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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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    „Ich verstehe nicht ganz.“
    Carlyle lachte. „Doch, das tust du. Du hast schon oft darüber nachgedacht, da bin ich mir sicher. Es ist deine Trumpfkarte. Du hast mich ziemlich lange hingehalten… aber weißt du was, Leonard?“
    „Was?“
    „Truh–umpf“, trällerte Carlyle.
    Leonard sackte in sich zusammen. „Sie wollen Alina.“
    „Ich will Alina und Stewart Shinskey.“
    Max.
    „Er wohnt in F3119“, sagte Carlyle. „Dem Gebäude, in dem ihr gestern wart. Dritter Stock. Ist in der Unterwelt als Max bekannt.“
    Ich weiß.
    „Als ob wir nicht wüssten, wen die Leute meinen, wenn sie von Max sprechen.“ Carlyle neigte den Kopf zur Seite. „Hast du dich jemals gefragt, ob er und Alina vielleicht… du weißt schon?“
    Ja, das habe ich mich schon gefragt. Und jetzt lass es gut sein.
    „Ooh. Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen, oder? Warum dann einer untreuen Frau gegenüber überhaupt noch aufrichtig sein?“
    Leonard starrte ihn weiterhin ausdruckslos an.
    „Wie dem auch sei“, fuhr Carlyle fort, „Fredericks ist der Meinung, dass es besser wäre, Shinskey noch auf dem Spielfeld zu lassen, damit er ihm folgen kann, oder zumindest sagt er das. Aber ich hab bei Fredericks so meine Zweifel. Vielleicht schlag ich bei der ganzen Angelegenheit auch zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber ich will Shinskey. Ich will ihn richtig festnageln. Nicht nur mit irgendwelchen unbedeutenden Geschichten über das Schmuggeln von Körperpflegeprodukten. Ich brauche Infos über seine illegalen Geschäfte oder andere verräterische Aktivitäten. So kann ich den Jungs in D.C. mal zeigen, wer hier in Denver wirklich was auf dem Kasten hat.“ Er streckte seine Brust raus.
    „Und warum Alina?“
    „Die Sache mit Alina ist etwas… Persönliches.“ In seiner Stimme lag ein leicht lüsterner Unterton. „Damit hast du doch kein Problem, oder, Leonard?“
    Sie ist meine Frau, du Perversling.
    Carlyle schien zu genießen, wie sehr seine Bemerkung Leonard verunsicherte. Er lächelte. „Servier sie mir auf einem Silbertablett und wir vergessen die ganze Angelegenheit hier.“ Er fuchtelte mit der Hand durch die Luft, als ob er einen Fliegenschwarm verscheuchen würde. „Was sagst du?“
    Leonard blieb gelassen.
    Carlyle stand auf. „Ich bin mir sicher, du findest innerhalb von zwei Tagen irgendetwas Belastendes.“ Er ging langsam um den Schreibtisch herum. „Aber es muss hieb– und stichfest sein, sonst gibt’s keinen Deal.“ Er hielt einen Moment inne, um sicher zu gehen, dass seine Worte auch bei Leonard angekommen waren, und ging dann eiligen Schrittes zur Tür und gab den Code ein. „Lass uns das Ganze hinter uns bringen, Tramer. Ich rufe das WLN an, bevor der Aufseher Feierabend macht. Nehme dich vom Netz.“ Er grinste. „Vielleicht schaffst du’s dann ja sogar noch, sie ein letztes Mal zu vögeln, bevor du sie mir überlässt.“
    Leonard zuckte zusammen, als ihn Carlyle zur Tür drängte. „Bis Freitag dann, Tramer.“
    Leonard lief leicht benommen in den Gang und die Tür fiel hinter ihm zu.
    „Bis dann“, flüsterte er.

Kapitel Zwanzig

     
    Als Leonard nach Hause kam, suchte er sofort nach Alina. Sie hatten am Morgen beide den Bus genommen und den Toyota in der Garage stehen gelassen, um Benzin zu sparen. Als Alina fünfzehn Minuten später ebenfalls ankam, schien sie erschöpft.
    Leonard schaltete sofort den Fernseher an und trommelte die Familie zusammen.
    „Ich habe noch Hausaufgaben auf“, protestierte Natalia.
    „Es ist Zeit, dass deine Mutter und ich dir etwas mitteilen. Du verdienst es, die Wahrheit zu erfahren.“
    Natalia seufzte und warf ihre Bücher und ein Ringbuch auf den Esstisch. Sie ging widerwillig zur Couch.
    Alina suchte in Leonards Augen nach einem hoffnungsvollen Zeichen. Er schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben und sie ließ sich ungläubig auf die Couch fallen. Leonard holte sich einen Stuhl aus der Küche und rückte den Couchtisch zur Seite, damit er sich ganz dicht vor die beiden setzen konnte und trotzdem eine Position der Autorität einnahm.
    Autorität.
    Die Konstellation ähnelte der in Carlyles Büro, nur diesmal befand Leonard sich auf der anderen Seite – die Frauen auf der Couch und er ragte über ihnen.
    Leonard war von den Gedanken, die sich ihm nun aufdrängten, sowohl entsetzt als auch angeekelt. Ihm wurde klar, wie einfach es eigentlich wäre, das zu tun, was der Commander von ihm

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