Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
weiß. Ich bin dir was schuldig.“
„Braver Junge.“
Die Aufzugtür öffnete sich. Leonard ging schleunigst wieder in den hinteren Teil des Aufzugs und zwang McGinnis so, die Führung zu übernehmen. Der Rotschopf drückte auf die Eins und zog seine Karte durch den Schlitz.
„Und schon geht’s wieder nach unten. Nervt es dich nicht auch, dass wir fast fünfzehn Minuten brauchen, um vom Eingang zum Stützpunkt zu kommen? Die sollten echt mal ein U–Bahn–System oder so was in der Art einführen.“
Die Aufzugtür öffnete sich und Leonard musste ein scharfes Einatmen unterdrücken. Sie gingen aus dem Aufzug und betraten eine zehn Stockwerke hohe Plattform. Zwischen Stockwerk sechs bis zehn verliefen weiße Gitterbrücken und verbanden die einzelnen Etagen in willkürlichen Winkeln. Inmitten der Plattform befanden sich mindestens zwei Dutzend Satelliten. Die restliche Fläche war mit Arbeitskabinen ausgefüllt. Erstaunt betrachtete Leonard die überwältigende Technik – im Neonlicht glänzende Kreationen in Silber und Blau. Die Satelliten waren kompakt und wahrscheinlich auch sehr leicht. So etwas hatte Leonard noch nie zuvor in seinem Leben gesehen. Er versuchte wieder zur Besinnung zu kommen und seinen Mund zu schließen, bevor Thomas McGinnis seinen gaga –Moment bemerken würde.
„Wir sehen uns in der Pause“, rief ihm der Rotschopf zu, als er in Richtung Arbeitskabinen ging.
Da wären wir wieder, klagte Leonard . Wo ist mein Schreibtisch?
Er schlenderte zwischen den Arbeitskabinen umher. Mitarbeiter sahen zu ihm auf. Einige schienen etwas angespannt. Nachdem sie einen kurzen Blick erhascht hatten, sahen sie sofort wieder auf ihren Computerbildschirm. Tipp, tipp, tipp. Zig Finger hämmerten mit einer irren Geschwindigkeit auf die Tastaturen ein. Jeder Arbeitsplatz war besetzt und Leonard hoffte, dass er sich in die richtige Richtung bewegte.
„Ich habe die Berichte, um die Sie mich gebeten haben, Mr. Tramer“, sagte eine junge Frau, als er an ihr vorbeiging.
Leonard drehte sich auf der Stelle um. Mister Tramer. Thomas McGinnis hatte ihn Tramer genannt, diese junge Dame jedoch redete ihn respektvoll mit Mister an. Sie war zierlich, blond und hellhäutig. Ihre vollen Lippen zitterten ein wenig.
„Möchten Sie sich die Berichte ansehen?“
Leonard nutzte die Gelegenheit und antwortete: „Warum bringen Sie sie nicht zu meinem Schreibtisch.“ Er bewegte sich etwas zur Seite, damit sie ungehindert an ihm vorbeikam.
„Jetzt sofort, Sir?“
„Ja, warum nicht sofort.“
Sie wühlte unruhig in ihrer Schublade, griff nach einer Akte und eilte in den Gang hinaus. Sie hielt einen Moment inne, bevor sie merkte, dass sie vorangehen sollte. Dies schien sie noch nervöser zu machen.
Bin ich etwa ihr Boss?
Die junge Frau bog in den Gang rechts ab und ging weiter, bis sie die letzte Arbeitskabine ganz hinten in einer Ecke erreichte.
So weit entfernt von den Satelliten, wie nur möglich. Merkwürdig.
Leonards Kabine schien ungefähr zweimal so groß wie die der jungen Dame zu sein. Der zusätzliche Platz war mit Schaltplatinen und Blaupausenrollen bedeckt. Es waren weder Familienfotos noch nette Poster zu sehen, stattdessen hingen Diagramme und Listen an den Wänden.
Am Eingangsbereich der Kabine stand ein zusätzlicher Stuhl. Die junge Dame zog ihn zögernd von der Wand weg. Leonard setzte sich und gab ihr ein Zeichen, das Gleiche zu tun. Sie rollte mit dem Stuhl etwas näher, schien jedoch ängstlich und hielt einen angemessenen Abstand. Unbeholfen öffnete sie die Akte und breitete den Inhalt auf dem Tisch aus.
Dutzende Reihen von kleingedruckten Messwerten waren auf den Seiten zu sehen. Mit gelbem Textmarker waren offensichtlich per Hand auf jeder Seite mindestens drei Zeilen angestrichen worden.
„Die markierten Adressen werden durch eine Reihe von Schnellstraßen oder angrenzenden Gebäuden blockiert.“ Sie blätterte weiter bis zu einer Seite, die fast vollständig mit gelbem Textmarker versehen war. „Das Losi–Projekt wird von drei Seiten blockiert. Meine Teamkollegen und ich denken, dass ein speziell auf einen dieser Bereiche programmierter Satellit die umliegenden Gebiete nicht mit abdecken könnte. Bei normaler Programmierung könnten wir mit demselben Satelliten jedoch einen größeren Bereich bewachen und würden dabei nur einen Bruchteil der Wohnhäuser aus den Augen verlieren. Anders gesagt, in diesen Gebieten…“ Sie tippte mit dem Finger auf die gelben Zeilen. „Das WLN
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