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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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und eigentlich gab es keinen Grund, das nicht zu tun –, hatte er erst viel später Probleme mit seiner Umwandlung bekommen.
    Offenbar machte es ihm Angst, dass er seine Gefühle für sie nicht kontrollieren konnte, aber war das ein Grund, sich gleich so radikal von ihr abzuwenden? Hätten sie sich nicht auch versprechen können, aufmerksamer miteinander umzugehen und sich einander langsamer zu nähern? Zumindest hätten sie es versuchen können. Aber genau davon hatte Rouben nie etwas wissen wollen.
    Jolin hob den Kopf und hämmerte mit den Handballen gegen ihre Stirn. – Warum? Warum? Warum?
    Weil die ganze Prophezeiung ein verdammter Irrtum war und Rouben niemals ein Mensch sein würde, sondern für immer ein Wesen der Dunkelheit blieb? Ein Wesen mit einer besonderen Gabe? Einer dunklen Gabe, die durch sie und ihre Liebe zu ihm in irgendeiner Weise begünstigt wurde? Konnte Rouben durch sie, Jolin, dazu veranlasst werden, Böses zu tun? War er vielleicht schon jetzt unberechenbar? Und war es das, wovor Ramalia ihn bewahren wollte, hatte sie Jolin deshalb von seinem Grundstück gejagt, und wusste auch er womöglich längst, wie es um ihn stand?
    Wollte Rouben sie nicht mehr, weil es tatsächlich für alle das Beste war, wenn sie sich von ihm fernhielt?
    »Nein«, wisperte Jolin. »Bitte, bitte nicht! Ich kann das nicht. Ich – kann – das – nicht.«
    Sie wollte aufspringen, rumschreien, gegen die Wand treten, stattdessen biss sie in ihre Jeans und kreischte lautlos in sich hinein. Nein! Nein! Nein!
    Unaufhaltsam quollen Tränen aus ihren Augen und sickerten in ihren Jackenärmel. Jolin umschlang ihre Knie, so fest sie konnte, und wiegte sich langsam hin und her. Sie musste aufhören zu weinen, sie musste sich beruhigen, Gunnar und Paula durften sie auf keinen Fall so vorfinden.
    »Halt mich doch, Rouben, halt mich«, wisperte sie. »Wie soll ich denn leben ohne dich? Wie soll ich das alles ertragen?«
    Aber ich bin doch da , hörte sie ihn sagen. Ich bin bei dir. Ich lasse dich nicht allein. Sein warmer Körper schmiegte sich gegen ihren Rücken, seine Arme umschlangen sie, und seine Wange berührte die ihre. Jolin konnte ihn atmen hören, ja sie konnte ihn sogar riechen. Selig schloss sie die Augen, tastete nach seinen Händen und verschränkte ihre Finger mit seinen. Gemeinsam wiegten sie sich hin und her. Sanft und still. Zu einer Einheit verschmelzend. Für immer.

    Jolin erwachte am frühen Morgen. Sie lag in ihrem Bett, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, wie sie in ihr Zimmer gekommen war. Hatten ihre Eltern sie gefunden? War Rouben wirklich bei ihr gewesen?
    Sie sah zum Fenster hinüber. Durch den Vorhangspalt fiel ein schmaler Lichtstreifen über die Zimmerdecke. Der rechte Store wölbte sich unter einer sanften Windböe und fiel wieder zurück.
    Nur der rechte?
    Mit einem Ruck saß Jolin kerzengerade im Bett. Sie schlug die Decke beiseite, hastete zum Fenster und riss den Vorhang auf. Das Fenster war geschlossen, und der Griff ließ sich nur mit äußerster Kraftanstrengung umlegen.
    Als Jolin den Fensterflügel endlich aufbekam und auf die dunkle Straße hinuntersah, bemerkte sie unterhalb des Simses einen Schatten, der blitzschnell an der Hauswand hinabglitt und in der Nische hinter einem Regenrohr mit der Dunkelheit verschmolz.
    Jolin stolperte zurück und starrte auf das offene Fenster. Ihr Herz hämmerte sie fast um den Verstand. Schließlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und wagte einen zweiten Blick hinaus.
    Der Schatten blieb verschwunden, aber genau gegenüber auf der anderen Straßenseite stand zwischen einem Kleinlaster und einem alten Volvo der rote Alfa. Jolin atmete auf.
    Rouben war da. Er würde sie nicht allein lassen.

    Das zweite Mal an diesem Dienstagmorgen wurde Jolin von einem durchdringenden Klingelton geweckt. Sie schreckte hoch und blickte verwirrt um sich. Es dauerte eine Weile, bis sie kapierte, dass ihr Handy diesen Rabatz veranstaltete. Fluchend warf sie sich über die Bettkante und klaubte es vom Boden auf. Auf dem Display stand Annas Name.
    Jolin drückte die Verbindungstaste, und die Freundin trompetete sofort los. »Mann, wo steckst du denn?«
    »Wieso?«
    Anna schnaubte. »Du hast doch nicht etwa verpennt!«
    Mit einem Schlag war Jolin hellwach. »Wie spät ist es überhaupt?«
    »Wie spät es ist? Oh, Mann, ich fass es nicht! Hat dein Wecker einen Kreislaufkollaps, oder was?«
    »Äh … nein …« Jolin warf einen Blick auf ihren Nachttisch, aber

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