Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
Vom Netzwerk:
wäre die bessere Lösung.“
    „Das WLN?“ Die Worte rutschten Leonard einfach so raus.
    Die junge Frau legte verwirrt den Kopf schief. „Das Wächter–Lauscher–Netzwerk.“
    Leonard schüttelte lediglich den Kopf, denn er befürchtete, sonst noch eine verdächtige Bemerkung von sich zu geben.
    Die Frau wurde immer nervöser, denn sie dachte anscheinend, dass ihre Antwort ihn nicht zufriedengestellt hatte. „Sie werden dann natürlich keinen Sichtkontakt haben, aber…“
    Sichtkontakt?
    „…aber es wäre besser als gar nichts.“
    Leonard schlüpfte wieder in seine Führungsrolle „Warum passen wir nicht einfach die Umlaufbahn des Satelliten an? Durchkämmen die Gegend in regelmäßigen Abständen.“
    Die Frau runzelte die Stirn. „Weil Sie gesagt haben, dass wir das nicht tun könnten, Sir.“
    „Hab ich das?“ Er machte eine abweisende Handbewegung. „Natürlich hab ich das.“
    Sie lächelte schwach, als ob sie seine Unbehaglichkeit beruhigte.
    „Ich bin heute Morgen auch ziemlich zerstreut“, gab sie mit leiser Stimme zu. „Im Aufzug hab ich gequasselt wie eine Idiotin.“ Sie legte die Hand auf ihren Bauch. „Ich habe heute Nachmittag einen Termin im Gesundheitsministerium. Nur hab ich ständig gesagt, ich hätte einen Termin beim BM statt beim GM. Vicky hat sich deshalb über mich lustig gemacht. Sie sagte: ‚Sandy, ich hoffe der Test fällt positiv aus. Hohlköpfe wie du sollten sich nicht fortpflanzen.‘ Ist das nicht fies?“
    Sie ist schwanger.
    Leonard starrte sie lediglich an. Er dachte darüber nach, dass diese junge Frau wissen musste, dass ihr KASEDU das Baby sofort aus den liebevollen Händen reißen würde. Dennoch wollte sie ein Kind zur Welt bringen. Beruhigte sie sich auch mit dem Irrglauben, dass das KASEDU–Programm vor der Geburt ihres Kindes abgeschafft werden könnte?
    Sandy sah plötzlich verlegen zu Boden. Sie schüttelte beschämt den Kopf. „Das war ziemlich unpassend, nicht wahr? Bitte verzeihen Sie, Mr. Tramer.“
    Langsam dämmerte Leonard, dass die schüchterne junge Frau vor ihm gerade versehentlich ein kostbares Geheimnis preisgegeben hatte. Eine seltsame Woge der Freundlichkeit überkam ihn. „Ist schon okay“, flüsterte er. „Meine Frau arbeitet beim GM. Sie führt jeden Tag CARS–Tests durch. Sie hat mir erzählt, dass die Frauen immer sehr verängstigt und besorgt sind, wenn sie zu ihr kommen.“
    Sandy starrte ihn an und ihre Stirn legte sich in Falten. Sie schien schockiert, beinahe beunruhigt. Als sie ihn eingeschüchtert ansah, sammelten sich Tränen in ihren Augenwinkeln. Sie versuchte vergeblich ihre Tränen zurückzuhalten und rollte die Lippen ein.
    „Wie dem auch sei…“, begann er zu stammeln, als er bemerkte, dass das Mitgefühl des neuen Leonards alle überforderte. „Sie brauchen sich nicht dafür schämen, dass sie nervös sind. Und diese Vicky scheint ein richtiges Miststück zu sein.“
    Sandy kicherte.
    Leonard räusperte sich und lenkte die Unterhaltung zurück auf das ursprüngliche Thema. „Das Wächter–Lauscher–Netzwerk.“ Wächter. Alina hatte sie schon einmal erwähnt, als sie und Leonard in jener ersten Nacht in dem grünen Feld kauerten. Leonard spielte das Szenario in seinem Kopf durch und fragte: „Sie werden in entsprechenden Gebieten von Tür zu Tür gehen müssen?“
    „Wer, Sir?“
    „Die Wächter.“
    „Nur in bestimmten Fällen, Mr. Tramer.“ Sandy kehrte zu ihrer vorherigen Professionalität zurück. „Der Abhörraum ist immer noch sehr effektiv. Er ist nur sehr zeitraubend und datenintensiv. Außerdem bietet er, wie schon erwähnt, keinen Sichtkontakt. Auch wenn wir Kameras installieren, bekämen wir bestenfalls ein undeutliches Audiosignal.“
    „Okay.“
    „Spencer arbeitet momentan an einem Programm, das dabei helfen soll, die Stimmen von den Hintergrundgeräuschen zu isolieren, aber bis jetzt hat er nur wenig Fortschritte gemacht. Sobald die Leute den Fernseher oder die Spülmaschine anschalten, empfangen wir nur noch ein Rauschen.“
    Leonards Magen drehte sich um, als er die einzelnen Informationsfetzen zusammenfügte. Er vermutete, dass dieses sogenannte WLN eine Abteilung war, die Unterhaltungen mithörte. Da Sandy Fernsehgeräte und Spülmaschinen erwähnt hatte, schien Alina mit ihrer Theorie, dass die Regierung private Wohnhäuser verwanzte, recht zu haben. Teil des Satellitenprogramms war es also, überall Kameras zu installieren… in jedem Haus? Dazu kam noch, dass Sandy meinte, ein

Weitere Kostenlose Bücher