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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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jetzt wieder in den Unterricht gehen.«
    »Ich habe keinen Unterricht mehr«, log sie, »und ich werde Jolin jetzt nach Hause bringen.«
    »Nun, wir wollen die Dinge lieber nicht überstürzen«, sagte Remus Karlstedt. Seine halblangen dunklen Haare waren rechts gescheitelt und wirkten ein wenig ungekämmt. Zu seinem weißen Hemd trug er eine Jeans und ein graublaues Jackett, das im Rücken ziemlich zerknittert aussah. Jolin kam der spontane Gedanke, dass er abends, so wie er war, ins Bett ging, damit er immer gleich einsatzbereit wäre, wenn jemand nach ihm verlangte.
    »Es geht schon wieder«, sagte sie und lächelte zurück. »Ich habe mit Anna darüber geredet, und wir haben auch eine Lösung gefunden.«
    »So?« Der Psychologe zog einen der Stühle, die um einen runden Tisch gruppiert waren, zu sich heran und platzierte ihn genau zwischen der Couch und der Tür. »Eine Lösung … Für welches Problem?«, fragte er, nachdem er sich gesetzt und die Beine übereinandergeschlagen hatte.
    »Darüber möchte ich mit einem Fremden nun wirklich nicht sprechen«, sagte Jolin und schlüpfte in ihre Jeansjacke.
    »Ist dir kalt?«, fragte Remus Karlstedt. Er schob seine Hand in die Innentasche seines Jacketts, zog Notizblock und Kugelschreiber hervor und legte den Block auf seinem Knie ab. Anschließend wandte er sich wieder Jolin zu und musterte sie besorgt, während er mit dem Daumen die Kulimine in schneller Abfolge rein- und rausdrückte. »Dann sollten wir vielleicht besser den Notarztwagen rufen.«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig«, sagte Anna. Sie reichte Jolin ihre Umhängetasche und hakte sich bei ihr unter. »Je eher Jolin zu Hause ist, umso besser.«
    Remus Karlstedt hob die Augenbrauen und sah Anna über den Rand seiner Brillengläser hinweg feindselig an. »Wird sie dort denn gut versorgt sein?«
    »Natürlich!«
    Anna schüttelte den Kopf und versuchte, Jolin an ihm vorbeizuziehen, doch der Psychologe nahm unvermittelt das übergeschlagene Bein herunter und stellte es ihr in den Weg, so dass sie fast darüber stolperte.
    »Ihre Eltern werden sie dort also in Empfang nehmen können?«, fragte er lauernd.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Jolin ungeduldig. »Mein Vater arbeitet bis abends, und meine Mutter ist normalerweise …« Sie bedachte den Psychologen mit einem genervten Blick, »… keine Ahnung, ob sie zu Hause ist. Aber was spielt das für eine Rolle? Meine Freundin ist doch bei mir.«
    »Und ich werde auf jeden Fall so lange bleiben, bis Herr Johansson heimkommt«, fügte Anna hinzu.
    Remus Karlstedt spitzte die Lippen. Er machte eine ausholende Geste mit der Hand, in der er den Kugelschreiber hielt, drückte abermals die Mine rein und wieder raus und sah die Mädchen streng an.
    »Darf ich das so ins Protokoll aufnehmen?«
    »Klar, wenn Sie Freude daran haben«, erwiderte Anna und lächelte gnädig.
    Um Remus Karlstedts Mundwinkel zuckte es. »Um Freude geht es hier nun wirklich nicht«, sagte er, während er sich eine Notiz machte. »Aber ich erwarte natürlich nicht, dass ihr das versteht«, fügte er beiläufig hinzu, hob den Block ein wenig an und betrachtete eingehend die unleserlichen Wellenlinien darauf.
    Idiot!, dachte Jolin. Sie hätte wetten können, dass er dieses Gekrakel spätestens am nächsten Tag selber nicht mehr entziffern konnte, sie traute ihm sogar zu, dass er etwas vollkommen Unsinniges aufgeschrieben hatte.
    »So«, sagte er nun plötzlich, schnellte vom Stuhl hoch und ließ Block und Kuli wieder in seiner Innentasche verschwinden. »Dann sehen wir uns also am Mittwoch wieder. In der ersten großen Pause?«
    »Äh … wozu das?«, fragte Jolin verwundert.
    »Nur zu deinem Besten selbstverständlich«, entgegnete Remus Karlstedt. »Schließlich bist du hier heute nicht das erste Mal aufgefallen.«
    »Wie bitte?«, fragte Anna empört. »Was soll das denn heißen?«
    »Darüber, junge Dame, werde ich mich in der Öffentlichkeit selbstverständlich nicht äußern.«
    »Aber wir sind doch unter uns«, erwiderte Jolin.
    Dieser blöde Psychologe ging ihr dermaßen auf den Geist, dass sie für einen Moment selbst Rouben vergaß.
    »Hast du nicht eben noch gesagt, du möchtest nach Hause?«, erwiderte Remus Karlstedt.
    Jolin zuckte mit den Schultern. »Ja, aber ich hab ja wohl ein Recht darauf zu erfahren, auf welche Weise ich hier in der Schule angeblich bereits aufgefallen sein soll.«
    »Wir sprechen hier keineswegs von Mutmaßungen«, war die knappe Antwort des

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