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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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reinzuwaschen und hernach für immer von den Untoten aufzuerstehen … Sollte es geschehen, dass ein Jüngling, der die Prophezeiung zu erfüllen imstande ist, im Zwielicht lebt, aber ein Bruder von reinem Blute in seinem Alter ist, so möge es geschehen, dass jener die Familie von ihrer Schande erlöst«, beendete sie stockend das Zitat. »Es stand also allein Vincent zu, seine Familie von der Schande zu befreien.«
    »Stimmt«, erwiderte Rouben. »Aber unsere Sehnsucht nacheinander war stärker als die Magie dieser uralten Gesetzgebung aus der dunklen Welt. Die Menschen sind den Vampiren überlegen, weil sie im Licht leben und lieben können.«
    »Das weiß ich doch alles«, erwiderte Jolin. »Ich kann es nur nicht wirklich glauben.« Sie umfasste seine Schultern und blickte ihm in die Augen. »Hast du deinen Bruder jemals so angesehen?«
    Rouben schüttelte den Kopf. »Nicht bewusst.«
    »Aber ich«, sagte Jolin. »Und deshalb weiß ich, dass er sich rächen wird. Er wird diese Schmach niemals auf sich sitzen lassen.«
    »Schon möglich. Allerdings vergisst du dabei eine Kleinigkeit: Vincent ist nicht mehr hier. Er kam aus der Vergangenheit, und dorthin musste er auch wieder zurück. Der Wechsel zwischen den Zeiten geschieht nicht nach eigenem Belieben.«
    »Er müsste also auf die nächste passende Gelegenheit warten?«
    »Ja.«
    »Und ob es noch einen anderen Weg für ihn gäbe, außer weitere eintausendzweihundert Jahre abzuwarten, weißt du nicht?«
    »Nein.«
    Jolin presste die Lippen zusammen. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihm das glauben sollte. »Ramalia hat dir alles Mögliche erzählt, und ausgerechnet das nicht?«
    Rouben zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich ist dieser Fall so unwahrscheinlich, dass sie es schlichtweg für unnötig gehalten hat.«
    »Okay, okay.« Jolin begann auf und ab zu gehen. So konnte sie die Gedanken, die lose in ihrem Kopf umherschwirrten, am besten in eine Richtung lenken. »Nehmen wir also an, dass weder Vincent noch Antonin oder sonst jemand aus ihrem Clan die Gelegenheit hatte, hier in unsere Zeit und in diese Stadt zurückzukehren … Wer war dann der Schatten hinter dem Tresen im Antiquariat, und wer hat mir den Zettel zugespielt?«
    Rouben seufzte leise. »Ist dir das wirklich noch immer nicht klar?«, fragte er.
    Zuerst schüttelte Jolin den Kopf, doch dann stutzte sie plötzlich und sah ihn ungläubig an. »Du tippst doch nicht etwa auf Ansgar Lechtewink, den Inhaber?«
    »Natürlich tue ich das«, sagte Rouben. »Es gibt überhaupt keine andere logische Erklärung.«
    »Also gut«, sagte Jolin und konzentrierte sich weiter auf die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen. »Vincent hat ihn gebissen, und daraufhin ist Ansgar Lechtewink durchgedreht, hat Angst vor dem Licht, fühlt sich verfolgt …«
    »… hat irgendwelche Eingebungen«, fuhr Rouben fort. »Er träumt wirres Zeug, liest in seinen Büchern, reimt sich irgendwas zusammen. Wahrscheinlich hat er nicht nur dich, sondern schon eine ganze Reihe seiner Kunden erschreckt.«
    Jolin blähte die Backen und nickte. »Ich hoffe, du hast recht«, sagte sie. »Für Herrn Lechtewink ist es natürlich tragisch, aber ich muss leider zugeben, dass es mir so am liebsten wäre.«
    Rouben nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Glaub mir, Jolin. Es ist genau so.« Er küsste sie sanft, dann grinste er, und seine Augen leuchteten schelmisch. »Es tut mir leid, aber ich kann es einfach nicht lassen.«
    »Was?«
    »Das«, murmelte er. Er nahm ihre Unterlippe zwischen seine Zähne und streichelte mit der Zunge darüber. »Wenn du meinen Lippen einen Haustürschlüssel von deinen Lippen geben würdest, würden sie einziehen, abschließen und den Schlüssel aus dem Fenster werfen.«
    »Und wenn es einen Zweitschlüssel gäbe?«, keuchte Jolin.
    »Und wenn es tausend Zweitschlüssel gäbe«, wisperte Rouben, während er sie weiter küsste.
    »Wir würden verhungern«, flüsterte Jolin.
    »Stimmt«, sagte Rouben. »Irgendwann würden wir das.« Er küsste sie ein letztes Mal, dann legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie auf den Kiesweg zurück, der um die Senke herum und zum Kern des Friedhofs führte. »Gut, dass du so vernünftig bist. Ich wüsste wirklich nicht, was ich täte, wenn es anders wäre«, setzte er noch breiter grinsend hinzu.
    »Du verdrehst aber auch alles«, erwiderte Jolin. »Nicht ich bin vernünftig, sondern du. Wenn es nach mir ginge …«
    »Ich weiß«, unterbrach Rouben sie. »Du

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