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Neuromancer-Trilogie

Titel: Neuromancer-Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Gibson
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will er das? Auf mich wirkt er ziemlich nervös. Und richtig fies.«
    »Du sagst es. Nervös. Totales Muffensausen trifft es noch besser.«
    »Und warum?«
    »Tja, weißt du, bei Two-a-Day ist nicht alles so, wie es aussieht. Na ja, klar, er macht den Scheiß, wie du ihn kennst, verhökert den Kaspern, entschuldige bitte« – Beauvoir grinste – »unten in Barrytown heiße Software, aber seine Haupttätigkeit, ich meine, sein wirkliches Interesse, liegt woanders.« Er nahm ein welkes Appetithäppchen, beäugte es misstrauisch und warf es über den Tisch in die Bäume. »Sein Ding ist eigentlich, für’n paar große Oungans aus’m Sprawl rumzumachen.«

    Bobby nickte. Er verstand kein Wort.
    »Typen, die mit beiden Händen austeilen.«
    »Jetzt komm ich nicht mehr mit.«
    »Wir reden von Priesterprofis, wenn man so will. Oder stell dir einfach ein paar Obercracks vor – Konsolencowboys, zum Beispiel -, die es zu ihrem Job machen, Dinge für andere zu erledigen. ›Mit beiden Händen austeilen‹ ist so’n Ausdruck bei uns. Heißt so ungefähr, sie haben ihre Finger auf beiden Seiten drin. Auf der weißen und der schwarzen, kapiert?«
    Bobby schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Hexer«, sagte Beauvoir. »Na, egal. Üble Typen, dicke Kohle, mehr brauchst du nicht zu wissen. Two-a-Day ist so’ne Art Zulieferer für diese Leute. Manchmal findet er was, woran sie interessiert sein könnten, dann gibt er’s ihnen und kassiert später ein paar Gefälligkeiten dafür. Kann sein, dass er ein Dutzend Gefälligkeiten zu viel kassiert, und dann geben sie ihm was. Läuft nicht ganz aufs Gleiche raus, falls du mir folgen kannst. Sagen wir, sie haben was, was sie für vielversprechend halten, aber sie trauen sich nicht so recht ran. Diese Leute sind eher konservativ, verstehst du? Nein? Tja, wirst du schon noch merken.«
    Bobby nickte.
    »Die Software, die jemand wie du bei Two-a-Day mietet, kannst du vergessen. Klar, sie funktioniert, aber mit so was würden sich die Großen nie abgeben. Hast’ne Menge Cowboyfilme gesehn, was? Also, der Kram, den sie sich für diese Streifen ausdenken, ist nichts im Vergleich zu dem Zeug, mit dem die richtigen Oberbonzen manchmal rumjonglieren. Besonders wenn’s um Eisbrecher geht. Mit schweren Eisbrechern zu dealen ist’ne heikle Sache, selbst für die Großen im Geschäft. Weißt du, warum? Weil das Eis – das richtig harte Zeug, die Mauern um jede größere Datenansammlung in der Matrix – immer das Produkt einer KI ist, einer Künstlichen Intelligenz.
Nichts anderes baut schnell genug gutes Eis auf, verändert es fortwährend und rüstet es auf. Wenn also ein wirklich starker Eisbrecher auf dem Schwarzmarkt auftaucht, sind schon einige äußerst heikle Faktoren im Spiel. Zum Beispiel, woher kommt das Ding? In neun von zehn Fällen von einer KI, und KIs werden ständig überprüft, hauptsächlich von den Turing-Leuten, damit sie nicht zu clever werden. Vielleicht holt man sich also den Turing-Apparat auf den Hals, weil irgendeine KI ihr Privatkonto aufbessern möchte. Manche KIs haben sogar eine Staatsbürgerschaft, wusstest du das? Eine weitere Sache, vor der man sich hüten muss: Vielleicht ist es ein militärischer Eisbrecher, und dann sind sie auch ganz schnell hinter einem her. Oder er hat sich aus dem Industriespionagezweig einer Zaibatsu verirrt, und von so was sollte man auch lieber die Finger lassen. Hast du das kapiert, Bobby?«
    Bobby nickte. Ihm war, als hätte er sein ganzes Leben darauf gewartet, von Beauvoir die Gesetze einer Welt erklärt zu bekommen, deren Existenz er bislang nur erahnt hatte.
    »Allerdings bringt ein Eisbrecher, der sich wirklich durchfrisst, die Megakohle, ich meine beaucoup . Du bist also der Oberbonze auf dem Markt, jemand bietet dir so ein Ding an, und du willst ihn nicht einfach wegschicken. Also kaufst du das Teil. Du kaufst es still und heimlich, legst es aber nicht ein. Was machst du damit? Du nimmst es mit nach Hause und lässt es von deinem Techniker ummodeln, damit es absolut durchschnittlich aussieht. Du lässt es also zum Beispiel in so ein Format bringen« – Beauvoir tippte auf einen Stapel Software vor sich – »und gibst es deinem Zulieferer weiter, der dir wie üblich ein paar Gefälligkeiten schuldet …«
    »Moment mal«, sagte Bobby. »Gefällt mir gar nicht, was …«
    »Prima. Das heißt, du blickst allmählich durch, zumindest ein bisschen. Denn genauso ist es gelaufen. Sie sind mit dem Ding zu deinem netten

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