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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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muss für heute genügen.«

    Paula verzog keine Miene, als Jolin und Rouben am nächsten Morgen gemeinsam zum Frühstück in der Küche erschienen. Sie hatte allerdings nur für drei gedeckt.
    Jolin warf Rouben einen bedeutsamen Blick zu und nahm ein weiteres Gedeck aus dem Küchenschrank.
    »Gunnar ist schon weg«, sagte ihre Mutter. Sie füllte warme Milch in Jolins Tasse und sah Rouben fragend an. »Und was trinkst du morgens so?«
    »Ähm … am liebsten Tee.«
    Paula Johansson nickte. »Das trifft sich gut.« Sie entzündete das Teelicht im Stövchen und platzierte ihre neue blaue Keramikkanne darauf. »Wenn du grünen magst.«
    »Danke«, sagte Rouben. Er setzte sich neben Jolin und schenkte ihrer Mutter ein strahlendes Lächeln. »Sehr gern sogar.«
    Paula schnitt Brötchen auf. »Stell dir vor, die hat Gunnar heute Morgen geholt. Noch bevor er in den Laden gefahren ist«, plapperte sie drauflos. »Die Lernerei mit dir scheint ihn geradezu beflügelt zu haben.«
    » Den Laden  – ts.« Jolin schüttelte den Kopf. »Mein Vater arbeitet in einem Kaufhaus. Er ist dort Chefeinkäufer in der Haushaltswarenabteilung«, erklärte sie Rouben. »Und die Lernerei war ziemlich anstrengend«, fügte sie an ihre Mutter gewandt hinzu. »Jedenfalls für mich.«
    »Du hast es vielleicht ein wenig zu lange aufgeschoben«, meinte Paula, während sie eine Brötchenhälfte mit Schnittkäse belegte. Sie sah blass und übernächtigt aus. Und sehr verletzbar. »Früher hast du dir diese Arbeiten immer recht gut eingeteilt.«
    »Früher war ich ja auch noch ein ernstes, folgsames Kind«, entgegnete Jolin bissig.
    Sie spürte den kurzen Druck von Roubens Hand auf ihrem Oberschenkel und presste die Lippen aufeinander. Sie wusste, dass sie ihrer Mutter gegenüber ungerecht war, und beschloss, sich in Zukunft ein wenig zusammenzureißen.
    »Eigentlich nicht«, sagte Paula. »Du bist schon immer sehr eigenwillig gewesen.«
    Jolin ergriff ihre Tasse und leerte sie langsam und in sehr kleinen Schlucken. Nur so schaffte sie es, sich zu beherrschen. Vor den schicksalhaften Ereignissen auf der Burg waren Paula und sie ein Herz und eine Seele gewesen. Nicht einmal mit Anna hatte sie sich jemals so gut verstanden wie mit ihrer Mutter. Und jetzt auf einmal herrschte Krieg zwischen ihnen. Er hatte sich ganz allmählich eingeschlichen, unmerklich, beinahe schon hinterhältig.
    »Ich bin ja bald nicht mehr hier.« Jolin wollte das nicht sagen, aber die Milch war ausgetrunken und die Worte rutschten ihr unkontrolliert über die Lippen. »Und deshalb brauchst du auch das alles hier nicht mehr für mich zu machen«, fuhr sie fort und ließ ihren Arm über den Frühstückstisch kreisen. »Warum bleibst du nicht einfach im Bett und schläfst dich aus?«
    »Weil ich das alles hier gerne für dich mache«, erwiderte Paula. »Das weißt du doch.«
    Jolin stieß einen Schwall Luft durch die Nase und nickte. »Vielleicht ist genau das unser Problem«, brummte sie.
    Ihrer Mutter misslang ein Lächeln. »Deins«, sagte sie. »Meins nicht.«
    Jolin krallte ihre Fingernägel in Roubens Hand, die noch immer auf ihrem Oberschenkel ruhte.
    »Hey«, sagte er leise. »Willst du nicht endlich etwas essen? Sonst kommen wir noch zu spät.«
    Jolin schüttelte unwillig den Kopf. Außer einem Glas Milch hatte sie morgens noch nie etwas hinunterbekommen. Ruckartig stand sie auf, nahm zwei Schnitten Schwarzbrot aus der Packung, die im Steinguttopf auf der Anrichte lag, und schmierte Frischkäse darauf. Sie teilte sie in der Mitte, wickelte sie in Cellophan und angelte sich noch einen Apfel aus der Schale. »Ich bin fertig.«
    »Und was ist mit den schönen Brötchen?«, fragte Paula.
    »Die kannst du gerne alle aufessen«, sagte Jolin, stürmte in den Flur und zog ihren Steppmantel über.
    »Der ist doch viel zu warm«, meinte Rouben, der Paula Johansson noch einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte, bevor er ihrer Tochter zögernd folgte.
    »Ich hab jetzt so schnell nichts anderes«, erwiderte Jolin ungeduldig, schulterte ihre Umhängetasche und riss die Wohnungstür auf.
    »Jetzt wartet doch mal!«, rief ihre Mutter aus der Küche.
    Jolin verdrehte die Augen.
    Paula kam in den Flur geeilt und drückte Rouben ein Päckchen in die Hand. »Ich hoffe, Käse ist dir recht«, sagte sie.
    »Ja, danke. Das ist wirklich sehr lieb«, erwiderte er, schob das Päckchen in seine Jackentasche und beeilte sich, Jolin hinterherzukommen, die längst im Treppenhaus verschwunden

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