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Neuromancer

Neuromancer

Titel: Neuromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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bitte schön.« Auf dem Bildschirm warf der junge Mann ungeduldig den Kopf zurück.
    Maelcum wirbelte herum, das Gewehr im Anschlag, als links von ihnen
    eine Tür aufging. Ein schmächtiger Eurasier in orangem Overall kam herein und starrte sie an. Er sperrte den Mund auf, aber nichts kam heraus. Er schloß den Mund. Case blickte zum Monitor. Der war aus.
    »Wer?« brachte der Mann hervor.
    »Rastafariermarine«, sagte Case und richtete sich auf, wobei das Cyberspace-Deck gegen seine Hüfte prallte. »Wir wollen weiter nichts als 'nen Anschluß zu eurem Sicherheitssystem.«
    Der Mann schluckte. »Ist das ein Test? Ein Loyalitätstest? Das muß es
    sein, ein Loyalitätstest.« Er wischte sich die Handflächen an den Beinen
    seines orangen Overalls ab.
    »Nee, du. Das hier ist echt.« Maelcum schoß aus der geduckten Haltung
    hoch und richtete die Remington auf das Gesicht des Eurasiers. »Los mit
    dir!«
    Sie folgten dem Mann durch die Tür in einen Korridor, dessen glatte Be—
    tonwände und unregelmäßiger Bodenbelag aus überlappenden Teppichen
    Case hinlänglich vertraut waren. »Hübsche Läufer«, sagte Maelcum, der
    dem Mann die Waffe ins Kreuz drückte. »Riecht wie in 'ner Kirche.«
    Sie kamen zu einem weiteren Monitor, einem altertümlichen Sony, der
    über einer Console mit Tastatur und einer ganzen Reihe verschiedener Ein—
    steckbuchsen montiert war. Der Bildschirm flackerte auf, als sie stehen—
    blieben, und der Finne grinste ihnen verkrampft aus einer Art Vorzimmer
    von Metro Holografix entgegen. »Okay«, sagte er, »Maelcum bringt den
    Kerl den Korridor runter zu 'ner offenen Spindtür und steckt ihn da rein.
    Ich schließe ab. Case, du nimmst die fünfte Buchse von rechts in der obersten Reihe. Im Schrank unter der Console findest du Adapter. Brauchst Ono-Sendai zwanzig in Hitachi vierzig.« Während Maelcum seinen Gefangenen vorwärtsstieß, ging Case in die Knie, kramte durch das Steckersor—timent und fand schließlich den richtigen. Nachdem er das Deck an den
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    Adapter angesteckt hatte, hielt er inne.
    »Mußt du dich so zeigen, Mann?« fragte er das Gesicht auf dem Monitor. Der Finne löste sich Zeile für Zeile in das Bild von Lonny Zone vor einer abblätternden japanischen Posterwand auf. »Was immer du willst, Baby«, lallte Zone. »Laß mal fix Lonny ran...«
    »Nein«, sagte Case, »benutz den Finnen!« Als das Bild von Zone verschwand, schob er den Hitachi-Adapter in die Buchse und pflanzte sich die E-troden auf die Stirn.
    »Was hat dich aufgehalten?« fragte die Flatline und lachte.
    »Ich sagte doch, du sollst das bleiben lassen«, erwiderte Case.
    »Scherz, Junge«, sagte die Konstruktion. »Für mich steht die Zeit still.
    So, mal sehn, was wir hier haben...«
    Das Kuang-Programm war grün, im haargenau gleichen Ton wie das T-A-Eis. Es wurde vor seinen Augen noch deckender, obwohl er das schwarz—verspiegelte Haigebilde klar erkennen konnte, wenn er hochsah. Die gebrochenen Linien und Halluzinationen waren jetzt verschwunden, und das Ding sah echt wie die Marcus Garvey aus, ein flügelloser, altertümlicher Jet mit glatter, schwarz verchromter Außenhaut.
    »Weiter so!« sagte die Flatline.
    »Weiter!« sagte Case und schaltete um.
    »... wollte das nicht. Tut mir leid«, sagte 3Jane, die Molly den Kopf verband. »Unser Team sagt, keine Gehirnerschütterung, kein bleibender Schaden fürs Auge. Du hast ihn nicht besonders gut gekannt, bevor du hierher gekommen bist?«
    »Hab ihn überhaupt nicht gekannt«, sagte Molly düster. Sie lag mit dem
    Rücken auf einem hohen Bett oder gepolsterten Tisch. Case konnte das
    verletzte Bein nicht spüren. Die synästhetische Wirkung der ersten Spritze schien abgeklungen zu sein. Die schwarze Kugel war weg, aber ihre Hände waren mit weichen Gurten fixiert, die sie nicht sehen konnte.
    »Er will dich töten.«
    »Denkt er sich«, sagte Molly und starrte an dem grellen Licht vorbei zur
    rauhen Decke.
    »Vielleicht will ich das gar nicht«, sagte 3Jane, und
    Molly drehte gequält den Kopf herum und sah in die dunklen Augen auf.
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    »Spiel nicht mit mir!« sagte sie.
    »Aber vielleicht will ich das«, sagte 3Jane, beugte sich über sie und küß-
    te sie auf die Stirn, wobei sie mit warmer Hand ihr Haar zurückstrich. Es waren Blutspuren auf ihrem hellen Burnus.
    »Wo ist er jetzt hin?« fragte Molly.
    »Beim nächsten Druck vermutlich«, sagte 3Jane und richtete sich auf. »Er
    hat recht ungeduldig auf deine Ankunft gewartet. Ich glaube,

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