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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meira Pentermann
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in seinen Stuhl zu setzen. „Langsam hört sich das nach einer Angelegenheit für das GM an“, sagte er beiläufig, während er durch die Akte auf seinem Schreibtisch blätterte. „Ich lasse die das Ganze regeln.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Du weißt genau, was ich meine.“
    Leonard neigte seinen Kopf zur Seite. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. „Wollen Sie mir etwa drohen, Sir?“
    „Ich drohe dir nicht, Tramer. Das haben wir schon hinter uns.“
    Was kommt denn bitte nach drohen?
    „Du solltest etwas Zeit mit deiner Familie verbringen. Ein bisschen Wiedergutmachungsarbeit leisten. Vielleicht erinnern sie sich dann gerne an die Zeit mit dir zurück.“
    Leonards Atmung wurde schneller.
    „Ich habe gesehen, dass du dir für den Donnerstag freigenommen hast. Wegen dem Geburtstag deiner Tochter?“
    „Ja.“
    „Das ist sehr süß… für einen kalten, gefühllosen Typen wie dich.“ Er verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Wie dem auch sei…“ Er klickte hastig mit einem Kugelschreiber. „…Ich will nicht, dass man sagt, ich hätte den Geburtstag deiner Tochter ruiniert.“
    „Wie könnten Sie—?“
    „Melde dich wieder am Freitag zurück.“
    „Was ist mit morgen?“
    „Ich will dich auf dem Stützpunkt nicht sehen.“
    „Zwei Tage lang?“
    „Melde dich am Freitagmorgen in unserem GM–Büro im dritten Stock und—“
    „Ein CARS–Test?“
    „Mach nicht einen auf dumm, Tramer. Das steht dir nicht.“
    Leonard musste schlucken.
    Carlyle lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte seine Füße auf die Tischkante. „Ich sag dir, was ich tun werde. Ich werde dich für sechsunddreißig Stunden abschalten. Deine gesamte Familie.“ Er sah auf seine Uhr. „Wir sind mal besonders großzügig und runden etwas auf. Also bis Donnerstag, fünf Uhr morgens.“
    „Abschalten?“
    „Keine Wächter, die euch beschatten oder belauschen.“
    Leonard bekam einen Adrenalinstoß und seine Laune hob sich etwas.
    Carlyle zog spielerisch eine Augenbraue hoch. „Was hältst du davon? Du kannst Sex mit deiner Frau haben. Du und deine Kinder, ihr könnt euch gegenseitig euer Herz ausschütten… Ach, ja. So, dass sie sich später auch nach dir sehnen. Sag Lebewohl, solange dein guter Ruf noch intakt ist, damit sie Geschichten über dich erzählen können, die dich stolz machen würden. Was sagst du?“
    „Keine Wächter? Warum?“
    „Weil ich nun mal so bin. Siehst du? Ich bin ein rücksichtsvoller Mensch, Tramer.“
    Ja, ein richtig aufrechter Kerl.
    Der Commander schaukelte leicht in seinem Stuhl hin und her. „Fünf Uhr morgens am Donnerstag und dann bist du wieder auf unserem Radar. Tut mir leid, dass wir uns bei Natalias Geburtstagsfeier einmischen müssen, aber sechsunddreißig Stunden sind schon riskant genug.“ Er nahm die Füße vom Schreibtisch und lehnte sich nach vorne. „Und komm bloß nicht auf die Idee, irgendwelche Ausflüge machen zu wollen. Ich werde dafür sorgen, dass sie an allen Kontrollpunkten deinen Namen haben.“ Er machte auf einem kleinen Block eine Notiz.
    „Aber ich habe Natalia versprochen—“
    „Wenn du möchtest“, unterbrach der Commander ihn schroff, „können wir auch einen netten Ausflug für euch alle organisieren… Idaho Springs und darüber hinaus .“ In seinem Ton lag etwas beunruhigend Bedrohliches.
    Leonard schloss seine Augen und atmete tief ein. Bilder von mitleiderregenden Männern mit Stricknadeln verfolgten ihn.
    „Außer, du vergisst die Sache mit diesem verdammten Ausflug und bist dankbar für dieses unglaubliche Geschenk, das ich dir mache. Keine Wächter? Ich war seit über vier Jahren nicht mehr so großzügig.“
    Privatsphäre. Sechsunddreißig Stunden Privatsphäre. Das ist kein Geschenk. Das ist ein individuelles Recht. „Vielen Dank, Sir“, sagte Leonard nüchtern.
    „Aber weißt du was…“ Carlyles Stimme schwenkte wieder zu beschwingt und freundlich um. „…es gibt da noch eine andere Möglichkeit.“
    Leonard lehnte sich nach vorne. „Ja?“
    „Wenn du deine Auszeit für etwas Aufklärungsarbeit nutzen würdest…“ Ein widerwärtiges Grinsen huschte über Carlyles Gesicht. „dann könntest du…“ Er verstummte.
    „Ich höre.“
    „Du könntest dich am Freitag bei mir zurückmelden statt beim GM.“
    „Was meinen Sie mit Aufklärungsarbeit?“
    „Warum noch Arbeit in eine alte Beziehung stecken, wenn man ganz neu anfangen kann. Du weißt schon, ohne diese Last. Dann muss auch nichts mehr geklärt werden

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