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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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zurückzuhalten, was ihr allerdings nicht gelang. Eine nach der anderen quoll aus ihren Augen hervor und rann sturzbachartig über ihre Wangen.
    »Vincent könnte auch noch etwas anderes im Sinn haben«, krächzte Rouben. »Wenn er dich am Ende töten würde und ich ein Vampir wäre, müsste das vielleicht noch nicht das Schrecklichste von allem sein.«
    »Sondern …?«
    »Denk drüber nach, Jol. Bitte, denk drüber nach.«
    Nein!, schrie alles in ihr. Jolin wollte nicht nachdenken, irgendwelche schrecklich logischen Schlüsse ziehen, und erst recht wollte sie keine furchtbaren und grausamen Bilder sehen, nein – alles, was sie sich wünschte, war das winzige Fitzel eines Strohhalms, an den sie sich klammern konnte. »Und wenn es noch eine Prophezeiung gibt?«, keuchte sie. »So etwas wie ein Notprogramm?«
    »Ein Notprogramm für die an ihrer Vorsehung gescheiterten Vampire? – Ts!« Offensichtlich amüsierte Rouben diese Vorstellung so sehr, dass sie ihm ein Grinsen entlockte, und das gab ihm für zwei, drei Sekunden einen menschlichen Ausdruck. Seine Züge entspannten sich, seine Augen glänzten, und seine Haut erstrahlte beinahe olivfarben.
    Hoffnungsvoll streckte Jolin ihm ihre Hände entgegen, worauf er einen hastigen Schritt rückwärts machte. Seine Bewegungen wurden kantig, der Glanz in seinen Augen verschwand, und sein Gesicht verschloss sich wieder.
    »Unwahrscheinlich«, knurrte er. »Und selbst wenn es sie gäbe, was würden wir damit anfangen, solange wir nicht wissen, wie sie lautet.«
    »Aber du stehst doch in Kontakt zu Vincent, oder nicht?«
    »Nicht freiwillig.«
    Jolin öffnete den Mund, doch Rouben machte eine abwehrende Geste.
    »Nämlich ebenso wenig, wie er mir freiwillig Auskunft über den Inhalt einer weiteren Prophezeiung geben würde«, entgegnete er. »Oder über die Umstände, die es ihm ermöglicht haben zurückzukommen.«
    »Glaubst du eigentlich immer noch, dass der Zettel aus dem Antiquariat von Ansgar Lechtewink oder Edmond stammt?«
    Rouben schloss kurz die Augen, bevor er antwortete. Seine Gesichtszüge versteinerten mehr und mehr, dennoch konnte er die seelischen Qualen, die er durchlitt, dahinter nicht vollständig verbergen.
    »Ich habe das nie geglaubt, Jolin«, begann er schließlich. »Im Gegenteil, mir war sofort klar, dass nur Antonin oder Vincent dahinterstecken konnten. Dieser Zettel war eine Warnung an mich. Eine Ankündigung, die mir Angst einjagen sollte.«
    »Davon ist dir aber nicht das Geringste anzumerken gewesen«, sagte Jolin.
    »Ich weiß.« Er sah sie an, und wieder blitzte in seinen Augen ein Lächeln auf. »Sieht ganz so aus, als ob mich die Erinnerung an mein Dasein als Zwielicht zu einer Art Supertalent gemacht hätte.«
    … ein Wesen von besonderer Gabe …
    »In dieser Hinsicht bin ich Vincent überlegen«, grollte er. »Durch seine Ankündigung hat er mir Zeit verschafft. Zeit, um mir zu überlegen, wie ich dich schützen kann.«
    »Du meinst wohl belügen!«, fuhr Jolin ihn an.
    »Es war schrecklich für mich, aber es musste sein.« Roubens Kopf schien zwischen seine Schultern zu rutschen und sank schließlich bis ganz auf seine Brust hinunter. »Und letztendlich … hat es nicht einmal etwas genutzt«, fuhr er stockend fort. »Bald werde ich stark genug sein, um es … hoffentlich … mit Vincent aufnehmen … zu können. Ich werde … mit allem, was in meiner Macht steht … zu verhindern versuchen, dass er … dir etwas antut.« Er hob den Blick und sah Jolin eindringlich an. Seine Kieferknochen traten hervor, und sein Kehlkopf zuckte auf und ab, so als ob er um jedes einzelne Wort kämpfen müsste. »Das Beste ist … wenn du jetzt nach Hause fährst … und so lange in eurer Wohnung bleibst … bis alles vorbei ist.«
    Wieder schüttelte Jolin nur den Kopf. »Wann soll das sein, Rouben? Wie werde ich es erfahren?« Und wie soll ich das ertragen?, fügte sie in Gedanken verzweifelt hinzu.
    Stumm ließ er seinen Blick über ihr Gesicht gleiten. Es war wie ein Streicheln zum Abschied.
    »Ich hoffe einfach, dass du es spürst, wenn ich nicht mehr in deiner Welt bin«, sagte er leise. Er sah zu den Fenstern hinauf. Der Himmel war nun mit dunkelgrauen Wolken verhangen, aus denen ein feiner gleichmäßiger Regen fiel. »Es ist vorbei, Jolin. Ich muss jetzt gehen.« Und noch ehe sie etwas erwidern oder nach ihm greifen konnte, hatte er sich umgedreht und war verschwunden. Zwei Sekunden später hörte Jolin die Tür schlagen.
    »Nein«,

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