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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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kenne, kein einziges nettes Wort über sie verloren hast.“
    Leonard setzte sich wieder.
    „Abgesehen von gestern“, fuhr der Commander fort. „Als ich mit dir über sie geredet habe, hast du sie gewissermaßen verteidigt, oder nicht?“
    „Ich hasse meine Frau nicht.“
    „Natürlich. Natürlich.“ Er runzelte die Stirn. „Genau genommen glaube ich sogar, dass du sie sehr gerne hast.“
    „Ist das etwa ein Verbrechen?“
    „Wenn du vorhast, uns zu verraten, ist es das.“
    „Und wie?“ drängte er, in der Hoffnung, rauszufinden, welcher Sache genau sie ihn verdächtigten. Wussten sie von dem Fluchtplan? „Wurde Alina denn jemals beschuldigt, verräterische Aktivitäten ausgeübt zu haben? Wenn ja, wäre das neu für mich. Und ich hätte gedacht, dass ein Freund wie Sie mich über so etwas informieren würde.“
    Carlyle sah Leonard prüfend an und schien abzuwägen, ob sein Untergebener aufrichtig war. „Wir haben da so unsere Vermutungen“, sagte er mit tiefer und bedrohlicher Stimme.
    Wer ist wir? , fragte sich Leonard.
    „Was man nicht alles erfährt, wenn verdächtige Bürger glauben, dass sie unbeobachtet durch die Gegend spazieren.“
    Da ihm nichts anderes übrig blieb, als zu bluffen, seufzte Leonard und versuchte, mit seinem Blick völlige Niederlage und Frustration zu übermitteln. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Commander.“
    „Ach wirklich?“, entgegnete Carlyle mit leicht vergnügter Stimme. „Du bist mit deiner Frau einfach nur spazieren gegangen?“
    „Ja, wir haben einen Spaziergang gemacht. Wir mussten reden und wollten nicht, dass Natalia uns zuhört.“
    „Worüber habt ihr geredet?“
    „Das geht Sie wirklich nichts an, Sir.“
    „Und was, wenn doch ?“
    Leonard verzog das Gesicht und redete weiter drauf los. Er spielte Verlegenheit vor und hoffte so, den Commander in die Irre führen zu können. „Es ging um das Thema, das Sie vorhin angesprochen haben… Sie wissen schon, dass ich meine Frau seit einigen Jahren schon nicht mehr angefasst habe. Wir haben ein paar Probleme, die wir klären müssen.“
    „Ich verstehe.“
    „Wenn ich so weitermache, ende ich noch als einsamer, alter Workaholic. Ich muss unsere Beziehung irgendwie kitten.“
    Carlyle lachte leise in sich hinein. „Gestern hieß es noch, du würdest sie gerne loswerden.“
    Leonard seufzte. „Ja, eben. Wie kann man nur so etwas Schreckliches sagen. Ich bin zu einem Einsiedlerdasein verdammt.“
    „Aha. Und was sollte dann der kleine Abstecher zum Guilder–Projekt?“
    Wie sollte ich mich da rausreden? „Sie musste einem Freund etwas vorbeibringen.“
    „Hat sie dir gesagt, was?“
    „Nein. Und ehrlich gesagt wollte ich in diesem Moment auch nicht näher nachfragen. Wir bewegten uns mit unserer Unterhaltung eh schon auf unsicherem Boden.“
    Carlyle setzte sich wieder auf die Kante seines Schreibtisches. Leonard versuchte, den Gesichtsausdruck eines verzweifelten Mannes beizubehalten – ein Mann, der glaubte, zu Unrecht beschuldigt zu werden.
    „Konntest du sehen, was sie ihrem Freund gegeben hat?“
    „Einen Umschlag.“ Was machst du da Leonard? Plötzlich überkam ihn ein Schamgefühl, das seine Konzentration zu stören drohte. Hetzte er sie jetzt auf Alinas Fährte, um sich selbst zu retten? Was für ein Mann tut so etwas?

    „ Interessant“, flüsterte Carlyle und seine Augen leuchteten vor Freude.
    Unfähig dem Commander in die Augen zu sehen, starrte Leonard auf den Boden.
    „Ist dir irgendetwas rausgerutscht… über das Stasi–Projekt?“
    „Nichts, Sir.“
    „Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um zu beichten. Ich wäre bereit, über diesen Verstoß hinwegzusehen, wenn wir die ganze Angelegenheit noch im Keim ersticken können.“ Sein Gesicht rötete sich und sein Tonfall wurde nachdrücklicher. „Diese Gegenrevolutionäre sind wie eine Krankheit, Leonard. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Schaden sie schon angerichtet haben. Jeden Tag nehmen wir irgendwelche Verräter fest.“
    „Ich—“
    „Was weiß Alina?“, fragte Carlyle fordernd, wobei ihm Spucke aus dem Mund flog.
    Leonard seufzte. „Soweit ich das beurteilen kann, Commander, weiß sie gar nichts. Was sollte sie denn auch wissen?“
    Carlyle kniff die Augen zusammen und schwieg für einige Minuten. Schließlich nickte er langsam.
    „Du bist gut, Tramer.“
    „Wie bitte?“
    Der Commander fixierte Leonards Augen und sah ihn finster an. Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum, um sich

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