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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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Softwarehändler Mr. Two-a-Day gekommen
und haben ihm ihr Problem geschildert. ›Meister‹, sagen sie, ›wir wollen das Scheißding testen,’nen Probelauf machen, aber auf keinen Fall selber. Das überlassen wir dir, mein Junge.‹ Also, das ist die Situation, und was wird Two-a-Day nun machen? Wird er das Ding einlegen? Garantiert nicht. Er macht genau das Gleiche, was die Bonzen mit ihm gemacht haben, außer dass er sich die Mühe spart, den Knaben aufzuklären, dem er’s andreht. Was tut er also? Er sucht sich’ne Basis im Mittleren Westen mit lauter Steuerumgehungsprogrammen und Flussdiagrammen zur Yen-Wäsche für irgendeinen Puff in Kansas City aus, von der jeder, der nicht auf den Kopf gefallen ist, weiß , dass sie bis über beide Ohren in Eis eingepackt ist, in schwarzes Eis, absolut tödliche Rückkopplungsprogramme. Kein Cowboy im ganzen Sprawl oder außerhalb würde diese Basis anfassen, weil sie zum einen vor Abwehrsystemen strotzt und zum andern nichts enthält, was irgendwen außer dem Finanzamt interessiert, und das steht wahrscheinlich eh schon auf der Bestechungsliste des Eigentümers.«
    »He«, sagte Bobby. »Jetzt mal im Klartext …«
    »Das ist Klartext, mein weißer Freund! Er hat sich diese Basis ausgesucht, ist dann die Liste seiner Hotdogger durchgegangen, der ehrgeizigen Barrytown-Punks, der Wilsons, die blöd genug sind, ein Programm, das sie noch nie gesehen haben, gegen eine Basis einzusetzen, die so’n Witzbold wie Two-a-Day für sie rausgepickt und als leichte Beute deklariert hat. Und auf wen fällt die Wahl?’türlich auf’nen Neuling im Geschäft, der nicht mal seine Adresse kennt oder seine Telefonnummer hat, und zu dem sagt er, hier, Kumpel, nimm das mit nach Hause und verdien dir ein bisschen was. Wenn du was Gutes rausholst, vertick ich’s für dich!« Beauvoirs Augen waren groß; er lächelte nicht. »Kommt dir der Typ bekannt vor, Mann, oder verkehrst du vielleicht nicht mit Verlierern?«
    »Du meinst, er wusste, dass ich draufgehe, wenn ich diese Basis anzapfe?«
    »Nein, Bobby, aber er wusste, dass es möglich war, falls das Paket nichts taugte. Ihm ging’s in erster Linie darum, deinen Run zu beobachten. Was er nicht mal selber getan, sondern ein paar Cowboys überlassen hat. Es gab mehrere Möglichkeiten, wie die Sache ausgehen konnte. Angenommen, der Eisbrecher wäre mit dem schwarzen Eis fertiggeworden, du wärst reingekommen, hättest ein paar Zahlen gefunden, die dir nichts sagen, und wärst wieder rausgegangen, vielleicht sogar, ohne Spuren zu hinterlassen. Tja, dann wärst du ins Leon’s gekommen und hättest Two-a-Day erklärt, er hätte die falsche Datenbank anvisiert. Oh, er hätte sich garantiert vielmals entschuldigt, dir ein neues Ziel und einen neuen Eisbrecher gegeben, den getesteten ins Sprawl gebracht und dort erklärt, das Ding sei anscheinend okay. Währenddessen hätte er dich im Auge behalten, um deinen Gesundheitszustand zu überwachen und sicherzustellen, dass niemand hinter dem Eisbrecher her ist – könnte ja irgendwas durchgesickert sein. Es hätte auch anders kommen können, und so wär’s auch beinahe gekommen: Irgendwas hätte nicht gestimmt mit dem Eisbrecher, du wärst von dem Eis verbrannt worden, und einer der Cowboys hätte bei deiner Mama einbrechen müssen, um die Software zu holen, bevor man deine Leiche gefunden hätte.«
    »Ich weiß nicht, Beauvoir, das ist ziemlich schwer zu …«
    »Schwer? Quatsch. Das Leben ist schwer. Ich meine, hier geht’s ums Geschäft , kapiert?« Beauvoir musterte ihn streng. Das Plastikgestell saß tief auf der schmalen Nase. Er war zierlicher als Two-a-Day oder der Breitschultrige und braun wie Kaffee mit einem Schuss Sahne. Die Stirn unter dem kurzen schwarzen Kraushaar war hoch und glatt. Er wirkte mager unter dem grauen Kammgarngewand, und Bobby empfand
ihn keineswegs als bedrohlich. »Aber wir sind hier – und du bist hier -, weil wir rausfinden wollen, was wirklich passiert ist. Darin besteht unser Problem. Und das ist was ganz anderes.«
    »Aber du meinst, er hat mich reingelegt, Two-a-Day hat mich reingelegt, und ich hätte dabei draufgehn können?« Bobby saß immer noch im Wöchnerinnenrollstuhl vom St. Mary’s, obwohl er nicht mehr das Gefühl hatte, ihn zu brauchen. »Und nun hat er Stress mit diesen Typen, diesen Bonzen aus dem Sprawl?«
    »Jetzt hast du’s endlich geschnallt.«
    »Und deshalb hat er sich so verhalten, als wär ich ihm völlig egal oder als würde er mich

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