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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Jacke.
    »Sound, du«, sagte Maelcum.
    »Du bist total verrückt«, stellte Case fest.
    »Ich hör das, du. Das ist der rechte Sound.«
    »He, Leute«, sagte der Finne, »auf die Socken! Da kommt euer Fahrzeug.
    Ich kann nicht viele Nummern drehen, die so glatt laufen wie das mit dem
    Bild von 8Jean, das euren Türsteher vom Hocker gehauen hat, aber ich
    kann euch eine Fahrgelegenheit zu 3Janes Bude bieten.«
    Case zog gerade den Adapter aus der Buchse, als der unbemannte Servicewagen anrollte und unter dem plumpen Betonbogen am ändern Ende des Korridors in Sicht kam. Es hätte derjenige mit den Afrikanern sein
    können, aber wenn's derselbe war, dann gingen jetzt die Afrikaner ab. Hinter der Lehne des niedrigen, gepolsterten Sitzes gab, mit den winzigen Greifern in der Polsterung verkrallt, der kleine Braun seine roten LED—Blinkzeichen.
    »Bus wartet«, sagte Case zu Maelcum.
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    Den Zorn hatte er wieder verloren. Er vermißte ihn. Der kleine Wagen
    war voll besetzt: Maelcum, die Remington auf den Knien, und Case mit
    Deck und Konstruktion an der Brust. Der Wagen fuhr Geschwindigkeiten,
    für die er nicht geschaffen war; er war oberlastig und drohte bei Kurven
    umzukippen, so daß Maelcum dazu überging, sich in die Kurven zu legen.
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    Das war weiter nicht problematisch, solange das Gefährt nach links bog,
    da Case rechts saß. Bei Rechtskurven mußte sich der Zionit allerdings
    über Case und sein Gerät beugen und drückte ihn kräftig gegen die Sitz—
    polster.
    Case hatte keine Ahnung, wo sie waren. Es kam ihm alles vertraut vor,
    dennoch war er sich nicht sicher, ob er den einen oder anderen Abschnitt
    schon einmal gesehen hatte. In einem gekrümmten, von Holzschaukästen
    gesäumten Flur wurde eine Sammlung ausgestellt, die er ganz sicher noch
    nicht zu Gesicht bekommen hatte: Schädel großer Vögel, Münzen, Masken
    aus gehämmertem Silber. Die sechs Räder des Servicewagens rollten lautlos über die geschichteten Teppiche. Da war nur das Surren des Elektromotors und gelegentlich ein kleines Forte im Zion-Sound aus den schaum—stoffunterlegten Kopfhörern in den Ohren von Maelcum, wenn dieser sich
    über Case lehnte, um eine scharfe Rechtskurve auszugleichen. Deck und
    Konstruktion drückten ihm ständig das Shuriken in der Jackentasche in die Hüfte.
    »Hast du 'ne Uhr?« fragte er Maelcum.
    Der Zionit schüttelte seinen Wuschelkopf. »Zeit ist Zeit.«
    »Herrgott«, sagte Case und schloß die Augen.
    Der Braun flitzte über den Teppichberg und klopfte mit einer seiner gepolsterten Klauen an eine übergroße, rechteckige Tür aus dunklem, abgestoßenem Holz. Hinter ihnen im Wagen fing es zu schmoren an. Blaue Funken sprühten aus den jalousieartig angeordneten Luftschlitzen. Der Funkenregen ergoß sich auf den Teppich unter dem Wagen. Es roch nach versengter Wolle.
    »Das der Weg, du?« Maelcum beäugte die Tür und entsicherte sein Gewehr.
    »He«, sagte Case mehr zu sich als zu Maelcum, »denkste, ich weiß das?«
    Der Kugelkörper des Braun fing zu rotieren an; die LED blinkte.
    »Es will, daß du die Tür aufmachst«, sagte Maelcum nickend.
    Case trat vor und probierte am schmuckvollen Messingknauf. Es war an
    der Tür in Augenhöhe ein Messingschild angebracht, das so alt war, daß
    die einst eingravierte Schrift zu einem unleserlichen Gekritzel entstellt, der längst hinfällige Name einer Funktion oder eines Funktionärs bis zur Unkenntlichkeit wegpoliert war. Er fragte sich beiläufig, ob Tessier-Ash—
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    pool jedes Stück der Straylight einzeln ausgesucht oder en gros aus einem riesigen europäischen Fundus à la Metro Holografix bezogen hatte.
    Die Angeln quietschten wehmütig, als er die Tür aufschob und Maelcum
    sich, die Remington aus der Hüfte heraus im Anschlag, an ihm vorbei—
    schob.
    »Bücher«, sagte Maelcum.
    Die Bibliothek, die weißen, beschilderten Stahlregale.
    »Ich weiß, wo wir sind«, sagte Case. Er sah zum Servicewagen zurück.
    Eine Rauchwolke stieg vom Teppich auf. »Komm schon!« sagte er. »Wagen.
    Wagen?« Der rührte sich nicht von der Stelle. Der Braun zupfte an seinem
    Hosenbein, kniff ihn in den Knöchel. Er hatte große Lust, nach dem Ding
    zu treten. »Ja?«
    Der Braun stelzte tickend um die Tür herum. Er folgte ihm.
    Der Monitor in der Bibliothek war wiederum ein Sony, alt wie der erste.
    Der Braun blieb darunter stehen und führte eine Art Bienentanz auf.
    »Wintermute?«
    Die vertrauten Züge erfüllten den Bildschirm. Der Finne lächelte.
    »Zeit

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