs Bett gelegt und das Licht ausgemacht und mir ins Ohr geflüstert die Kinder sind gut und der Wind der abends durchs Küchenfenster hereinweht ist gut und der Humus im Pinati ist gut und das Lesecafé Tmol Shilshom ist gut und Schottland ist gut da waren wir noch nie aber ich weiß dass es gut ist und wie wir uns berühren das ist besonders gut ich mag es wie du mich berührst und die Tatsache dass die Kinder uns am Schabbatmorgen spät aufstehen lassen ist gut und zum Friseur gehn ist gut du gehst so gerne zum Friseur und Rasieren ist gut und Datteln sind gut nicht die getrockneten sondern die frischen und so hat sie mir immer mehr kleineGewichte in die Waagschale des Guten gelegt bis ich ihre Hand berührt und danke gesagt habe und in ihren letzten Tagen im Krankenhaus hab ich neben ihr auf dem Bett gelegen und hab sie gefragt ob sie will dass ich ihr sage was gut ist und sie sagte nein und ich fragte wirklich nicht und sie sagte sing mir ein Lied ins Ohr und ich fragte welches und sie sagte was du möchtest und ich sagte aber ich singe furchtbar falsch und sie sagte das macht mir nichts aus Mentsch und so bin ich ganz nah an ihr Ohr und hab ihr Ich werde zu dir reden von Chava Alberstein aus dem Gedächtnis gesungen Lass mich zu dir reden und zwischen deinen Schatten gehn ich hab die Kraft ich hab die Kraft beschütz mich nicht und sorg dich nicht wenn deine Disteln meine Beine zerkratzen so hab ich ihr gesungen bis sie irgendwann meine Hand berührte und sagte genug
    was halten Sie davon Herr Peleg fragten mich die Leute vom Museum wir haben uns überlegt zu Nuriks Andenken ein Buch herauszubringen darin würden wir Texte und Werke des Museums die sie besonders mochte zusammenbringen und wir dachten wir nennen es Das goldene Zeitalter von Nurith – was meine Meinung ist – meine Meinung ist dass Sie machen sollen was Sie wollen – aber wir wollten Sie miteinbeziehen – tut mir leid ich kann nicht – dürfte ich fragen warum – weil es für mich zu früh ist – die Sache ist die Herr Peleg wenn wir das Buch zu ihrem ersten Todestag fertig haben wollen dann wäre es vielleicht besser
    siehst du ich hab mich für dich rasiert Nurik sagte ich ihr gestern Nacht und endlich kam sie nachdem ich drei Nächte hintereinander auf dem Dach des Hostels auf sie gewartet hatte und schon dachte der Trank wirkt nicht mehr das Gehirn hat Antikörper dagegen

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